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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Treppenabsatz hinaus und sah den beiden Männern nach, die den Fuß der Treppe erreichten und durch die Haustür hinaus auf die Straße gingen. Haere drehte sich um und stolperte mühsam in den riesigen Raum zurück. Wieder überfiel ihn der Schmerz, warf ihn beinahe um. Er richtete sich auf und näherte sich langsam Schritt für Schritt dem Telefon, nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer. »Carlotta?« sagte er, als sich eine weibliche Stimme meldete. »Hier ist Draper noch einmal. Dieser Hochzeitsflug nach Tucamondo morgen. Buchen Sie für mich bitte auch einen Platz, ja?«

24
    Mit dreißig redete Velveta Keats ihre Mutter immer noch mit »Ma’am« an. Seit fast zwanzig Minuten führte sie jetzt schon ein Ferngespräch mit ihr. Velveta Keats starrte auf den Pazifik hinaus, ihre Mutter, Francine Keats, auf Biscayne Bay. In Kalifornien betrug die Temperatur 22 Grad, und es war trocken, in Florida herrschten 29 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent.
    Nach einer Pause von fünfzehn Sekunden sprach Francine Keats wieder. »Und du bist sicher, daß dieser Mr. Citron ein netter Junge ist, Vee?«
    »Jamämm, allerdings ist er eigentlich kein Junge. Er ist mindestens vierzig.«
    »Na ja, du weißt, was ich meine.«
    »Jamämm, ich weiß. Aber Papa hat ihn kennengelernt. Frag Papa nach ihm.«
    »Also, ich weiß nicht, mit jemand da nach Mittelamerika hinunterzufliegen, den du gerade erst kennengelernt hast, das könnte doch – also, du weißt selbst, in was für Klemmen du geraten kannst.«
    »Jamämm.«
    »Wie ist das Wetter bei euch da drüben?«
    »Richtig schön, Mama.«
    »Hier ist es warm.« Wieder trat eine Stille ein und dann kam ein langer Seufzer aus Florida. »Wann wirst du denn abfliegen?«
    »Sofort.«
    »Und wie lange willst du dort bleiben?«
    »Er sagte etwas von rund zehn Tagen oder so.«
    »Und was hast du gesagt, wovon dieser Mr. Citron lebt?«
    »Er ist Schriftsteller, Mama. Er schreibt Reiseartikel.«
    »Was ist er?« fragte Francine Keats. Man konnte ihre absolute Mißbilligung heraushören. »Na ja …« Wieder eine Pause. »Na ja, dann amüsiert euch mal gut.«
    »Jamämm. Das werden wir.«
    »Und ich werde Papa grüßen.«
    »Jamämm, tu das.«
    »Na ja.« Wieder eine Pause. »Schreib mir mal eine Karte, hörst du?«
    »Jamämm.«
    »Also, dann auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiedersehen, Mama.«
    Nachdem Francine Keats den Hörer zurückgelegt hatte, starrte sie weiter auf die Bucht hinaus, wo eine weiße Chris Craft von neunzehn Metern Länge in den Atlantik auslief. Sie kannte das Boot. Es war die Sea Savvy. Es gehörte diesem New Yorker Ehepaar weiter unten an der Straße, diesem eingebildeten jüdischen Rechtsanwalt und seiner Frau, der Person mit dem vollen roten Haar, die behauptete, sie sei aus Charleston. Herr im Himmel, die Leute, die heutzutage behaupteten, daß sie aus Charleston stammten. Francine Keats wandte sich vom Fenster ab, seufzte wieder und betrachtete sich kritisch im Spiegel. Sie legte ihre beiden Zeigefinger unmittelbar vor die Ohrläppchen und drückte sie nach oben. Die Falten verschwanden. Mit ihnen verschwanden zehn Jahre. Mindestens zehn, dachte sie. Aber sie mußten einen betäuben, um es zu machen und B. S. würde das niemals zulassen, weil er wußte, daß sie reden würde, genauso wie sie im Schlaf redete, und der Himmel mochte wissen, was sie dann alles ausplauderte. Aber vielleicht konnte sie in Mexico City oder Buenos Aires oder sonst wo einen Chirurgen ausfindig machen, der kein Englisch verstand und es machen konnte. Es lohnte sich bestimmt, dieser Möglichkeit nachzugehen.
    Sie wandte sich vom Spiegel ab und durchquerte den großen Raum, den sie ihren Salon nannte, weil sich das hübsch anhörte, ging durch die Tür und durch einen langen Korridor zur letzten Tür an dessen Ende. Dort saß der Mann, an den sie immer als den mageren französischen Nigger dachte, der, den alle Jacques nannten. Er las in einem amerikanischen Comic-Heft, aber wahrscheinlich sah er sich nur die Bilder an. Jacques hob seine Augen von seinem Comic-Heft und lächelte.
    »Ich … muß … ihn … sprechen«, sagte Francine Keats mit erhobener Stimme und sprach jedes Wort einzeln und sehr deutlich aus, damit er ihr Englisch verstand.
    »Oui, madame «, sagte Jacques, erhob sich, drehte sich um und klopfte behutsam an die Tür und wartete auf das »Herein«. Er öffnete die Tür, und Francine ging in den Raum, den sie das Arbeitszimmer ihres Mannes nannte. Der Mann war noch da,

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