Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
plaziert«, warf Berger ein.
»Richtig. Doch auch hierzu braucht es mehrere Personen. Die ganze Tat musste minutiös geplant werden. Also lautet unsere oberste Frage, was die Täter mit dieser Tat ausdrücken möchten und wie viel ihnen das Risiko, entdeckt zu werden, wert war. Abgesehen natürlich von den üblichen Fragen, wer die Täter und das Opfer sind.«
»Untersucht die KTU das Motorrad nach der Fahrgestellnummer?«
»Klar, aber die Patina muss zuvor noch auf den Brandverlauf überprüft werden. Wir haben aufgrund der Zeugenaussage zwar eine ungefähre Ahnung, wie lange die Maschine in Flammen gestanden hat, aber die Feinheiten sind noch unklar, etwa, welcher Brandbeschleuniger verwendet wurde. Benzin, aller Wahrscheinlichkeit nach, aber unter dem ganzen Löschmittel ist es keine beneidenswerte Arbeit, nach Details zu suchen. Doch wie ich Platzeck kenne, wird er uns, so schnell es geht, mit den wichtigsten Infos versorgen. Er weiß ja, worauf es ankommt.«
Julia Durant warf einen Blick in Richtung Handgelenk, doch sie hatte am frühen Morgen vergessen, ihre Armbanduhr anzulegen. Also reckte sie den Kopf in Richtung der Wanduhr, halb zwölf, es wurde langsam Zeit.
»Haben Sie’s eilig?«, erkundigte sich Berger, dem ihr Blick nicht entgangen war.
»Nein, ich warte nur auf Frank. Außerdem wollte ich mal in der Rechtsmedizin anklingeln. Andrea hat den Toten jetzt immerhin schon eine ganze Weile in der Mangel.«
»Rufen wir sie einfach an«, schlug Berger vor und hielt der Kommissarin auffordernd den Hörer seines Telefons entgegen.
»Nein, ich warte noch einen Moment. Wenn Frank eintrifft, müssen wir sonst alles noch mal wiederkäuen, zudem schätzt Andrea es nicht, wenn man ihr auf den Wecker fällt. Geben wir ihr noch ein paar Minuten.«
Als hätte er auf sein Stichwort gewartet, näherten sich Sekunden später schwere Schritte, und kurz darauf schob sich Frank Hellmer durch die halb offene Tür von Bergers Büro.
»Hallo«, keuchte er außer Atem, vermutlich hatte er anstelle des Aufzugs die Treppe genommen.
Berger nickte und erwiderte die Begrüßung, Julia zwinkerte und lachte Hellmer an. »Komm, setz dich schnell, bevor du einen Kollaps kriegst. Ein Toter reicht fürs Wochenende.«
»Pff, ich halte mich eben fit«, erwiderte Hellmer mit aufgesetztem Trotz. »Kann ja keiner ahnen, dass man sein Wochenende im muffigen Präsidium verbringen muss anstelle mit der Familie irgendwo im Taunus. Also dachte ich mir, steigst du wenigstens die Etagen hoch, wenn dir schon kein Wanderpfad vergönnt ist.«
Frank Hellmer war nur einige Monate jünger als Julia und seit dem ersten Tag ihres Dienstes in Frankfurt ihr Kollege. Achtzehn Jahre waren es mittlerweile, eine Zeit, in der die beiden Kommissare sich von Seiten kennengelernt hatten, die nur wenige Menschen miteinander teilen. Vor ein paar Jahren hatte Frank ein schweres Alkoholproblem gehabt, das er ohne Julias Hilfe wohl kaum überwunden hätte. Ebenfalls einige Jahre zurück lag Julias Entführung, ein traumatisches Erlebnis, aus dem Frank sie befreit hatte.
Hellmer war ein Brummbär, gutmütig und ehrlich, konnte aber auch ein verbissener Ermittler sein. Von allen Kollegen war er Julias vertrautester und engster Partner, und das, obwohl seine zweite Ehe mit einer wohlhabenden Frau ihn finanziell in die Lage versetzte, nicht arbeiten zu müssen. Doch so hart manche Fälle auch waren, Frank Hellmer liebte seinen Job, genau so, wie Julia Durant es tat. Vielleicht war es nicht zuletzt diese gemeinsame Leidenschaft, welche die beiden Kommissare zu so einem engen Team zusammenschweißte.
»Bringst du mich mal schnell auf den Stand der Dinge?«, bat Hellmer, als er sich den zweiten Stuhl herbeigezogen und schnaufend darauf Platz genommen hatte.
»Toter Motorradfahrer, abgefackelt, Identität und Motiv noch völlig im Dunklen«, fasste Julia knapp zusammen. »Er war an seine Maschine gekettet und die Maschine an die Leitplanke auf der Kaiserleibrücke. Südliche Fahrtrichtung. Irgendeine Idee dazu?«
»Uff.« Hellmer kratzte sich am Kopf. »Das klingt ziemlich abgedreht, oder? Steckt da eventuell eine Gang dahinter?«
»So weit waren wir auch schon«, nickte Berger.
»Zumindest hat sich bei mir der Gedanke an zwei rivalisierende Banden sofort aufgedrängt«, fügte Hellmer hinzu. »Was sonst könnte jemanden dazu bewegen, eine Leiche so offensichtlich zu plazieren? Vor allem in dieser Ecke, also Kaiserlei, Osthafen und so weiter. Wenn man da jemanden
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