Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Spitzer mit einem schmalen Lächeln, und Brandt neigte fragend den Kopf.
»Es geht nämlich nicht darum, Nicole zu ersetzen, zu überpinseln oder gegen ein anderes Gesicht auszutauschen. Wie auch immer man es nennen mag«, Spitzer zuckte mit den Schultern, »der Mensch Nicole Eberl wird in unseren Herzen stets genau den Platz einnehmen, den sie verdient hat. In deinem Herzen wird dieser Platz sicher eine Ecke größer sein als in meinem, ich weiß ja, wie nah ihr euch gestanden habt. Aber das Leben als Kommissar, der Job, dieses ganze Hamsterrad – das dreht sich eben weiter, und irgendwann, wenn wir diesen ganzen Kram einmal hinter uns lassen, übernehmen andere diesen Posten. Doch bis dahin wünsche ich mir ein funktionierendes Team, ein paar verlässliche Zahnrädchen, auf die ich mich verlassen kann. Und von dir wünsche ich mir, dass du wenigstens mal darüber nachdenkst, ob nicht einer oder zwei unserer Kandidaten eine Chance verdient hätten.«
»Super, das hast du ja toll hingebogen«, gab Brandt klein bei. »Erst das Wort im Munde umgedreht, und jetzt bin ich für alles verantwortlich.« Er zwang sich, das aufkeimende Lächeln zu verbergen, aber Spitzer hatte sich Brandts Anerkennung verdient. Wieder einmal hatte er ihn als Freund und nicht als Vorgesetzter behandelt, ohne dabei seine Pflicht aus dem Auge zu verlieren. Insgeheim wusste Brandt nämlich längst, dass es ohne einen festen neuen Kollegen nicht mehr weitergehen konnte. Oder eine Kollegin.
»Es ist ja nicht so, dass das K 11 völlig alleine dasteht«, warf er dennoch ein.
»Das ist richtig«, nickte Spitzer. »Wir haben einige gute Köpfe, aber ich möchte wieder ein verlässliches Team, gut aufeinander eingespielt, du verstehst schon. Du bist mein bestes Pferd im Stall, zugegeben, aber das sage ich dir jetzt auch nur so direkt, weil du es ohnehin schon weißt und wir uns einander nichts vormachen müssen. Deshalb hattest du auch mehr Zeit, als jeder andere sie bekommen hätte. Aber künftig möchte ich wieder wissen, wie es um meine Truppe bestellt ist. Die Betonung liegt dabei auf Truppe, die Zeiten als ›Lone Ranger‹ sind vorbei.«
»Habe ich Zeit bis nach der laufenden Ermittlung?«, fragte Brandt leise.
»Klar.« Spitzer richtete sich auf, und seine Stimme klang nun wieder ganz geschäftsmäßig. »Und jetzt klingeln wir besser mal die vom anderen Ufer an, bevor die sich übervorteilt fühlen.«
Brandt grinste, während Spitzer die Nummer eintippte. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich die Stimme der Kommissarin meldete.
»Ich wollte Sie auch eben anrufen, aber dann fangen Sie mal an«, sagte Julia, nachdem sich alle begrüßt hatten. Im Frankfurter Präsidium hörte Berger mit, ein Kollege, den Brandt zu schätzen gelernt hatte, außerdem Frank Hellmer. Er schilderte knapp, was Andrea Sievers ihm vor wenigen Minuten berichtet hatte, und die Frankfurter Kollegen schienen nicht weniger davon beeindruckt zu sein, als er selbst es gewesen war.
»Das macht die ganze Sache erst recht kaltblütig«, kommentierte Julia mit düsterer Miene. »Eine Leiche auf einem Motorrad zu plazieren ist eine Sache. Einen Menschen aber lebendig zu verbrennen, das Ganze so zu inszenieren, als säße er auf einer Art metallenem Scheiterhaufen, das ist wahrlich perfide … Haben Sie schon eine Theorie?«
»Nur Ideen, aber jetzt spannen Sie mich nicht auf die Folter«, forderte Brandt sie ungeduldig auf. »Was haben Sie denn an Infos?«
»Platzeck hat die Fahrgestellnummer der Harley freigelegt, und wir haben sogar schon einen Namen. Die Besitzerin ist demnach eine gewisse Marion Kühne, wohnhaft in der Konstanzer Straße in Fechenheim.«
»Moment, eine Frau? «, wiederholte Brandt ungläubig.
»Ist das so ungewöhnlich für Sie? Frauen gibt es doch auch auf Ihrer Mainseite, oder?«, fragte Durant spöttisch.
»Sehr witzig, ich lache ein anderes Mal darüber«, murrte Brandt verärgert. »Ihnen ist aber schon aufgefallen, dass wir es mit einem recht bulligen Mann zu tun hatten, der dort auf der Maschine saß, oder? Seine Rundungen saßen deutlich zu weit unten, als dass wir ihn mit einer Frau hätten verwechseln können, das erkenne sogar ich.«
»Gönnen Sie mir doch das Überraschungsmoment und nehmen Sie nicht gleich alles persönlich«, sagte Julia versöhnlich. »Frau Kühne hat nämlich einen Bruder, Martin Kohlberger, klingelt da etwas bei Ihnen?«
»Martin Kohlberger?« Spitzer legte angestrengt die Stirn in Falten. »Moment, der
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