Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
»mein lieber Scholli. Nicht gerade das Bild, was man von einem keltischen Krieger hat.«
»Sie nennen sich ja auch Gesetzlose«, entgegnete Brandt knapp und nahm die Liste an sich.
»Der Begriff ›Outlaw‹ hat in der Motorradszene aber einen etwas anderen Ursprung«, warf Spitzer ein. »Mehr wie Außenseiter oder Rebell, aber nicht im strafrechtlichen Sinne. Damals, zur Zeit von Easy Rider zumindest, handelte es sich wohl eher um eine politische Bewegung, ich habe das im Internet recherchiert. Die heutigen Strukturen gleichen allerdings manchmal schon denen der Mafia. Aber wem sag ich das. Die Medien sind ja voll davon«, seufzte er.
»Allerdings«, murmelte Brandt.
Spitzer ließ ihn für einen Moment schweigend die Liste studieren.
»Dettmann, Hufenstuhl, Kowalsky, Nagel, Rieckhoff«, murmelte Brandt kurz darauf in Gedanken vertieft. Manch einer der Namen kam dem Kommissar vertraut vor. Andererseits konnte er sich auch irren, denn keiner dieser Familiennamen war für die bunt gemischte Population Offenbachs ungewöhnlich. Im Gegenteil. Wenn überhaupt etwas auffällig war, dann, dass es weder südländische noch explizit auf die ehemaligen Sowjetgebiete deutende Namen gab.
»Alles Deutsche, wie?«, sprach er seinen Gedanken laut aus.
»Scheint so.«
»Und diese Liste stammt woher?«, wollte Brandt wissen. »Ich gehe ja nicht davon aus, dass man solche Informationen im Internet oder gar im Vereinsregister findet.«
»Ich dachte mir schon, dass du das sofort wissen willst«, erwiderte Spitzer nach einer etwas zu langen Pause, was Brandt hellhörig werden ließ. Misstrauisch hob er den Blick und war in diesem Moment froh, dass sein Freund ihm so viele Jahre lang vertraut war. »Komm schon, Bernie«, forderte er, »ich sehe es dir an der Nasenspitze an, dass da ein dicker Haken dran ist. Hat das LKA die Sache schon an der Angel? Dann sollen die sich mal schleunigst mit Elvira Klein in Verbindung setzen, denn sie wird mir …«
»Nein, nein«, wehrte Spitzer mit einer raschen Handbewegung ab. »Ich weiß nicht, ob’s für dich besser oder schlechter ist, aber diese Zusammenstellung kommt vom Rauschgiftdezernat.«
»Hm, Rauschgiftdezernat. Also von Ewald und seinen Leuten. Mit Ewald kommen wir doch gut aus, worin besteht das Problem?«
Hauptkommissar Ewald, der Leiter des Rauschgiftdezernats, führte seine Abteilung bereits seit vielen Jahren mit regelmäßigen, ab und an sogar aufsehenerregenden Ermittlungserfolgen.
»Ich rede nicht von Ewald«, erläuterte Spitzer nun unmissverständlich und in festem Tonfall. »Ich rede von Dieter Greulich.«
»Greulich?« Brandt zuckte zusammen und griff sich dann an die Stirn. Stöhnend legte er den Kopf zurück in den Nacken und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augenbrauen. Bis vor etwa zehn Jahren – es mochten auch ein oder zwei Jahre mehr oder weniger sein – hatte Dieter Greulich ebenfalls zur Mordkommission gehört. Ein junger Kerl, zumindest damals, dessen ganzes Gehabe etwas Unangenehmes hatte. Brandt hätte nicht einmal zu sagen gewusst, welche Seite an Greulich ihm am meisten Unbehagen bereitete, es war vermutlich das Gesamtbild, seine ganze Art und Weise, die ihn und den Kommissar als völlig inkompatibel erscheinen ließen. Wie ein Segen hatte Brandt es damals empfunden, als Ewald ihm signalisiert hatte, dass im Rauschgiftdezernat eine Stelle offen sei und Greulich binnen kürzester Zeit dorthin gewechselt hatte. Das hatte Peter eine Menge Ärger erspart und dem unliebsamen Kollegen früher oder später ein Disziplinarverfahren. Denn Dieter Greulich war einer jener Kollegen, denen im Laufe einer zähen Vernehmung schon einmal die Hand ausrutschen konnte. Auch bei Verhaftungen war er nicht zimperlich gewesen, dafür umso schleimiger gegenüber Vorgesetzten oder der Staatsanwaltschaft.
»Ausgerechnet Greulich«, seufzte Brandt erneut, als er sich wieder aufrichtete. »Na gut, es bleibt einem halt nichts erspart im Leben. Ist das alles, oder kommt da noch mehr?«
»Nein, das war’s schon«, sagte Spitzer schmallippig, »zumindest so gut wie. Greulich erwartet natürlich, in die Ermittlung einbezogen zu werden, sobald Rauschgift ins Spiel kommt.«
Verdammt, dachte Brandt. »Hätte ich mir ja denken können. Umsonst ist nur der Tod.«
»Na, jetzt komm, sei doch froh, dass du auf die Kollegen zurückgreifen kannst«, versuchte Spitzer ihn aufzumuntern. »Oder wäre es dir lieber, zwei Dutzend dieser Typen im Alleingang zu vernehmen?«
»Frag
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