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Teufelsflut

Teufelsflut

Titel: Teufelsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Autounfall gehabt. Wenn er bei uns ist, kann ich ihn ja mal fragen, ob er weiß, wo die Bewohner dieses gespenstischen Ortes alle abgeblieben sind.«
    Der Alte schlurfte langsam auf sie zu. Dann warf er auf einmal den Stock weg und riss die rechte Hand hinter dem Rücken hervor. Er zielte mit einer Maschinenpistole direkt auf Paula, die immer noch hinter Serena stand.
    Dann fiel ein Schuss, der mehrfach von den Felswänden widerhallte und so schnell von einem zweiten gefolgt wurde, dass nur ein geübtes Ohr die beiden voneinander unterscheiden hätte können. Der Mann mit dem einbandagierten Kopf blieb einen Augenblick lang stocksteif stehen, dann fiel er kerzengerade nach vorn und schlug mit einem dumpfen Geräusch auf die Straße.
    Tweed rannte hinüber zu dem Mann, kniete nieder und fühlte ihm den Puls. Dann stand er auf und schüttelte den Kopf. Paula ließ ihren Browning sinken, aus dem sie zwei Schüsse abgegeben hatte, und trat ebenfalls auf den Mann zu. Tweed sah sie an, während auch die anderen herbeirannten.
    »Das war eine der schnellsten Reaktionen, die ich je gesehen habe«, sagte Tweed anerkennend. »Was hat Ihren Verdacht erweckt?«
    »Sehen Sie doch, was er um den Kopf gewickelt hat.«
    Unter dem weißen Verband, der dem Mann bei seinem Sturz vom Kopf gerutscht war, erkannte Tweed ein grünes Stirnband. Paula wandte sich an Burgoyne.
    »Erinnern Sie sich noch an das, was Sie uns von den fanatischen Moslems erzählt habe, die sich grüne Stirnbänder umbinden, wenn sie in die Schlacht ziehen? Genau dieselben Bänder trugen auch die Terroristen, die uns im Nebel zwischen Genf und Annecy angegriffen haben. Auch sie haben geglaubt, als Märtyrer für die gerechte Sache zu sterben. Als der alte Mann auf uns zuschlurfte, habe ich einen schmalen Streifen Grün unter seinem Verband entdeckt und wurde misstrauisch.
    Ich hatte meinen Browning schon in der Hand, als er die Maschinenpistole hinter dem Rücken hervorzog.«
    »Sie haben ja noch bessere Augen als ich«, sagte Marler.
    »Jemanden wie Sie hätte ich im Golfkrieg gut brauchen können«, sagte Burgoyne ruhig.
    »Ich möchte, dass der Tote von der Straße verschwindet. Und seine Waffe auch«, sagte Tweed barsch.
    Burgoyne meinte, dass er sich darum kümmern würde. Als machte er so etwas jeden Tag, nahm er den Verband und das grüne Stirnband und stopfte dem Toten beides in die Jackentasche. Ohne seine Verkleidung sah der Mann auf einmal gar nicht mehr so alt aus. Er war kaum älter als dreißig.
    Burgoyne ging in die Hocke und hob den Toten zusammen mit dessen Waffe auf. Als er mit seiner grausigen Last vor Paula stand, fand sie, dass Chance, der zuvor noch so ausgelassen und fröhlich gewirkt hatte, jetzt vom Scheitel bis zur Sohle einen Soldaten verkörperte. Er trug den Angreifer an den Rand der Straße und warf ihn mitsamt der Maschinenpistole in den See. Paula hörte ein kurzes Platschen, und dann senkte sich wieder die düstere Stille über den verlassenen Ort.
    »O mein Gott«, sagte Serena und hielt sich mit einer Hand den Hals.
    »Kein Wunder, dass Sie für Tweed arbeiten. Bis ich mitbekommen habe, was da passiert,
war
es schon passiert.«
    Paula zog das Magazin aus dem Browning und warf es in den See. Dann steckte sie ein neues in den Griff und verstaute die Waffe wieder in der Schultertasche.
    »Ich hätte schneller sein müssen«, sagte Butler.
    »Jetzt können Sie Ihre Lobeshymne auf Tailloires ja noch mal wiederholen«, forderte Paula Newman auf.
    »Manchmal wünschte ich, ich hätte meine große Klappe nicht aufgemacht«, sagte Newman und rieb sich das Kinn.
    »Da kommt schon wieder jemand um die Ecke«, sagte Paula warnend, die ihre Hand abermals in die Schultertasche steckte, um sofort den Browning ziehen zu können.
    Alles hatte Tweed in dieser gottverlassenen Gegend erwartet, nur nicht den Mann, der jetzt auf sie zukam. Er war groß und schlank und trug einen Anzug aus der Savile Row, eine Krawatte von Hermes über einem blütenweißen Hemd sowie teure handgenähte Schuhe. Er war das Urbild eines Engländers bis hin zu dem fest zusammengerollten Regenschirm, den er in der rechten Hand trug. Der andere Arm schwang im Takt seiner Schritte hin und her.
    »Dem wird ich’s zeigen«, sagte Butler.
    »Nicht!«, befahl Tweed.
    Der Neuankömmling blieb ein paar Meter vor ihnen mitten auf der Straße stehen. Er war etwa so groß wie Newman, glatt rasiert und trug sein dunkles Haar so perfekt geschnitten, als käme er soeben aus einem

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