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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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leben. Wollen wir jetzt noch eine Runde kuscheln, oder darf ich dir endlich von unserem Gespräch unter Männern berichten?«
    »Ja, mach mal«, murmelte Julia, während Hellmer mit der Funkfernbedienung seinen Wagen entriegelte.
    »Drinnen, okay? Es wird mir hier draußen zu kalt.«
    Nur zögerlich ließ die Kommissarin sich hinab in die tiefliegenden Sportsitze sinken, und erneut durchzuckte ein unangenehmes Ziehen ihre untere Wirbelsäule. Während sie sich ein Ächzen verkniff, zog ihr Partner zwei doppelt gefaltete, knittrige DIN-A4-Seiten aus der Tasche und entblätterte sie. Es war der Farbausdruck eines Messenger-Fensters, in dem sich offensichtlich zwei Personen via Chat unterhalten hatten. Die Liste zeigte die Nachrichten versetzt untereinander, in verschiedenfarbigen Textfeldern, neben denen außerdem Zeitstempel vermerkt waren.
    Die Begrüßungsnachricht war von Mike Cramer.

»hi«
»kennen wir uns?«
»ich dich schon«

    Der Zeitindex verriet an dieser Stelle, dass bis zur Antwort von Sybille Hausmann zwei Minuten vergangen waren.

»keiner meiner freunde kennt dich und fotos hast du auch keine«
»zweitaccount :-)«
»ok und wer bist du?«
»weiss nicht ob ich das sagen will«
»wieso?«
»angst dass du mich auf igno setzt«

    Julia überlegte kurz. »Igno« meinte die Ignorier- bzw. Blockierfunktion, mit der man sich vor unerwünschten Benutzern schützen konnte. Michael Schreck, der IT-Experte, hatte unlängst über Facebook und die Kriminalität in sozialen Netzwerken referiert.

»mach ich auch so, wenn du’s mir nicht sagst ;-)«
»ich wollt mich bei dir entschuldigen«
»wofür?«
»versprichst du mir nicht offline zu gehen?«
»mal sehen«

    50 Sekunden Pause.

»ich war der typ«
»was für’n typ?«
»im laden«

    30 Sekunden lang keine Reaktion.

»?????«
»im laden. der typ mit der maske«

    Keine Reaktion. Mike hatte daraufhin erneut getextet:

»hallo?«

    Und dann:

»noch da???«

    Doch erst nach einer halben Stunde hatte Sybille sich wieder gemeldet:

»was willst du von mir?«

    Umgehend schrieb Mike zurück:

»mich entschuldigen«
»wofür, dass du keinen hochbekommen hast??!!
»nein, dich um verzeihung bitten. EHRLICH.«

    Zwei Minuten Funkstille.

»du arsch«
»ich hab keinen hochbekommen weil ich das nie wollte«
»aber du hast es versucht«
»ja, weil mich einer gezwungen hat«
»der andere typ?«
»jop«
»warum?«
»ist kompliziert«
    30 Sekunden.

»weisst du eigentlich wie beschissen es mir geht???«
»glaub schon. mir auch«
»toller trost«
»sorry, war nicht so gemeint«
»waren die bullen schon bei dir?«
»jein«
»??«
»hab quasi nen bullen im haus«
»und jetzt die hosen voll oder wie??«
»schon«

    40 Sekunden.

»ich weiss nicht was ich davon halten soll«
»der typ hat noch ganz andere sachen gemacht. alter schwede«
»aber er ist nicht im laden vor mir gestanden«
»ich weiss. aber er hätte vielleicht, deshalb das mit dem messer«
»ja, habs in deinen augen gesehen, dass du voll die panik hattest«
»wenn die bullen zu mir kommen, kann ich ihn verpfeifen«
»und weiter?«
»hab ne scheissangst davor«
»die hatte ich auch«
»ich darf keine anzeige bekommen. wenn der und ich in den knast gehen, bin ich tot.«
»und das soll ich jetzt entscheiden??«
»scheint so«
»ironie des schicksals«
»jop«
»muss ich drüber nachdenken«
»meldest du dich wieder?«

    Sekunden später fragte Mike erneut:

»bitte meld dich wieder«

    Eine Minute verging, bevor Sybille antwortete:

»joa denk schon. aber du bist trotzdem das letzte. ich will dir niemals wieder begegnen, nur damit du’s weisst!«

    Damit endete die Konversation.

    »Der Rest lief dann über Mikes Vater und Frau Hausmanns Mutter«, schloss Hellmer. »Der Account bei Facebook ist gelöscht, diesen Ausdruck hier hat der Junge in einem seiner Verstecke im Bücherregal gehortet. Rate mal, wo«, grinste Hellmer.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Julia und schob grübelnd ihre Unterlippe hervor. »Im ausgehöhlten Katechismus vielleicht? Da hat ein Mitschüler früher seine Zigaretten gehortet, kein Scherz«, bekräftigte sie.
    »Nicht übel.« Hellmer nickte anerkennend. »Das Papier hat in einer Schulbibel gesteckt.«
    »Im Ernst?«
    »Wenn ich’s dir doch sage. Hinten, bei den Johannesbriefen.«
    »Zufällig oder absichtlich?«
    »Das kann ich nicht genau sagen, aber einige Textpassagen sind mit gelbem Textmarker hervorgehoben. Das ist in einer Schulbibel wohl gang und gäbe, oder?«
    »Mein Vater hätte mir

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