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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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saß seine Frau. Der designierte Gouverneur drehte ein Glas Weißwein in den Händen. Louise Veatch hielt ein Glas Wodka on the rocks an die Lippen. Sie hatte das Gefühl, daß sie ihn brauchen würde.
    »Okay, Baldy«, sagte Haere. »Laß hören.«
    Veatch war bemüht, dem kalten Blick Haeres mit einem ebenso kalten Blick standzuhalten. Ehe er sprach, war sein Mund zu einer festen Linie zusammengepreßt. Sein großes Kinn sah kühn und entschlossen aus. Das ist sein Heil-dem-Anführer-Gesicht, dachte Haere.
    »Ich habe beschlossen, daß wir unsere kleine Untersuchung einstellen, ehe sie noch weiter geht, als sie es bereits ist«, sagte Veatch.
    Haere nickte nachdenklich, ohne seinen Blick von Veatch abzuwenden. »Du hast beschlossen.«
    »Stimmt«, sagte Veatch.
    Haere sah David Slipper an. »Was hast du ihm versprochen, Slippery? Außer dem Mond und den Sternen und dem Schlüssel zum Panzerschrank?«
    Der weißhaarige Mann zuckte mit den Achseln und lächelte. »Ich verspreche nie etwas, Draper. Das weißt du doch. Ich erwähne nur … Möglichkeiten.«
    Haere lächelte betrübt und wandte sich wieder Veatch zu. »Baldy, laß mich nur eine Frage stellen. Was zum Teufel verleitet dich zu der Annahme, du könntest es abbrechen?«
    Veatch befürchtete eine Falle und bemühte sich um sein herzlichstes, schiefstes Grinsen. »Ich meinte nur, Draper, daß meine Beteiligung, die, wie du zugeben mußt, minimal war, aufhört.« Er ließ eine Pause eintreten. Das Grinsen verschwand. »Von jetzt an«, fügte er schroff hinzu.
    Haere saß auf einem Sessel aus verchromten Rohren und Lederbespannung. Er beugte sich vor, die Arme auf die Knie gestützt, beide Hände umschlossen sein Bierglas. Es war eine ernsthafte Haltung und die gleiche, die die meisten einnehmen, wenn sie auf der Toilette sitzen. »Baldy«, sagte er sanft, »du steckst bis über den Hals in der Geschichte drin. Es war von Anfang an deine Idee. Jack Replogle kam als erstes zu dir, nicht zu mir. Aber der Zug, in den du da eingestiegen bist, hat sich selbständig gemacht. Du willst bestimmt nicht darin sitzenbleiben, aber du kannst, verdammt noch mal, auch nicht von ihm abspringen.«
    »Ich rate zum Abspringen, Gouverneur«, sagte Slipper.
    »Halt den Mund, Slippery«, sagte Haere. Er wandte sich an Veatch. »Ich habe einen flüchtigen Blick darauf geworfen, was an der Geschichte dran sein könnte. Nur einen flüchtigen Blick – aus dem Augenwinkel. Ich bin beinahe überzeugt, daß sie groß, ungeheuerlich und absolut verheerend ist, und ich vermute – vermute nur daß sie in den Annalen irgendwo zwischen dem Teapot-Dome-Skandal und Watergate einzuordnen ist. Falls ich recht habe, würde ich mir nicht erlauben, dir zu raten, wie du sie benutzen sollst. Du weißt schon. Sie könnte dich direkt ins Weiße Haus tragen. Vielleicht sogar schon vierundachtzig. Aber ungeachtet, was du tust, Baldy, ich bleibe dran – wenn es sein muß, auf eigene Faust. Es gibt jede Menge andere Möchtegern-Präsidenten, die wissen würden, was sie damit machen sollten – aber ich gebe nun einmal dir den Vorzug, Gott weiß, warum. Was ich dir also anbiete, ist deine letzte aussichtsreiche Chance, ins Weiße Haus einzuziehen. Rein oder raus?«
    Es dauerte fünfzehn Sekunden, ehe der offensichtlich in Versuchung geratene Baldwin Veatch mit einem Wort seine Antwort gab. »Raus«, sagte er.
    »Ach, Scheiße«, sagte Louise Veatch.
    Er wandte sich ihr zu, überrascht, vielleicht sogar verletzt. »Du bist wohl überhaupt nicht meiner Meinung?«
    »Ich meine nur, daß du zu früh aufgibst. Du könntest abwarten und sehen, was Draper herausbekommt, sehen, ob es wirklich etwas wert ist, und dich dann entschließen.«
    »Das wäre etwas zu spät, fürchte ich, Louise«, sagte Slipper um die Zigarre herum, die er gerade bedächtig anzündete. »Die – äh – Möglichkeiten, die ich Baldwin gegenüber erwähnt habe, setzen zwingend für ihn voraus, daß er sich sofort davon, also sagen wir – distanziert.« Slipper zeigte ein behagliches, zuversichtliches Lächeln, das zu signalisieren schien, daß er annähernd erreicht hatte, was zu tun er ausgeschickt worden war. Vielleicht, dachte Haere, hat er auch gerade festgestellt, daß er doch noch eine Rolle spielt.
    Haere erhob sich langsam aus dem Sessel aus Chrom und Leder und blickte auf Veatch hinab. »Im nächsten Juni, Baldy, wird niemand mehr wissen, wer du bist. Im nächsten Juli wird nicht mal Slippery hier für dich am Telefon zu sprechen

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