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Teufelsengel

Teufelsengel

Titel: Teufelsengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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erkannt. Die Haare hingen ihr wirr um den Kopf. Ihre Augen hatten einen fiebrigen Glanz. Die Lippen waren zerbissen und geschwollen und ihre Haut wirkte stumpf und grau.
    Am schlimmsten jedoch war ihr gehetzter Blick.
    Weit entfernt bellte ein Hund. Pia stieß sich vom Waschbecken ab und eilte zum Fenster. Sie zog die Jalousien im Bad hoch, danach die im Zimmer. Doch der Blick aus den Fenstern zeigte ihr nur den winterlichen Park, auf den sich schon die Finger der Dämmerung legten.
    Die Fenster ließen sich nicht öffnen. Und selbst wenn - da waren immer noch die Gitter, die, so heiter und verspielt sie auch wirkten, aus diesem kleinen Haus ein Gefängnis machten.
    »Snoop …«
    Pia hatte niemanden mehr außer ihm.
    Falls er noch am Leben war.
    »Pass auf dich auf, Snoop«, flüsterte sie.
    Sie legte die Stirn an das kalte Glas, und endlich konnte sie weinen.
     
    Bruder Arno kam frustriert von seiner Fototour nach Hause. Seine Ausbeute war mager. Nichts hatte gepasst. War das Licht gut gewesen, hatte das Motiv nicht gestimmt, war das Motiv perfekt gewesen, hatten die Lichtverhältnisse nicht gestimmt.
    Er hatte nur noch das Bedürfnis nach einer heißen Dusche, einem starken Tee und etwas Nahrhaftem aus der Küche.
    Normalerweise nahmen die Brüder die Mahlzeiten gemeinsam im Refektorium ein. Das war wesentlicher Bestandteil ihres Tagesablaufs. Doch heute war ihm danach, in seinem Atelier zu Abend zu essen. Allein.
    Bruder Arno hatte längst aufgehört, sich wegen solcher Bedürfnisse mit Selbstvorwürfen zu quälen. Er war immer Einzelgänger gewesen und das auch im Kloster geblieben. Konnte man Gott nicht auch dienen, ohne dem Ideal eines Gemeinschaftswesens zu entsprechen?
    Er stellte den Rucksack mit den Kameras und den übrigen Utensilien neben seinem Schreibtisch ab. Gerade wollte er sich auf den Weg zur Küche machen, um sich fürs Abendessen abzumelden und Bruder Miguel eine Extramahlzeit abzuluchsen, als Vero das Atelier betrat.
    Das war ungewöhnlich. Vero bestellte die Leute eher zur Audienz, als sie höchstpersönlich aufzusuchen.
    Er hielt sich nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln auf.
    »Sie war hier.«
    »Wer?«, fragte Bruder Arno, obwohl er sofort wusste, wen Vero meinte.
    »Stell dich nicht dumm!«
    »Du meinst diese kleine Volontärin?«
    »Wen sonst?«
    »Das tut mir lei …«
    »Sie war ÜBERALL! Mein Gott, dieses Mädchen ist von  der Presse! Und dir fällt nichts anderes ein, als zu versichern, dass es dir leidtut?«
    »Hat sie gesagt, was sie wollte?«
    Der Schrecken war Bruder Arno in die Glieder gefahren. Was hatte er da angerichtet?
    »Sie hat sich nach dir erkundigt, und Bruder Matteo, dieser, dieser … Einfaltspinsel erlaubt ihr, auf dich zu warten.«
    Bruder Matteo war alles andere als ein Einfaltspinsel. Er war unter ihnen wahrscheinlich derjenige, der seinen Glauben am authentischsten lebte. Niemals hätte er jemanden weggeschickt, der an seine Tür klopfte. Doch das sagte Bruder Arno nicht laut.
    »Bei der Gelegenheit hat sie in aller Gemütsruhe das Klostergelände inspiziert.«
    »Und dann?«
    »Und dann! Und dann! Ist sie wieder verschwunden! Ich weiß nicht, ob sie etwas gesehen hat.«
    »Ob sie …«
    Bruder Arno hatte sich also nicht getäuscht. Es ging wie - der los. Die Abstände waren immer kürzer geworden, und nun gab es so gut wie gar keinen Abstand mehr. Sally war tot und Vero hatte sich sogleich Pia zugewandt.
    »Wo ist sie?«
    »Wir haben uns für das kleine Gerätehaus entschieden. Wir sollten überlegen, ob wir sie nicht ganz dort unterbringen, solange es dauert.«
    Solange es dauert.
    Es konnte Wochen dauern, Monate.
    Vero hatte sich auf einen Stuhl gesetzt. Er wirkte erschöpft und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Bruder Arno wusste, dass Vero selten schlief. Wann auch immer er in der Nacht aus dem Fenster schaute, sah er bei ihm Licht.
    Vero war Asket. Er war streng mit den Menschen und geradezu unbarmherzig mit sich selbst.
    »So leben Heilige«, hatte einmal ein Gast über ihn gesagt.
    »Oder Teufel«, hatte ein anderer erwidert.
    Die Worte waren in allgemeiner Heiterkeit untergegangen. Erst jetzt fielen sie Bruder Arno wieder ein.
    »Wer ist dabei?«, fragte er.
    »Gunnar, Sandro und Milo«, antwortete Vero müde.
    Die Brüder, die die meiste Erfahrung mit Teufelsaustreibungen besaßen. Bruder Arno wusste nicht, ob ihn das beruhigte, denn diese drei Brüder befürworteten Exorzismen nicht nur, sie traten fanatisch dafür ein.
    »Sollten wir nicht

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