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Teufels Küche

Teufels Küche

Titel: Teufels Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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wieder zu, als seine Angaben wiederholt wurden. »Gut so«, sagte er, »und vielen Dank. Ich werde sie abholen lassen.«
    Haere legte den Hörer auf und widmete sich wieder dem Binden seiner Krawatte. Louise Veatch sah ihn mit betrübten Augen an. Um ihre Lippen spielte ein schwaches halbes Lächeln. »Du nimmst an, daß das für uns die Gabelung ist, an der sich unsere Wege trennen?«
    Haere zog den Knoten der Krawatte zu, bevor er antwortete. Als der Knoten zu seiner Zufriedenheit saß, sagte er: »Du könntest ihn verlassen.«
    »Ist das ein Antrag oder eine Einladung oder was?«
    »Beides.«
    »Dann würde ich niemals im Weißen Haus wohnen, oder?«
    »Das wirst du ohnehin nicht.«
    Sie blickte sich in dem riesigen Raum um, als ob sie ihn das erste Mal sähe. Haere konnte nicht erkennen, ob sie das, was sie sah, trist oder nur lächerlich fand.
    »Ich könnte einfach hier bei dir und dem dummen alten Hubert einziehen?«
    »Hubert ist so schlecht nicht.«
    »Aber dann würde ich niemals der Queen vorgestellt werden oder mein Südstaatler-Französisch an Mitterand ausprobieren können oder etwas in der Art?«
    Haere lächelte flüchtig. Die Möglichkeit, daß Louise Veatch der Königin von England begegnen würde, war einer ihrer ältesten privaten Scherze. »Wir könnten heiraten«, sagte Haere und fügte schnell hinzu: »Und wenn du Mitterand brennend gern kennenlernen würdest, könnte ich das vermutlich irgendwie hinkriegen.«
    Louise Veatch starrte ihn für einen langen Augenblick an, ehe sie flüsterte: »Und was wäre mit der Queen?«
    »Daß ich das schaffen könnte, glaube ich nicht.«
    »Du bist süß.«
    »Aber?«
    »Weißt du, was wir in fünf Jahren sein würden?«
    »Gelangweilt etwa?«
    »Niemals gelangweilt, Draper. Nur skurril.«
    »Und was wäre daran auszusetzen? Ich bin jetzt schon in gewisser Weise skurril.«
    Sie lächelte. Es war ein melancholisches Lächeln der Komplizenschaft und des Versprechens und der Liebe, das Haere beinahe überzeugte, daß er sie nie verlieren würde. Dann lag sie in seinen Armen, und sie küßten sich hemmungslos. Als sie mit ihren Küssen fertig waren, sagte sie: »Mein Gott, Draper, mein Gott, mein Gott, mein Gott.«
    »Ich mußte fragen.«
    Sie beugte sich zurück, um ihn anzusehen. Das Lächeln war noch da und die Tränen rannen ihr jetzt über das Gesicht zu den Mundwinkeln hinunter, wo sie, wie er wußte, aufgeleckt würden. Das machte sie immer.
    »Soll ich dir was sagen?« fragte sie.
    »Was?«
    »Als du mich gefragt hast, hätte ich beinahe – eine Sekunde lang war ich soweit – hätte ich beinahe ja gesagt.«
    Haere lächelte, aber nur ein wenig, und mit dem Zeigefinger tupfte er eine ihrer Tränen auf. Er probierte sie. »Salzig, wie immer behauptet wird.« Er küßte sie noch einmal, diesmal auf die Nasenspitze. »Die Queen wird dir gefallen«, sagte er.

23
    Der übergroße Wohnraum, in dem Baldwin und Louise Veatch ihre Gäste und Besucher überwiegend empfingen und bewirteten, wies ein Minimum an Möblierung auf und entbehrte fast vollständig der Farbe, abgesehen von einigen seltsamen Gemälden von einem lange verstorbenen mexikanischen Künstler. Die Bilder hingen bei der mit Fliesen verkleideten Betontreppe, die sich in einem S-förmigen Bogen vom Obergeschoß herunterschwang. Eine Glaswand bot Ausblick auf den Patio, den Swimmingpool, den Tennisplatz und einen schönen alten Baumbestand aus Kiefern und Eukalyptus. Die Bäume hätten helfen sollen. Statt dessen hielten sie nur die Sonne ab und machten den Raum düster und gruftähnlich und beinahe sogar bedrohlich. Es war ein Raum, der die Gäste verleitete, bei den seltenen Partys, die darin stattfanden, zuviel zu trinken und zu wenig zu sagen. Louise Veatch haßte den Raum. Ihr Mann fand ihn, wenn er überhaupt an ihn dachte, was selten geschah, generell nur trist, wenn auch nicht trist genug, um Geld in ihn hineinzustecken.
    Die Sandalen des mexikanischen Hausmädchens klapperten auf den großen quadratischen, rötlichen Fliesen, als sie von einem silbernen Tablett die Getränke servierte. Bis das Mädchen den Raum verlassen hatte, herrschte völlige Stille. Dann hob David Slipper sein Glas mit Bourbon und Wasser und sagte: »Nun denn, auf unser aller Wohl.«
    Slipper saß in einem cremefarbenen, kistenförmigen Sessel. Draper Haere betrachtete ihn kalt und richtete dann seinen Blick auf den designierten Gouverneur, der in der einen Ecke des langen cremefarbenen Sofas saß. In der anderen Ecke

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