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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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machen.
    Zu Ende bringen?
    Das Leben in die Hand nehmen?
    Sie hatte es doch in Veros Hände gelegt, ihr Leben, und das war eine Entscheidung für immer gewesen. Niemals würde er zulassen, dass sie zu ihren Eltern zurückkehrte. Nie.
    Ich gelobe absoluten Gehorsam.
    Ich gelobe, vollständig mit meiner Vergangenheit zu brechen.
    Ich gelobe.
    Pia lebte noch nicht lange genug in Köln, um die ganze Stadt zu kennen. Deshalb konnte sie im Moment auch den Park nicht einordnen, der sich zu ihrer Linken erstreckte. Snoop rannte los, er flog beinah über die weite Schneedecke, die in der Kälte der Nacht bläulich schimmerte. Er bellte, knurrte, fiepte und grunzte und wälzte sich glücklich hin und her.
    Als er zu Pia zurückkam, war er klatschnass. Und dünn wie eine Ratte.
    Schlafen, dachte Pia sehnsüchtig, während sie sich weiterschleppte. Sie spürte die Müdigkeit in jeder Faser ihres Körpers.
    Sie verließen den Park am anderen Ende und nahmen ihre Wanderung durch die Straßen wieder auf.
    »Soll ich dir was vorsingen, Snoop?«
    Der Hund gab ihren Blick treuherzig zurück. Pia fing an zu summen. Es war ein altes Kinderlied, doch sie hatte den Text vergessen.
    Die beiden Tränen, die ihr über die Wangen rollten, blieben zitternd an ihrem Kinn hängen und fielen dann runter. Ganz sacht.
     
    Vero kniete vor dem Kreuz, das in seinem Schlafzimmer hing. Es war ein imposantes Kreuz, das die halbe Wand einnahm. Ein bayrischer Künstler hatte es angefertigt. Der Corpus des Gekreuzigten war stark abstrahiert. Vero liebte die zurückgenommene Ästhetik dieser Arbeit, und er betete gern davor.
    Seine Knie brannten. Jeder einzelne Muskel in seinem Körper schmerzte.
    Aber sein Kopf war klar.
    Er versuchte, sich nicht in Gedanken an Pia zu verlieren. So sehr er sich jedoch auf die Gebete konzentrierte, der Zorn schwelte tief in seinem Innern, bereit, beim kleinsten Zeichen nachlassender Konzentration zu explodieren.
    Reichte es nicht, dass er um Sallys Seele kämpfte? Sie zu halten versuchte? Und doch zu verlieren schien?
    Musste er nun auch noch Pia vorm Schlimmsten bewahren?
    Vero presste die Lippen zusammen, um nicht aus lauter Wut zu schreien.
    Die Dunkelheit vorm Fenster war wie eine Mauer, die ihn einschloss und vor der Welt verbarg. Und das war gut so. Wenn er nicht sicher sein konnte, die Kontrolle über seine Emotionen zu behalten, war es besser, den Menschen nicht unter die Augen zu kommen.
    Oh Herr in deiner Güte, hab Erbarmen mit deinem unwürdigen Diener. Schenke mir Kraft für meine Mission. Lass mich dein Wort über die Erde verbreiten.
    UND SATAN EINHALT GEBIETEN!
    Der Herr war da, wenn Vero ihn brauchte. Er war spürbar in allen Dingen. Und manchmal antwortete er.
    In Veros Kopf.
    Vero hatte längst aufgegeben, das Geheimnis ergründen zu wollen. Der Mensch war nur ein Staubkorn im Universum. Er war ein Nichts vor den Augen des Herrn. Wie sollte er da die Herrlichkeit Gottes begreifen?
    Herr, ich habe dir mein Leben geweiht. Erlaube mir, dir in aller Demut den Weg in die Herzen der Menschen zu bereiten.
    Die katholische Kirche hatte sich in Veros Augen disqualifiziert. Sie hatte über die Jahrhunderte zu viele, zu bedeutende Fehler gemacht und war in einem Formalismus erstarrt, der jeden Funken von Inspiration im Keim erstickte.
    Sie war mutiert zu einem sich selbst verschlingenden Verwaltungsmoloch.
    Das war nicht die Kirche, die Jesus gefallen hätte.
    Und die Gläubigen? Ein heftiges Geschiebe und Gezerre hinter den Kulissen. Posten, die verteilt und wieder genommen wurden. Machtspiele im kleinen Kirchenvorstand und im großen Rom.
    Wie pflegte Veros Großvater immer zu sagen?
    Der eine ist dem annern sin Deubel.
    Ob der alte Mann geahnt hatte, wie nah er der Wahrheit gekommen war?
    Vero hatte die Religionen der Welt studiert. Er hatte die Ähnlichkeiten gesehen und die Unterschiede. Er hatte die Jahrhunderte minutiös durchkämmt und die Erkenntnis gewonnen, dass der christliche Glaube hochgradig gefährdet war.
    Und eingetauscht wurde gegen die besänftigende Kraft von Ritualen.
    Vero beugte sich vor, bis seine Stirn den Boden berührte. Er fühlte das Holz, das die Kälte des Zimmers gespeichert hatte. Langsam und sacht schlug er mit der Stirn auf den Boden.
    Anfangs tat es nicht weh. Er fühlte den Rhythmus der Stöße. Hörte ihren Klang.
    Dann steigerte er das Tempo. Schlug heftiger auf den Boden auf.
    Er bestrafte sich für die Schuld der Menschen.
    Die Sünden der Welt.
    Jesus hatte sein Leben für

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