Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
den Mund, sie würgte kurz, zog wieder ein Stück heraus und biss dann fest auf den kühlen Baumwollstoff, gerade rechtzeitig, um den grausamen Schmerz zu ertragen, als er grob ihre Beine spreizte und von hinten, lauthals und gierig aufstöhnend, in sie eindrang.
Montag, 19:47 Uhr
J ulia Durant presste den Daumen auf den silberfarbenen Knopf ihres Notebooks und sah ihm beim Herunterfahren zu. Als der Bildschirm schwarz geworden war und nur noch die grüne Leuchtanzeige darauf verwies, dass das Netzkabel eingestöpselt war, hob sie ihn von der niedrigen Tischplatte und schob ihn in das darunterliegende Ablagefach. Sie hatte ihre E-Mails gelesen und beantwortet, unter anderem eine Mail von Susanne, ihrer engsten Freundin, die sich derzeit auf der anderen Seite des Globus vergnügte. Nur allzu gerne hätte Julia sie jetzt angerufen, aber sie musste sich damit abfinden, dass das nun mal nicht ging. Die Internetrecherche, die sie nach dem Schließen des E-Mail-Programms lustlos betrieben hatte, war wenig zufriedenstellend verlaufen.
Missmutig, mit Wollstrümpfen und einer bequemen Jogginghose bekleidet, denn an den Waden und den Füßen fror sie, während der Rest ihres Körpers zu glühen schien, kauerte die Kommissarin nun in ihrem Wohnzimmer. Allein, auf dem Tisch vor sich eine leergetrunkene Dose Bier und ein Teller, auf dem bis vor wenigen Minuten noch zwei Scheiben Brot gelegen hatten. Auf etwas Warmes hatte sie heute keine Lust, bloß keine heiße Suppe, die ihr noch mehr einheizte. Zögerlich tippte sie nach einem prüfenden Blick auf die Uhr die Kurzwahltaste auf ihrem Telefon an und wartete, bis das Freizeichen ertönte. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie darauf hoffte, er möge nicht zu Hause sein oder wenigstens nicht abnehmen, doch nach nur kurzem Tuten meldete sich die ihr wohlbekannte Stimme.
»Durant?«
»Hi, Paps, ich bin’s.«
»Julia, das ist aber schön«, freute sich ihr Vater, und sein Tonfall, der immer häufiger müde klang, erhellte sich spürbar. Er war evangelischer Pastor im Ruhestand, mittlerweile knapp achtzig Jahre alt, aber wann immer Not am Mann war dazu bereit, verhinderte Kollegen auf der Kanzel zu vertreten.
»Das Los unseres Berufsstandes«, sagte er dazu stets, wenn Julia ihm ihr Missfallen darüber ausdrückte, dass er sich so selbstlos aufopferte. »Sorg dich doch nicht so sehr um mich. Den Katholiken geht’s noch viel schlechter. Wir haben immerhin noch ein paar rüstige Pastorinnen, und Frauen werden ja im Schnitt älter als Männer«, hatte er bei Julias letztem Besuch augenzwinkernd gesagt.
»Ich dachte, ich ruf mal an«, sprach sie in den Hörer.
Seine nächste Frage kam rundheraus: »Was bedrückt dich denn, mein Kind?«
»Vor dir kann man auch nichts verbergen«, sagte Julia, die sich insgeheim etwas einleitenden Smalltalk erhofft hatte, auch wenn sie sonst nicht unbedingt der Typ für nichtssagende Floskeln war.
»Ich bin und bleibe eben dein Vater. Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Tochter etwas bedrückt, dann bin ich ganz Ohr. Das ist doch das mindeste, immerhin bin ich es für die Gemeinde ja auch. Also sag schon.«
»Ach, es ist ein blödes Thema«, wich Julia zuerst aus, fuhr dann aber fort, »es geht um Mama.«
»Hm?«
Herr Durant sagte nichts weiter, obwohl er mit Sicherheit nicht mit diesem Thema gerechnet hatte. Julias Mutter war an Krebs gestorben, und trotz Glaube, trotz Gemeinde, trotz vieler Freunde und trotz unglaublich großer und intensiver Anteilnahme, hatte ihr Tod eine nicht zu schließende, schmerzhafte Lücke hinterlassen. Obwohl ihr Tod schon viele Jahre zurücklag, konnte auch Julia diese letzten Bilder nicht vergessen. Eine vormals starke Frau, die an den Folgen ihres starken Nikotinkonsums zugrunde gegangen war. Lungenkrebs, ein teuflischer Kreislauf aus dem Verlangen, immer wieder eine Zigarette zu entzünden, und zugleich die permanente Luftnot, das Ringen um Sauerstoff, besonders nachts, und die bläulich grauen Nuancen, die die Gesichtsfarbe annahm.
»Kannst du dich erinnern, wann bei Mama diese, hm, na die Wechseljahre begonnen haben?«
»Wie?«
»Sorry, Paps, ein blödes Thema, ich weiß. Darüber möchte man mit seinem Vater auch nicht wirklich reden, genauso wenig wie damals über die Pubertät. Aber du bist nun mal der Einzige.«
»Oje«, grübelte Pastor Durant, »darüber müsste ich nachdenken. Warte mal. Aber weshalb möchtest du das wissen?«
»Ach, nur so.«
»Verstehe. Völlig ohne Grund sprichst
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