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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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zunächst einmal herausfinden, was bei Sally schiefgelaufen ist, bevor wir uns auf einen neuen Exorzismus einlassen?«, fragte er.
    »Ich habe nie behauptet, dass der Kampf gegen das Böse ein Kinderspiel ist.« Vero setzte sich aufrecht hin. Als müsse er seine Kampfbereitschaft demonstrieren. »Jeder von uns weiß, dass er tödlich enden kann.«
    »Für den Besessenen.«
    Vero maß Bruder Arno mit einem kalten Blick.
    »Der Teufel kann von jedem Besitz ergreifen. Niemand ist dagegen gefeit. Am wenigsten wir Priester. Der Teufel hasst uns mit ganzer Inbrunst. Jeder Geistliche, über den er Gewalt erlangt, ist ein weiterer Schritt nach vorn in seinem Kampf gegen Gott.«
    Bruder Arno kannte die Argumente und hatte sich einmal von ihnen überzeugen lassen. Die Exorzismen, die er miterlebt hatte, waren relativ harmlos gewesen, ein paar Befreiungsgebete, ein paar Segnungen. Die Besessenen hatten sich anschließend erleichtert und belebt gefühlt.
    Allerdings waren all diese Teufelsaustreibungen auf eigenen Wunsch derer zustande gekommen, die sich für besessen gehalten hatten.
    Sally hatte nicht darum gebeten, exorziert zu werden.
    Sie hatte auch nicht um ein Leben im Kloster gebeten.
    Vero hatte sie eines Tages irgendwo aufgelesen und mitgebracht. Sie war seine Eliza Doolittle geworden. Mit einem wesentlichen Unterschied:
    Sally hatte sich nicht formen lassen.
    Eine Besessenheit konnte sich auf unterschiedlichste Weise zeigen. Depression, Erschöpfung, Angst, Krankheit oder das Gefühl, überfordert und ausgebrannt zu sein, das alles konnten Anzeichen sein.
    Genauso wie Sallys Widerspenstigkeit.
    Vero war überzeugt davon, dass ein Dämon aus ihr sprach.
    Sally kam von der Straße. Sie hatte gelernt, dort zu überleben. Wenn Worte nicht ausreichten, setzte sie ihre Fäuste ein. Und wenn sie Hunger hatte, verdiente sie sich ein paar schnelle Scheine, indem sie sich prostituierte.
    Vero hatte sie aufgenommen und ihr verziehen. Doch Sally wollte seine Vergebung nicht. Sie warf Vero Scheinheiligkeit vor, schrie ihn an, drohte ihm, ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Sie kam und ging, wie es ihr gefiel.
    Sie weigerte sich, ihn Vater zu nennen.
    Doch Bruder Arno hatte beobachtet, wie ihr Gesicht weich und verletzlich geworden war, sooft Vero ihr ein Lächeln geschenkt hatte. Und dass sie die Stacheln aufgestellt hatte, um sich zu schützen.
    Es war ihr nicht gelungen, sich zu schützen.
    Nicht vor ihrer Liebe und nicht vor ihrem Hass.
    »Es ist zu früh für eine neue Austreibung«, warnte Bruder Arno jetzt, die versteckte Warnung in Veros letzten Worten ignorierend. »Sally ist noch nicht mal … unter der Erde. Wir dürfen das Schicksal nicht herausfordern, Vater.«
    Veros Blick war herablassend und kühl.
    »Du hast gewusst, worauf du dich einlässt«, entgegnete er. »Ich habe keinen Hehl aus meiner Gesinnung gemacht. Warum hast du dich mir angeschlossen?«
    Aus Überzeugung, dachte Bruder Arno. Und daran hat sich nichts geändert. Ich würde für dich durchs Feuer gehen. Aber mir fehlt deine Entschlossenheit.
    Er drehte sich zum Fenster. Draußen sank die Dämmerung nieder.
    »Ich wollte meinen Glauben leben, ehrlich und rein und ohne Kompromisse.«
    Im Spiegelbild auf der Fensterscheibe konnte er Vero lächeln sehen.
    »Das wollte ich hören, mein Bruder.«
    Der Holzboden knarrte, als Vero aufstand. Dann tauchte sein Gesicht über Bruder Arnos Schulter auf. In der Fensterscheibe sahen sie einander an.
    »Ich liebe dich, Bruder«, sagte Vero.
    Bruder Arno schloss die Augen. Er hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Dann war er wieder allein.
     
    Calypso saß rittlings auf einem Küchenstuhl, die Arme auf der Rückenlehne verschränkt, und betrachtete unbewegt den gedeckten Tisch. Der Auflauf war mittlerweile kalt geworden, das Fett auf dem Käse erstarrt, der Salat in Essig und Öl ertrunken. Die Weinflasche hatte er allein geleert. Der Alkohol war ihm zu Kopf gestiegen und hatte ihn matt und traurig gemacht.
    Romy hatte die Verabredung nicht eingehalten.
    Calypso hatte bei ihr geklingelt, hatte ständig versucht, sie  übers Handy zu erreichen, doch sie war wieder mal abgetaucht.
    Tonja und Helen waren nicht da. In der leeren Wohnung kam ihm jedes Geräusch wie eine kleine Explosion vor. Er starrte auf die flackernde Kerze, die Schatten auf den Wänden tanzen ließ, und fragte sich, was mit Romy und ihm geschah.
    Etwas ließ sie auseinandertreiben.
    Ihm fiel auf, dass er nicht eine Sekunde daran gedacht hatte, dass

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