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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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überhaupt noch?
    Tatsächlich lächelte sie ein wenig.
    »Thomas war nicht der Typ dafür. Er hielt sich lieber im Hintergrund. Robin hätte sich eher dazu geeignet. Die meisten Mädchen fliegen auf die Sänger.«
    »Ihr Freund trug ein Tattoo. Können Sie mir sagen, welche Bedeutung es hatte?«
    Sie senkte den Blick. Ihr Gesicht verlor jeden Ausdruck und wurde weich und schlaff. Es dauerte lange, bis sie antwortete.
    »Irgendwann war es da und Thomas hat jede Frage danach abgewehrt.«
    »Warum?«
    Sie hob den Kopf und funkelte ihn beinah wütend an.
    »Das ist es ja gerade - er hat mir nichts, überhaupt gar nichts mehr gesagt. Nicht wann, nicht warum und nicht wo er es sich hat stechen lassen. Und zu dem Motiv hat er sich erst recht nicht geäußert. Das Tattoo war da und Punkt.«
    »Haben Sie denn eine Vermutung?«
    »Thomas und Tattoos, das war wie … Allergiker und Frühlingswiese. Er konnte diese Dinger eigentlich überhaupt nicht leiden.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Nein. Es ist völlig absurd.« Sie war aufgestanden und zum Fenster gegangen. Ihr Gesicht lag jetzt im Schatten. »Es ergibt höchstens dann einen Sinn, wenn er sich damit zu etwas bekennen wollte. Oder … ich weiß es einfach nicht.«
    »Hatte Ihr Freund sich verändert?«
    Sie nickte und kehrte zu ihrem Sessel zurück.
    »Von heute auf morgen. Komplett. Lässt sich ein dämliches Tattoo stechen und gibt mir den Laufpass.«
    Bert ließ sie weinen. Er trank seinen Kaffee, der durchsichtig war bis auf den Grund. Und wartete. Erst als Corinna Wagner sich beruhigt hatte, stellte er seine letzte Frage.
    »War Ihr Freund religiös?«
    Sie sah ihn mit rotgeweinten Augen an. »Ja und nein. Thomas glaubte an Gott, aber er hatte ihn verloren. Er suchte nach ihm.«
    Bert verabschiedete sich und stieg die knarzende Holztreppe hinunter. Wo würde ein junger Mann Gott suchen, wenn er ihn verloren hatte?
    Dort, wo andere ihn gefunden hatten.
    Wo sie anboten, ihre Heilserfahrung zu teilen.
    Endlich gerieten die Dinge in Bewegung.
     
    Vero war vollkommen erschöpft. Die Dämonen forderten seine ganze Kraft.
    Es war jedes Mal dasselbe.
    Gott, dachte er, steh mir bei.
    Wie lange hatte der Herr ihm jetzt schon nicht mehr geantwortet? Vero konnte sich nicht erinnern. Früher hatte er in ständiger Zwiesprache mit dem Schöpfer gelebt. Er hatte seine Stärke daraus bezogen.
    Gott war um ihn gewesen. Die ganze Zeit.
    Vielleicht wollte er ihn prüfen. Wissen, ob er auf Vero bauen konnte.
    »Ich nehme jede Prüfung an, Herr«, murmelte Vero.
    Doch die Prüfungen wurden immer schwerer. Die Dämonen zögerten nicht, beim ersten Anzeichen von Schwäche anzugreifen.
    Die schwächsten Glieder der Gemeinschaft waren die Zweifelnden.
    Wenn ein Dämon sich erst einmal eines Menschen bemächtigt hatte, dann war er schwer wieder zu vertreiben. Da reichte es nicht, seinen Glauben dagegenzusetzen. Dazu brauchte es einiges mehr.
    »Satan! Luzifer! Beelzebub!«
    Vero presste die Namen voller Abscheu hervor. Sein Leben erschien ihm als ein einziger Kampf gegen das Böse.  Es gab nur noch wenige Momente, in denen er aufatmen konnte.
    Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. Immer wieder nistete sich das Böse ein. Zerstörte Körper und Geist. Machte aus den Menschen leere Hüllen.
    Meistens bemerkte man es zu spät. Und es begann der lange, harte, so oft aussichtslose Kampf um die Seele.
    Sallys Augen. Er sah sie vor sich. Voller Tränen. Voller Zutrauen.
    Und im nächsten Moment voller Hass.
    Sie hatte nach ihm getreten und versucht, ihn zu beißen. Als ihr das nicht gelungen war, hatte sie ihn angespuckt. Drei Brüder waren notwendig gewesen, um sie zu bändigen, denn das Böse verfügte über ungeheure Kräfte.
    Noch immer hatte es sich nicht zu erkennen gegeben, aber Vero würde nicht lockerlassen. Er würde in Erfahrung bringen, welche Dämonen sich in dieser jungen Frau verbargen. Es war alles nur eine Frage der Zeit.
    Müde öffnete er die Tür zu seinem Schlafraum. Er brauchte Ruhe, und wenn es nur für ein paar Minuten wäre.
    Das Problem Pia schob er erst einmal beiseite. Er konnte sich nicht um alles gleichzeitig kümmern.
    Doch in seinem Unterbewusstsein lauerte die Gewissheit, dass Pia die bisher größte Herausforderung werden würde.
     
    Ein Hinterhof mit Mülltonnen, Stapeln von Getränkekästen, ausrangiertem Mobiliar und einem deprimierenden Ausblick auf schmucklose, triste Häuserfassaden. Der Betonboden rissig, kaputt, von Grünspan

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