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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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zu suchen?«
    »Du musst mich nicht belehren, Vero.«
    Der alte Mann trotzte seiner Arthrose und richtete sich langsam auf. Sie befanden sich jetzt auf Augenhöhe.
    »Ich bin schon ein paar Jahre länger auf der Welt als du, mein Sohn.«
    Seine Herablassung war ungeheuerlich.
    Vero trat so nah an ihn heran, wie es möglich war, ohne dass ihre Körper sich berührten. Ihre Augen waren keine zwanzig Zentimeter mehr voneinander entfernt.
    Bruder Matteo wich nicht zurück. Ruhig erwiderte er Veros Blick.
    Ohne zu blinzeln.
    In seinen Pupillen erkannte Vero sein eigenes Spiegelbild.
    »Wage es nicht«, stieß er leise zwischen den Zähnen hervor. »Wage es nicht, mich herauszufordern.«
    Der alte Mann lächelte.
    Vero ballte die Hände zu Fäusten. Der Anfang der Mondscheinsonate ertönte.
    »Willst du nicht rangehen?«, fragte Bruder Matteo, ohne den Blick zu senken.
    Vero tastete nach seinem Handy, ließ den alten Trottel stehen und nahm das Gespräch an.
     
    Sie hatten Sallys Foto schon so oft herumgezeigt, dass es ganz abgegriffen war. Niemand erkannte sie, zumindest gab es keiner zu. Selbst unter den Obdachlosen war die junge Frau eine Außenseiterin gewesen.
    Außer Rita Hayworth war ihr niemand nähergekommen. Vielleicht hätte der eine oder andere sonst ausnahmsweise sogar den Bullen Auskunft gegeben - um denjenigen ans Messer zu liefern, der einen von ihnen ermordet hatte.
    Blieben die Kirchen, die christlichen Vereinigungen, die religiösen Zirkel. Doch auch dort konnte man Sally nicht einordnen. Bert und Rick waren in so vielen Versammlungsräumen, Sälen und Gebetskellern gewesen, hatten sich mit so vielen Priestern, Gurus und Predigern unterhalten, dass sie allmählich den Überblick verloren und auf ihre Notizen angewiesen waren.
    Wenige Orte und Befragte blieben in Berts Erinnerung haften, diese jedoch umso deutlicher. Indizien hatten sie nicht gefunden. Also hieß es weitersuchen, weiter Klinken putzen und nach der Nadel im Heuhaufen stochern.
    Bert war sich absolut sicher, auf der richtigen Spur zu sein. Die wenigen Anhaltspunkte, die sie hatten, deuteten sämtlich in Richtung Religion. Thomas Dorau und Sally Jensch hatten sich gekannt, darauf wäre er jede Wette eingegangen. Sie waren Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft gewesen oder hatten zumindest Kontakt mit einer solchen gehabt.
    Rick teilte seine Vermutung, doch beiden war klar, dass es auch ganz anders sein konnte. Dass die Toten nie miteinander zu tun gehabt hatten. Dass die Morde nicht zusammenhingen. Dass sie einer Chimäre nachjagten.
    An diesem Nachmittag hatte Bert sich wieder eine Reihe von Telefonnummern vorgenommen, die er nacheinander abarbeitete. Zwei Termine hatte er bereits vereinbart, und so, wie es aussah, würden noch einige hinzukommen.
    Seufzend wählte er die nächste Nummer.
    »Kloster St. Michael«, hörte er eine wohlklingende Männerstimme. »Bruder Rafael am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
     

Kapitel 20
    Schmuddelbuch, Freitag, 21. November, Diktafon
     Das Tuch liegt neben mir auf dem Beifahrersitz. Es war feucht, als ich es aus der Hecke gezogen habe. Jetzt ist es fast schon wieder trocken. Es hat ein bisschen nach Hund gerochen, aber inzwischen ist der Geruch verflogen.
    Auf dem Stoff sind dunkle Flecken, wahrscheinlich Erde. Oder Blut?
    Ich fahre und fahre.
    Egal, wohin.
    Mir ist schlecht. Ich muss mich beruhigen.
    Das kann kein Zufall sein. Das Tuch muss Pia gehören.
    Warum hat sie nicht auf mein Rufen reagiert?
    Warum wurde sie von den Mönchen so abgeschirmt?
    Was hatte sie überhaupt in dem Kloster zu suchen?
    Und was war der wirkliche Grund für Bruder Arnos Anwesenheit im Dünnwalder Wald?
       Pia machte die Augen auf und wusste im ersten Augenblick nicht, wo sie war. Dann holte die Erinnerung sie wieder ein. In ihrem Magen war ein schmerzhaftes Rumoren und sie verspürte einen starken Druck auf der Blase.
    Mühsam rappelte sie sich hoch. Ihr war entsetzlich kalt und  sie hätte gern geweint, aber es kamen keine Tränen, nur ein trockenes Schluchzen, das ihr in der Lunge wehtat.
    Im Schloss der Badezimmertür steckte kein Schlüssel. Das irritierte sie, war jedoch nicht zu ändern. Mit einem erleichterten Seufzen sank sie auf die Klobrille. Sie lauschte angestrengt, damit sie bloß kein Geräusch aus dem Nebenzimmer überhörte.
    Als sie fertig war, wusch sie sich Hände und Gesicht.
    Und dann erblickte sie sich in dem Spiegel, der über dem Waschbecken hing.
    Fast hätte sie sich selbst nicht

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