Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Sexualdelikts geben, außerdem soll kein Exempel an ihm statuiert werden, nur weil er der Sohn eines Polizeifunktionärs ist. Im Gegenzug ist er zu fast allem bereit, oder haben Sie da einen anderen Eindruck?«
»Ist er bereit, oder projizieren Sie das von sich selbst auf Ihren Sohn?«, hakte Hellmer nach. Cramer nippte erneut an seinem Glas, diesmal aber nur einen kleinen Schluck.
»Wahrscheinlich von beidem etwas«, murmelte er schließlich. »Aber Michael ist sich darüber im Klaren, dass er das nicht hier zu Hause aussitzen kann.«
»Er soll auch nicht auf Biegen und Brechen in Haft, verstehen Sie uns nicht falsch«, gestand Julia ein. »Doch als wir von Ihrem Besuch bei Frau Hausmann erfuhren, ahnten wir nichts Gutes. Was ist denn mit dem Kontakt zwischen Michael und dem Mädchen? Da gab es doch einen ersten Vorstoß seinerseits. Möglicherweise bietet sich ja eine geeignete Form des Täter-Opfer-Ausgleichs an.«
»Hm. Das ist bei Sexualdelikten eher unüblich, oder? Darüber muss ich nachdenken.«
»Tun Sie das.« Julia Durant erhob sich. »Aber finden Sie eine adäquate Lösung, wir behalten die Sache im Auge. Jetzt möchten wir uns noch alleine mit Michael unterhalten, in Ordnung?«
Cramer nickte.
Frank Hellmer stand ebenfalls auf und beugte sich in seine Richtung. »Auch ich habe Kinder«, raunte er ihm zu, »und selbst eine ellenlangen Liste von Versäumnissen, die ich mir vorwerfe. Wenn sich einem eine Chance bietet, etwas geradezubiegen, sollte man sie, ohne zu zögern, ergreifen. Beziehen Sie Ihren Sohn mit ein, setzen Sie sich zusammen und zeigen Sie ihm, dass Sie seine Meinung respektieren.«
Die Tür zu Michaels Zimmer öffnete sich bereits, als die Kommissare noch die Treppe erklommen.
»Meine Unschuld ist bewiesen, ich bin verdammt froh«, begrüßte der Junge sie strahlend, »vielen Dank.«
Er stand im Türrahmen seines Zimmers in der oberen Etage, und sein verklärtes Lächeln glich dem eines Kindes, so ehrlich trug er seine Erleichterung zur Schau.
»Das tödliche Projektil stammt zumindest nicht aus der Pistole, die wir im Schlamm gefunden haben«, relativierte Julia Mikes Enthusiasmus behutsam, »leider beantworten sich hierdurch nicht automatisch alle Fragen zum Tathergang.«
»Ich habe Ihnen doch alles berichtet.«
»Das ist richtig, aber solange wir von Lutz Wehner keine übereinstimmende Aussage dazu erhalten oder einen weiteren Augenzeugen finden, bleibt es eine unsichere Angelegenheit«, erklärte Julia. »Übrigens, das ist Frank Hellmer, ein Kollege bei der Mordkommission«, stellte sie ihren Partner vor. Michael nickte.
»Ich bin Mike.«
Er streckte Hellmer die Hand entgegen, dieser erwiderte den Gruß.
»Wollen wir hineingehen?« Julia deutete ins Innere des Raumes.
»Äh, klar. Aber warum kommen Sie heute mit Verstärkung?« Mikes Erleichterung war einer spürbaren Unsicherheit gewichen, die er, so gut es ging, mit lässigen Körperbewegungen zu überspielen versuchte.
Sie nahmen allesamt Platz, dann ließ Julia ihren Blick über die Poster wandern und sagte wie beiläufig: »Abgesehen vom Mord an dem Motorradfahrer gibt es ja noch diese andere Sache, über die wir sprechen müssen.«
»Die Kleine im Laden, hm?«, murmelte Mike und sah betreten zu Boden.
»Korrekt.«
»Aber ich habe Ihnen den Ablauf doch schon letztes Mal geschildert. Lutz hat mich dazu genötigt. Ist Nötigung nicht auch strafbar? Im Internet …«
»Moment, Moment«, fiel Hellmer ihm ins Wort. »Nötigung und Nötigen im Sinne von Anstiften sind zwei Paar Schuhe. Laut Protokoll stand Wehner draußen, und du warst drinnen zugange. Verzeihung, ist ›du‹ okay? Du hast dich mir mit Vornamen vorgestellt, also bin ich davon ausgegangen.«
»Mike und du, klar. Sie kennen das Protokoll?«
»Natürlich. Aber keine Sorge, in dem Bericht von Frau Durant tauchen keine Namen auf, wie vereinbart. Über die inhaltlichen Fakten müssen die ermittelnden Beamten aber allesamt informiert sein«, erklärte Hellmer geduldig.
»Hm, okay.« Mike kratzte sich unschlüssig hinterm Ohr und wartete offensichtlich darauf, dass der Kommissar erneut eine Frage stellte.
»Also noch mal«, fuhr dieser fort. »Du hast den Überfall im Laden faktisch alleine durchgezogen, das mit der Anstiftung ist da erst einmal ganz nebensächlich. Wir haben daraufhin natürlich auch mit dem Opfer gesprochen.«
»Sie haben was?« Michael Cramers Stimme zitterte, als er Hellmer mit weit aufgerissenen Augen unterbrach.
»Wir haben
Weitere Kostenlose Bücher