Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
dahintersteckt.«
»Wenn ich dir etwas anderes sage, setze ich hier alles aufs Spiel«, wehrte Chris ab.
»Dann ordere ich jetzt zwei Funkstreifen und mische den Club auf«, gab Brandt achselzuckend zurück. »Such’s dir aus.«
»Verdammt«, knurrte Leander, »aber behalt’s bloß für dich, solange ich hier nicht aus dem Schneider bin.«
»Wir werden sehen.«
»Matty stand in Verdacht, der Verräter zu sein, verstehst du? Einer, der für die fehlgeschlagenen Geschäfte in der Vergangenheit herhalten musste und dem man vorwerfen konnte, den Präsidenten verschwinden zu lassen.«
»Verdammt«, entfuhr es Brandt. »Hat er?«
»Nebensache«, wehrte Leander ab. »Er soll sogar mit den alten Kameraden der Wheels in Verbindung gestanden haben, es gab jedenfalls jede Menge Verdachtsmomente. Genügend, um … hm, Maßnahmen zu ergreifen. Am Wochenende hat es ihn dann erwischt, besoffen im Scheißhaus, nun, den Rest kennst du ja.«
»Warst du daran beteiligt?«
»Ich war überhaupt nicht da«, kam es prompt. Etwas zu schnell, für Brandts Geschmack, und er vermutete, dass es eine Lüge war. Doch was sollte Chris anderes sagen? Wenn das, was er soeben berichtet hatte, auch nur im Entferntesten stimmte, dann war er der größte Nutznießer dieser Entwicklung. War das nun die schlichte Wahrheit oder eiskaltes Kalkül? In Peters Kopf begann sich ein unaufhaltsames Karussell zu drehen, schnell und lärmend, und es ließ sich weder ignorieren noch zum Stillstand bringen.
»Verstehst du jetzt, wieso ich nicht freiheraus darüber reden konnte?«, durchbrach Chris’ leise Stimme sein inneres Chaos. »Ich bin plötzlich zum Verdächtigen ersten Ranges aufgestiegen, das hatte ich weiß Gott nicht vor. Parallel dazu eröffnet sich mir nun die Möglichkeit, die Führung des Clubs zu übernehmen. Aber selbst in die Hand genommen habe ich diese Entwicklung nicht, das darfst du mir glauben. Die Chance allerdings, diesen Haufen ein für alle Mal dingfest zu machen, ist auch nicht zu verachten, findest du nicht?« In seiner Stimme schwang etwas Flehendes, beinahe so, als erwarte er von Brandt eine Art Absolution.
»Das habe ich nicht zu entscheiden«, sagte Brandt, »aber ich werde darüber sehr genau nachdenken. Weiß Greulich davon?«
»Nein. Keiner außer uns«, versicherte Leander ihm. Und Brandt war geneigt, ihm zumindest das zu glauben.
Mittwoch, 19:58 Uhr
J ulia Durant hatte sich in ihren Peugeot gesetzt, für einige Sekunden die Augen geschlossen und sich den Nasenrücken massiert. Es war spät, höchste Zeit für eine heiße Badewanne und ein wenig seichte Berieselung im Fernsehen. Hellmers Motor dröhnte auf, und der Porsche schob sich an ihrem Wagen vorbei, die Bremslichter flammten kurz auf, danach zweimal der Warnblinker. Offensichtlich hatte er ihn betätigt, um sie zu grüßen, Julia zog daraufhin kurz an ihrem Fernlichthebel, lächelte müde. War zwischen ihnen alles wieder geradegerückt? Eigentlich nicht, denn sie hatten zwar ein wenig gealbert und einige nette Worte gewechselt, doch von ihren Sorgen und Ängsten hatte Julia ihm nicht erzählt. Das Gespräch hatte sich spontan und eigendynamisch entwickelt, und das, obwohl der Bordstein vor dem Haus des Vizepräsidenten beileibe nicht der passende Rahmen dafür gewesen war. Sie schuldete Hellmer noch immer eine Erklärung dafür, dass sie ihn manchmal ausklammerte, wenn es um gewisse Themen ging. Eine Entschuldigung wäre wohl angebracht, aber darin war Julia nicht besonders gut. Sie nahm sich fest vor, das nicht auf die lange Bank zu schieben. Nach dem Fall, eins nach dem anderen, dachte die Kommissarin und wollte gerade den Zündschlüssel umdrehen, als ihr etwas in den Sinn kam.
Sie stieg wieder aus und eilte noch einmal hinüber zum Haus der Cramers. Aus der Gegensprechanlage ertönte nach einem leisen Knacksen eine Frauenstimme, die ein inbrünstiges »Ah!« von sich zu geben schien. Elisabeth Cramer, wer sonst, schloss die Kommissarin. Vermutlich hatte sie die Sprechtaste zu spät gedrückt und zugleich den Mund viel zu nah an das Mikrofon gehalten.
»Hier ist noch einmal Durant«, meldete sich die Kommissarin.
»Sie schon wieder? Moment.«
Ein weiteres Knistern, dann herrschte einige Sekunden absolute Stille. Julia vermutete, dass Frau Cramer ihren Mann herbeirief, und wunderte sich, weshalb er nicht gleich an die Tür gegangen war, wenn seine Gemahlin doch Migräne hatte. Sollte es nur eine Ausrede gewesen sein? Mit echter Migräne jedenfalls,
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