Teufels Küche
sein.«
»Ich bin draußen«, sagte Veatch.
Slipper erhob sich mit einer merkwürdigen Demonstration flinker, beweglicher Anmut aus dem kistenförmigen Sitzmöbel. Er trat vor Haere und forschte in dessen Gesicht nach etwas, das er anscheinend nicht entdecken konnte. »Draper, ich mag dich, das weißt du.« Er machte eine Pause, und fuhr dann in sanftem, fast flehendem Ton fort: »Und ich bewundere dich. Bei Gott, das tue ich. Jetzt bitte ich dich inständig, mit dieser Geschichte nicht weiterzumachen. Ich bitte dich darum. Wenn ich glaubte, daß es etwas nützen würde, würde ich niederknien und dich darum anflehen.«
»Weißt du, was es ist, Slippery?« fragte Haere. »Weißt du, was wirklich dahintersteckt?«
Der weißhaarige Mann schüttelte den Kopf. »Was es ist, spielt keine Rolle, Draper. Aber es ist groß und es ist ungeheuerlich, wie du gerade gesagt hast. Ich beurteile den Grad der Ungeheuerlichkeit nach den Leuten, die mich geschickt haben und die irrsinnig wütend sein werden, wenn ich zurückkomme und ihnen berichten muß, was du beabsichtigst.«
»Wie wütend?« fragte Louise Veatch.
Slipper sah sie an und zuckte mit den Achseln. »Sie werden jemand anderen ausschicken. Und das wird dann nicht so ein alter Trottel wie ich sein.«
»Wer?« wollte Louise Veatch wissen und erhob sich schnell. Ihr Gesicht verriet ihre Besorgnis. »Wen werden sie schicken?«
»Louise«, antwortete Slipper. »Daran möchte ich nicht einmal denken.«
Sie wandte sich schnell zu Haere. Ihr Gesicht war plötzlich blaß, ihre Hände umklammerten ihr Glas, als ob sie damit verhindern wollte, daß sie zitterten. »Das hast du gewußt, nicht wahr?«
Haere nickte. »Slippery hat das schon ganz deutlich gemacht, als wir uns zum ersten Mal unterhielten.«
Sie wandte sich an ihren Mann. »Sorg dafür, daß er es aufgibt.« Der designierte Gouverneur wich nur ihrem Blick aus. Louise Veatch wandte sich wieder an Haere. »Verdammt, Draper, gib es auf!«
Haere lächelte flüchtig. »Entweder kann ich es nicht, oder ich will es nicht«, sagte er. »Ich weiß nicht genau, was von beidem.« Er drehte sich um und ging aus dem Raum. Die drei anderen – zwei standen, einer saß – sahen ihm nach. Kein weiteres Wort wurde gesagt. Keiner versuchte, ihn aufzuhalten.
Auf dem Heimweg erledigte Haere zwei Besorgungen. Die erste war ein Besuch in dem Reisebüro nahe der Kreuzung Seventh Avenue und Wilshire Boulevard in Santa Monica, wo er die beiden Flugscheine erster Klasse nach Tucamondo abholte. Carlotta Preciado, die hübsche Sechsundzwanzigjährige, die ihm die Flugscheine zusammen mit seiner American-Express-Karte aushändigte, sah ihn mißbilligend an.
»Was stimmt denn nicht?« fragte Haere.
»Sie sehen heute nicht so toll aus, Draper.«
»So sehe ich doch immer aus.«
»Nein. Normalerweise sehen Sie so aus, als ob nächsten Monat die Welt untergeht. Aber heute sehen Sie so aus, als hätten Sie gerade erfahren, daß der Termin eine Woche vorverlegt wurde.«
Er lächelte. »Ist es so besser?«
»Nicht viel.« Sie deutete auf die beiden Flugscheine, die er in der Hand hielt. »Wissen Sie, da fährt doch niemand mehr hin. Seit über zwei Monaten habe ich diesen Flug nicht mehr gebucht. Warum kann da überhaupt jemand hinwollen?«
»Flitterwochen«, sagte Haere.
»Ich kann denen etwas wirklich Gutes in Jamaica vermitteln.«
»Die suchen nach etwas Aufregung.«
»Aufregung«, sagte sie. »Na ja, beschossen zu werden oder spurlos zu verschwinden sollte schon für Aufregung sorgen.«
»Das ist genau das, worauf die aus sind.«
Carlotta Preciado verzog die Nase. »Velveta. Wer, um alles in der Welt, bringt es nur fertig, ein Kind Velveta zu nennen.«
»Fondue-Fans?«
»Sie können Ihren Hochzeitsreisenden einen Rat von mir geben, Draper. Sagen Sie ihnen, wenn ihnen Jamaica nicht gefällt, dann kann ich ihnen etwas wirklich Schönes auf Barbados empfehlen. Und wenn sie Aufregung suchen, können sie zu einem Hahnenkampf gehen und zusehen, wie sich zwei Hühner verprügeln.«
Haere grinste. »Bis bald, Carlotta.
»Velveta«, sagte sie. »Mein Gott.«
Haeres nächstes Ziel war der Parkplatz der Crocker Bank. Er öffnete das Handschuhfach des alten Cadillac-Coupés, wühlte darin herum, bis er schließlich eine weiße Tüte fand, in der einmal etwas eingepackt gewesen war, was er bei Brooks Brothers gekauft hatte. Er steckte die zusammengefaltete Tüte in seine Gesäßtasche, betrat die Bank und wurde dort in einem
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