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Teufelsberg: Roman (German Edition)

Teufelsberg: Roman (German Edition)

Titel: Teufelsberg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Dannenberg
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das nicht reicht, erhöhen wir nächste Woche. Weiter bitte, Frau Thewes.«
    »Ja, also, kommen wir zu Lotti Kaleschke. Ich würde sagen, bei ihr ist eine Besserung eingetreten. Die Angstattacken lassen nach, der Blutdruck geht nicht mehr so hoch, das Bisoprolol hilft da ganz gut. Nur mit dem Laufen ist es noch schwierig. Wir sollten das mehr mit ihr üben.«
    »Wie oft laufen Sie mit ihr?«, wandte sich Vosskamp an den blonden Pfleger Carsten.
    Der schluckte und wurde rot. »Na ja, immer zu den Therapien und manchmal in den Wintergarten, aber sie sperrt sich so.«
    »Dann üben Sie mehr mit ihr. Von nichts kommt nichts.«
    »Aber wir haben da keine Zeit zu«, stotterte Carsten.
    Vosskamp schüttelte den Kopf, und Carsten senkte den Blick.
    »Keine Zeit«, sagte Vosskamp. »Was ist heute nur mit Ihnen allen los? Frau Thewes, machen Sie bitte weiter?«
    »Also, Friedrich Bialla ist nachts sehr unruhig, wir geben ihm Risperdal, erst mal fünf Milligramm, mal sehen, ob das reicht. Ja, und Beate Hofstedt hat halt diese Zwangsgedanken mit ihren Zähnen und schläft schlecht, und ihr Nikotinabusus ist hochgegangen.«
    »Setzen Sie abends das Doxepin rauf. Wie ist ihre jetzige Dosis?«
    »Dreißig Milligramm.«
    »Erhöhen Sie auf fünfzig.«
    »Gut.« Die Thewes machte eine Notiz.
    »Frau Hofstedt war gestern bei mir in Einzeltherapie«, sagte Vosskamp. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie Fortschritte macht. Wie wirkt sie denn auf Sie alle?«
    »Psychotisch«, sagte Neef. »Diese Beißer-Fantasien gehen doch schon in Richtung Ich-Störung. Differenzialdiagnostisch sollten wir eine Schizophrenie ausschließen. Ihr Fremdheitsgefühl im Kiefer könnte eine Zönästhesie sein. So oder so halte ich es für einen Fehler, ihr kein Neuroleptikum zu geben.«
    »Ach wissen Sie«, schnarrte Vosskamp, »die Unterscheidung zwischen Zwangsstörung und Schizophrenie ist was für Fortgeschrittene. Frau Thewes bitte.«
    »Also, ganz ehrlich, mich nervt Frau Hofstedt irgendwie«, sagte die Thewes. »Sie macht mich irgendwie aggressiv. Ich habe immer das Gefühl, die will gar nicht gesund werden.«
    »Interessant. Und wie geht es den anderen?«
    »Sie wiederholt sich ständig«, sagte Schwester Nina. »Man mag da gar nicht mehr hinhören.«
    »Sie redet nur von ihrer Tochter und ihren Zähnen«, sagte Pfleger Ingo.
    Wieder mischte sich Langenfeld, der inzwischen sein Mettwurstbrötchen aufgegessen hatte, ins Gespräch. »Vorsicht, liebe Kollegen. Hier standen doch eben einige Konflikte im Raum. Es gab Streit wegen des Frühstücks und Uneinigkeiten bezüglich einiger Diagnosen. Dann konnten wir auch Zeuge eines kleinen Vatermordes werden, der prompt eine biblische Strafe nach sich zog. Und jetzt bietet sich Frau Hofstedt als Blitzableiter an. Das war gerade deutlich spürbar, wie sich die angespannte Atmosphäre entlud. Vorsicht.«
    »Schön«, sagte Vosskamp und klatsche in die Hände. »Jetzt haben wir endlich wieder Material für unsere nächste Supervisionssitzung. Es fing ja fast schon an, langweilig zu werden.«
    Alle im Raum lachten erleichtert.
    »Kommen wir mal zum Schluss«, sagte Vosskamp und nickte der Thewes zu.
    »Ja, also, zu dem neuen Patienten, Falko Sprenger, kann ich noch nicht so viel sagen. Wir müssen ihn noch eine Weile beobachten. Er kommt mir ratlos vor. Redet zwar nicht mehr von Suizid, aber er wirkt doch ziemlich erschöpft. Irgendwie auch gelangweilt. Wir haben ihn auf Fluoxetin gesetzt. Das war das einzige Medikament, womit er einverstanden war, weil Woody Allen angeblich auch auf Prozac sei.«
    »Aha, der Mann ist ein Clown. Na schön, wenn es ihm hilft. Und wie geht es unserem Philosophen, Xaver Walpersdorf?«
    »Das Lithium verträgt er gut, er hat schon wieder ruhige Phasen, aber er ist noch häufig dysphorisch, distanzlos, rastlos, schlaflos, hemmungslos, und er neigt zu Gedankenflucht und Größenwahn. Nach seiner letzten manischen Episode war er einige Jahre lang stabil, es folgte eine majore Depression, die aber nicht behandelt wurde und jetzt wieder in die Manie geswitcht ist. Wir müssen ihn davon überzeugen, das Lithium dauerhaft zu nehmen.«
    »Was hat denn damals gegen die Manie geholfen«, fragte Vosskamp, »außer den Medikamenten?«
    »Er hat sie mit therapeutischem Schreiben in den Griff bekommen.«
    »Ach. Das wäre doch eine Idee. Geben Sie mir mal die Kurve mit. Ich habe morgen mit ihm eine Einzelstunde.«
    Die Thewes reichte ihm die Mappe.
    »Vielen Dank«, sagte Vosskamp. »Die Besprechung

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