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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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gebrochen. Calypso biss in sein Brötchen, dass es krachte. Wenigstens waren sie jetzt schon zu zweit.
     
    Gregory Chaucer nahm einen Schluck Kaffee, verbrühte sich die Lippen und fluchte. Seit sie den neuen Kaffeeautomaten hatten, war der Kaffee nicht nur genießbar, sondern auch tatsächlich heiß. Daran waren sie alle noch nicht gewöhnt. Jahrelang hatten sie lauwarme Plörre aus den Warmhaltekannen der unterschiedlichsten Kaffeemaschinen getrunken, abgestanden und bitter wie Galle. Und nun das.
    Ihm dämmerte, dass nicht nur der Kaffee ihn verärgert hatte. Er war gereizt, und das mochte er überhaupt nicht.  Langsam schlenderte er mit dem dampfenden Becher durch die verwaiste Redaktion. Nur an den Wochenenden war es möglich, hier Ruhe zu finden. Gregory nutzte sie hin und wieder, um Arbeiten zu erledigen, zu denen er im Trubel der Wochentage nicht gekommen war.
    Er liebte diese Stunden, in denen er sich auf seine Gedanken konzentrieren konnte, ohne dass man ihm ständig Entscheidungen abverlangte und ohne dass ihm der Zeitdruck im Nacken saß.
    Vor Romys Schreibtisch blieb er eine Weile stehen.
    Sie hatte Blut geleckt. Er hatte es am Ausdruck in ihren Augen erkannt.
    »Ich bin so nah dran«, hatte sie beim letzten Gespräch gesagt und eine winzige Spanne zwischen Daumen und Zeigefinger angedeutet. »Lass mir noch ein bisschen Zeit, Greg.«
    »Tage? Wochen?«
    »Ich schwöre dir, Greg, irgendwann wirst du mir die Füße küssen für diese Story.«
    Sie hatte das ironisch gemeint, aber Gregory hatte mit einem Schaudern gespürt, dass sie recht hatte. Wenn ihre Ahnung sich bewahrheitete, wenn die Morde, die sie recherchierte, wirklich zusammenhingen, dann wäre das eine Sensation.
    Wie die Tatsache, dass eine Volontärin die Verbindung aufgedeckt hatte.
    Ihm war unbehaglich zumute. Es war eine Sache, sich voller Begeisterung in eine Recherche zu stürzen. Eine andere war es, dabei die Kontrolle zu verlieren.
    Romy war im Begriff, genau das zu tun.
    Die Story fraß sie auf.
    Es gab diese Geschichten, die einen schluckten, verdauten und wieder ausspuckten. Die das Maß der Dinge veränderten und auch einen selbst.
    In seinem Büro stellte Gregory den Becher ab und wanderte umher, die Hände auf dem Rücken.
    Wie ein alter Mann.
    Er fühlte sich auch so.
    Vielleicht hätte er Romy doch bremsen sollen, egal, wie sie sich darüber aufgeregt hätte. Sie war noch so jung. Ihr ganzes cooles Gehabe war doch bloß aufgesetzt.
    Was, wenn es wirklich einen Serienmörder gab? Und sie ihm auf die Spur kam?
    Er fragte sich jetzt, warum er nicht nachgebohrt hatte, und nahm sich vor, das nachzuholen. Längst hätte er darauf bestehen müssen, dass sie ihn über den Stand ihrer Recherchen auf dem Laufenden hielt. Mit wem hatte sie gesprochen? Was hatte sie herausgefunden?
    Welche Spuren hatte sie hinterlassen?
    Jeder in der Redaktion träumte von der ganz großen Story. Doch bei den meisten zeichnete sich deutlich ab, dass es beim Träumen bleiben würde.
    Romy stand am Anfang ihrer Laufbahn. Sie war voller Begeisterung und voller Elan. Es war Gregorys Aufgabe, sie unter seine Fittiche zu nehmen und dafür zu sorgen, dass sie vorsichtig und ungefährdet ihre Fühler ausstrecken konnte in einer Welt, der sie noch nicht gewachsen war.
    Keine Alleingänge mehr, schwor er sich. Keine gefährlichen Unternehmungen. Er würde ihr ab jetzt auf die Finger sehen. Zufrieden setzte er sich wieder an den Schreibtisch, um ein paar Mails zu schreiben.
    Eine halbe Stunde später schmunzelte er über sich selbst. In was verrannte er sich da? Romy war erwachsen und konnte sehr gut die Verantwortung für ihr Tun übernehmen. Wollte er ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein im Keim ersticken? Sie an der Leine führen und nur mal hier und da ein bisschen schnuppern lassen?
    Kopfschüttelnd griff er nach dem Telefon, um ein Gespräch zu führen, das für heute auf seiner Liste stand. Er würde Romy schenken, was für sie im Moment am wichtigsten war - sein Vertrauen. Voll und ganz und ohne Wenn und Aber. Nur so würde er sich im Gegenzug ihr Vertrauen erhalten.
    Auch sein eigener Mentor hatte es vor vielen Jahren so mit ihm gehandhabt.
    Es war der einzig richtige, der anständige Weg.
     
    Für diesen Samstag hatte Romy sich vorgenommen, die Stellen aufzusuchen, an denen die Toten gefunden worden waren. Ihr war mulmig zumute, und sie hätte das am liebsten noch eine Weile vor sich hergeschoben. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie Angst

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