Teufelsflut
mit einer einzigen Salve niedermähen. Ich schlage vor, wir verstecken uns in dem kleinen Fichtenwald da oben am Hang.«
»Einverstanden«, sagte Tweed. »Aber Newman, Paula und ich bleiben hier. Im Notfall könnten wir hinter dem Baumstamm in Deckung gehen.«
Burgoyne stieg mit dem Rest der Gruppe den Hang hinauf zu dem Wäldchen, das sich etwa hundert Meter rechts der Hütte befand. Dabei gab er Serena die Hand, um ihr beim Klettern zu helfen, während Trudy den Aufstieg ohne fremde Hilfe schaffte. Hinter ihr bildeten Nield und Butler die Nachhut.
Als Serena sich umdrehte und sah, dass Trudy sich von niemandem helfen ließ, entwand sie Burgoyne ihren Arm und stieg ebenfalls allein weiter nach oben. Bald hatten sie Arbuthnot überholt, der nur widerwillig durch den Schnee stapfte. Mehrmals blieb er stehen und schaute ins Tal, bis Marler sein Gewehr hob und ihn zum Weitersteigen nötigte.
»Glauben Sie wirklich, dass Goslar in dieser Hütte steckt?«, fragte Paula.
»Keine Ahnung«, antwortete Tweed. »Goslar ist ein Meister der fiesen Tricks. Kann sein, dass er ganz in der Nähe ist, aber er kann sich auch genauso gut Meilen entfernt von hier aufhalten.«
»Irgendwie hält sich mein Mitleid mit Arbuthnot in Grenzen«, sagte Paula, während sie die einsame Gestalt betrachtete, die sich mühsam den Hang hinaufquälte. »Schließlich ist er derjenige, der den Leuten Goslars verzerrte Botschaften vorspielt. Er muss wissen, dass viele von ihnen Mordaufträge sind.«
»Vermutlich verdrängt er das. Immerhin bekommt er sehr viel Geld für seine Dienste.«
Paula schaute nach rechts, wo die anderen gerade in dem Fichtenwäldchen verschwanden. Auf einmal zuckte sie zusammen und ergriff Tweeds Arm.
»Was ist los?«, fragte Tweed und sah sie an.
»Das Bild von Goslar, das verwischte Foto, das ihn kurz vor seinem Verschwinden durch den Eisernen Vorhang östlich von Lübeck zeigt, und das Sie immer mit sich tragen… Die Gestalt, die ihre Arme ausbreitet. Ich habe sie gerade gesehen!«
»Sind Sie sich sicher?«
»Gott sei Dank, ich sehe gerade, dass ich mich geirrt habe«, sagte Paula und atmete hörbar aus. »Es war wohl Trudy in ihrem Hosenanzug. Sie ist gerade noch einmal zwischen den Bäumen hervorgekommen.«
»Ich wette, dass Arbuthnot die Hütte verlassen vorfinden wird«, sagte Newman nachdenklich. »Und auf dem Tisch liegt bestimmt eine weitere Nachricht von diesem verdammten Goslar.«
»Gut möglich«, sagte Tweed.
»Andererseits könnte aber auch Chance Recht haben«, gab Paula zu bedenken. »Er hat große Erfahrung als Soldat. Für den Fall, dass sich wirklich arabische Terroristen in dieser Hütte ver stecken, sollten wir jetzt lieber hinter dem Baumstamm Deckung nehmen.«
Die drei traten hinter die riesige Fichte und spähten am Stamm vorbei nach oben, wo Arbuthnot sich mit seinem lächerlichen Regenschirm der Hütte näherte. Marler legte sein Gewehr auf einer Astgabel auf, um besser zielen zu können.
Paula fiel wieder die unheimliche Stille auf, die über dem ganzen Ort lag.
Nirgends war ein Geräusch zu hören, nichts bewegte sich, bis auf die Gestalt, die jetzt mit zögernden Schritten auf die Hütte zustapfte.
Langsam ging Paula die Stille, die ihr zeigte, wie abgeschnitten sie hier vom Rest der Welt waren, gehörig auf die Nerven. Sie ballte ihre behandschuhten Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Irgendwie hatte sie die Vorahnung einer großen Gefahr, wusste aber nicht, weshalb.
Paula versuchte herauszufinden, was sie so beunruhigte. Burgoynes Gruppe war in dem Wäldchen verschwunden und nicht mehr zu sehen.
Schließlich konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit auf Arbuthnot, dessen Schritte immer langsamer wurden. Er ging gerade die lange Veranda entlang und blieb dann auf der anderen Seite der Hütte stehen. Paula vermutete, dass sich dort eine Tür befand.
Dann wurde die nervtötende Stille auf einmal von Arbuthnots Stimme zerrissen. Er rief etwas, war aber zu weit weg, als dass Paula es hätte verstehen können. Sie vermutete, dass er fragte, ob Dr. Goslar in der Hütte sei, diesem möglicherweise auch mitteilte, dass Tweed noch unten im Tal sei. Nachdem Arbuthnot einen Moment gewartet hatte, streckte er die rechte Hand aus, vermutlich, um die für Paula nicht sichtbare Tür zu öffnen. Dann verschwand er in der Hütte – und im nächsten Augenblick schien die ganze Welt in die Luft zu fliegen.
Erst war ein greller Blitz zu sehen, dann erfüllte eine ohrenbetäubende Detonation
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