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Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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sie sich bei einem Menschen zu hundert Prozent sicher sein konnte, aber ihr Instinkt sprach eine deutliche Sprache: Für die ohnehin sehr zurückgezogene, schüchterne und offenbar von Grund auf verängstigte Frau, die ihr gegenüber in der Ecke des Sofas kauerte, war soeben eine Welt zusammengebrochen.
    »Frau Kühne«, sagte Sabine leise und suchte mit raschem Blick vergeblich nach Papiertüchern. Daher zog sie eine Packung Taschentücher aus ihrem dunklen Blazer, der sie schick, aber nicht overdressed kleidete. Sie öffnete die Plastikfolie und zupfte die Ecke eines der Papiertücher heraus, wartete, bis die junge Frau eine Bewegung in ihre Richtung machte, und hielt ihr das Päckchen mit einem milden Lächeln entgegen.
    »Danke«, schniefte Frau Kühne, schneuzte sich und trocknete mit einem zweiten Tuch ihre Tränen. »Ich habe es irgendwie gestern schon gewusst, als Sie mit Ihrem Kollegen bei mir saßen«, murmelte sie in Julias Richtung, »aber ich wollte, nein, ich konnte es einfach nicht wahrhaben.«
    »Ihr Bruder hat Ihnen viel bedeutet, nicht wahr?«, fragte Sabine mitfühlend, und Marion Kühne nickte wortlos. Erneut stiegen Tränen in ihre Augen, und sie schluckte schwer.
    »Auch wenn es Ihnen nun sehr schwerfallen wird, aber wir müssen Ihnen einige Fragen stellen«, schaltete Julia sich ein. »Wir beschränken uns dabei auf das Nötigste, in Ordnung?«
    »Ich kann Ihnen doch sowieso nichts sagen«, entgegnete ihr Gegenüber achselzuckend, und ihre Stimme klang hilflos.
    »Hatten Sie ein enges Verhältnis zu Ihrem Bruder?«
    »Nein, na ja, wie man’s nimmt. Früher war es besser, denke ich.«
    »Was hat sich geändert?«
    » Er hat sich geändert. Nein, das stimmt nicht ganz«, fügte Marion rasch hinzu, »dieser beschissene Club hat ihn verändert.« Ein erneutes Beben durchfuhr ihren Körper, sie atmete schwer und ergänzte dann: »Sie sehen ja, was der Club ihm eingebracht hat. Und mir.«
    »Er hat Ihnen den Bruder genommen, meinen Sie das?«, wiederholte Sabine Kaufmann, und Marions Miene verdüsterte sich, wurde grimmig. Sie nickte, offenbar voller Abscheu, und sagte dann: »Das meine ich. Verdammt, ja, genau das meine ich.«
    »Welche Rolle spielte Ihr Bruder denn in diesem Club?«, erkundigte sich Julia.
    »Vizechef, glaube ich. So etwas wie der zweite Vorsitzende in einem Verein, aber das ist wohl kein wirklich treffender Vergleich. In einem Verein geht es nämlich menschlich zu, wenn Sie verstehen.«
    »Nein, um ehrlich zu sein, verstehe ich noch nicht so ganz.« Julia Durant schüttelte den Kopf. »Können Sie uns das vielleicht genauer beschreiben?«
    »Wohl kaum.« Marion Kühnes Stimme bekam einen verächtlichen Klang. »Der Club und ich hatten nichts miteinander zu schaffen, und das ist auch gut so. Eine Horde von wilden Tieren, machtgeil, rücksichtslos, mit solchen Typen habe ich nichts am Hut.«
    »Das war doch schon sehr präzise«, lächelte Sabine, »vielen Dank. Aber Ihr Bruder schien sich in dieser Gruppe ja in gewisser Weise, hm, wohl zu fühlen. Nein, das ist vielleicht die falsche Wortwahl …«
    »Im Gegenteil«, platzte es aus Marion heraus, »für ihn war diese Gruppe das Ein und Alles. Ich begreife es nicht, ich kenne eine völlig andere Seite von Martin, aber in diesem gottverdammten Club war er einer der harten Macker.«
    »Wir hatten bislang sogar die Information, dass er selbst die Leitung innehatte«, warf Julia ein, denn sie meinte sich zu erinnern, dass Brandt so etwas erwähnt hatte.
    »Präsident?« Kühne runzelte die Stirn. »Nein, das hätte er mir gesagt. Ich meine, jeder von denen möchte gerne Präsident sein, da herrscht das pure Machtgerangel und permanente Missgunst. Zumindest habe ich das aus Martins Worten herausgehört, wenn er überhaupt mal was erzählt hat. Aber was im Club geschieht, bleibt für gewöhnlich auch dort. Ich befürchte, da werde ich Ihnen keine große Hilfe sein.«
    »Unsere Offenbacher Kollegen kümmern sich bereits um diesen Teil der Ermittlung«, antwortete Julia. »Wenn Sie davon überzeugt sind, dass jemand aus dem Club für den Tod Ihres Bruders verantwortlich ist …«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt«, wurde die Kommissarin harsch unterbrochen, und sie sah die junge Frau fragend an.
    »Ich habe gesagt, dass der Club meinen Bruder das Leben gekostet hat, nicht aber, dass es jemand aus dem Club war.«
    »Hm. Haben Sie denn eine konkrete Vorstellung, aus welchem Personenkreis die Tat stattdessen verübt worden sein könnte?«,

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