Teufelsbande: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)
Augen erwiderten den musternden Blick des Kommissars, dann aber hoben sich feine Fältchen in den Augenwinkeln, und sein Mund formte ein sanftes Lächeln.
»Peter Brandt, mein Gott.«
Peter stockte der Atem. Längst vergessene Bilder stiegen vor seinem geistigen Auge herauf, unscharf, verschwommen, es war nichts darauf zu erkennen, und doch wirkten sie vertraut.
»Das ist jetzt nicht wahr«, hauchte er fassungslos.
»Ihr kennt euch?«, fragte Dieter Greulich irritiert und womöglich sogar etwas enttäuscht.
»Kennen wäre zu viel gesagt«, sagte Peters Gegenüber kopfschüttelnd. »Aber man weiß eben voneinander, nicht wahr? Oder wie schaut’s aus, Herr Brandt? Alles roger?«
Er betonte die letzten Worte in amerikanischem Akzent und setzte ein breites Grinsen auf.
»Leander, ich glaub’s noch immer nicht«, sagte Brandt, und die beiden tauschten einen kräftigen Händedruck aus. »Christopher Leander, er hat vor ’ner halben Ewigkeit mal zur Truppe gehört«, erklärte er dann. »Lange bevor ich zur Mordkommission ging.«
»Boah, bloß nicht Christopher, nennen Sie mich Chris. Ich mag diesen Namen nicht besonders.«
»Muss vor meiner Zeit gewesen sein«, warf Greulich ein, und die beiden Männer nickten. »Na, das ist ja prächtig, wozu reiß ich mir denn dann den Arsch auf? Sie hätten sich gleich an ihn hier wenden können.«
Doch Brandt schüttelte den Kopf. »Nein, wir kennen uns praktisch nur vom Sehen. Im selben Team waren wir nie. Wenn ich mich richtig erinnere, haben Sie damals mit Ewald zu tun gehabt.«
»Ewald, ja«, nickte Chris, »und später war ich in der Sitte, als die Abteilung umgebaut wurde. Ewig her. Aber es war Ewald, an den ich mich zuerst gewendet habe. Ich traue einigen der alten Kollegen nicht, und viele sind ohnehin nicht mehr übrig. Ewald hat mir dann geraten, dass ich mich mit Ihnen beiden treffe, da Sie die jeweiligen Dezernate koordinieren. Das ist nichts persönlich gegen Sie, nur damit wir uns verstehen, aber es war keine leichte Entscheidung für mich. Ich habe lange darüber nachdenken müssen.«
»Sie machen es ganz schön spannend«, entgegnete Brandt. »Welcher Abteilung gehören Sie denn nun an? Im Präsidium sind Sie nicht, so viel ist sicher.«
»Nein, nicht mehr. Schon lange nicht mehr«, bestätigte Chris. »Aber das zu erklären würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Für Sie von viel größerem Interesse ist meine Zugehörigkeit zu einem ganz anderen Verein.«
»Nämlich?«
»Na, den Mogin Outlaws «, antwortete Chris schnell und nickte Greulich anerkennend zu. »Ich sehe, Sie haben Ihr Versprechen gehalten, ihm nichts zu sagen.«
»Ehrensache«, nickte Greulich, aber Brandt hakte sofort nach.
»Was weiß er denn, was mir vorenthalten wird?«
»Nicht die Welt, beruhigen Sie sich«, wehrte Chris ab, »nichts, was ich Ihnen nicht auch erzählen werde.«
»Dann bitte«, murmelte Brandt, »ich bin ganz Ohr. Aber ich behalte mir vor, Fragen zu stellen, denn diese Geheimniskrämerei geht mir gegen den Strich.«
»Nichts anderes erwarte ich«, lächelte Chris. »Das ist das Los von uns V-Männern. Keiner will uns, aber ohne uns geht’s auch nicht.«
»V-Mann?« Brandt hob die Augenbrauen.
»Ja, so nennt man das doch gemeinhin. Jedenfalls mache ich das schon viel zu lange«, seufzte Chris, »oder lange genug, das ist Ansichtssache. Aber den Ausstieg hab ich nie geschafft, vor allem jetzt nicht.«
»Geht das etwas deutlicher, bitte?«
»Klar. Nach dem Tod zweier wichtiger Führungspersonen von den MOs bietet sich mir eine unerwartete Chance, im Club aufzusteigen.« Chris schnalzte mit der Zunge, und seine Augen funkelten. »Je höher der Rang, desto tiefer der Einblick.«
»Von welchen beiden Toten reden wir hier momentan?«, unterbrach Brandt ihn. »Grabowski hat doch einem anderen Club angehört, oder?«
»Ich rede von dem vermissten Präsidenten und von Matty Kohlberger.«
»Was hat es mit dem Vermissten auf sich? Haben Sie Beweise für seinen Tod?«
»Ich kann Ihnen den Sektor sagen, nur ausbuddeln müssen Sie ihn selbst«, erklärte Chris geduldig. »Das werden die Stadtväter aber nicht zulassen, denn auf den Fundamenten lagern tonnenweise Stahl, Glas und Beton. Betrachten Sie den Fall als abgeschlossen, auch wenn das formal schwierig sein dürfte. Den gräbt keiner mehr aus, nicht in den nächsten zweihundert Jahren, glauben Sie mir.«
»Hm. Und zu Kohlberger. Wer hat ihn ermordet?«
»Das weiß ich nicht. Aber keiner der Brüder, davon
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