Teufelsflut
Marler, der von draußen zugehört hatte, kam mit seinem Armalite in der Hand in den Raum zurück.
»Na schön, dann halten Sie mal die Luft an«, sagte Tweed. Er testete, ob er mit den Handschuhen auch einen guten Griff hatte, bevor er sein Team noch einmal ansah. Alle schauten mit unbewegtem Gesicht zurück.
Das ist das erste Mal, dass ich es mit einer Meuterei zu tun habe, dachte Tweed.
Vorsichtig schob er eine Hand unter den ersten der drei Kanister und hob ihn, während er ihn mit der anderen Hand seitlich stabilisierte, aus dem Gestell. Mit langsamen Schritten trug er ihn zur Feuerstelle. Als er dabei kurz hinüber zu Paula sah, bemerkte er, dass sie lächelte. Tweed schaffte es, das Lächeln zu erwidern, bevor er den Kanister so weit wie möglich in den Schacht hineinhielt und losließ.
Als der Kanister ins Feuer fiel, glaubte Tweed ein leises Zischen zu hören. Er ging zurück zum Gestell und holte nacheinander die anderen beiden Kanister, die er ebenfalls ins Feuer fallen ließ. Als der dritte Kanister zischend verbrannte, alle Anwesenden aber noch am Leben waren, hörte Tweed, wie jemand einen erleichterten Seufzer ausstieß. Er streifte die Handschuhe ab und übereignete sie ebenfalls den Flammen.
In diesem Augenblick hörte er durch das offene Fenster ein tiefes Grollen, das diesmal aber nicht seiner Einbildung entsprungen zu sein schien.
»Eine Lawine!«, rief er. »Wir müssen sofort dieses Gebäude verlassen.
Wir nehmen die Feuerleiter, das geht am schnellsten…«
»Nein, auf keinen Fall!«, schrie Butler. »Die Stufen sind völlig vereist. Ich konnte sie nur mit Mühe hinaufsteigen.«
»Dann rasch die Wendeltreppe hinunter!«, befahl Tweed. »Beeilen Sie sich, aber rennen Sie nicht blind drauflos. Ein gebrochenes Bein wäre das Letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten.«
Er wartete, bis die anderen nach unten verschwunden waren, und schob dann Butler, der als Letzter im Labor verblieben war, ebenfalls in Richtung Treppe. Im Gegensatz zu dem, was er seinen Leuten zuvor eingeschärft hatte, rannte Tweed die Stufen, so schnell er konnte, hinunter und überholte in der Halle sogar die anderen, sodass er als Erster an der Eingangstür anlangte.
Dort drehte er sich um und winkte den anderen zu, damit sie ihm folgten. Draußen eilte sie alle die Schlossmauer entlang. Als Tweed unter dem Turm vorbeikam, warf er einen kurzen Blick auf die Feuerleiter und sah, dass ihr letztes Stück zum Schutz gegen Einbrecher hochgezogen war. Er fragte sich, wie Butler wohl auf die Leiter gekommen war. An der Rückseite des Gebäudes blieb Tweed stehen und wartete, bis alle bei ihm waren. Ihnen bot sich ein Furcht erregendes Schauspiel.
Etwa zweihundert Meter östlich donnerte eine gewaltige Lawine den Hang hinunter. Tweed war sich sicher, dass ihr weitere folgen würden.
»Wir müssen die Höhle unter der Felsspitze erreichen!«, rief er und begann, durch den kniehohen Schnee den Hang hinaufzusteigen. Dann spürte er, wie ihn eine Hand am linken und eine andere am rechten Arm packte. Links von ihm war Trudy, und rechts war Paula.
»Passen Sie auf sich selber auf«, fauchte er. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.
Er riss sich los und wunderte sich dann selbst darüber, wie schnell er es den Hang hinauf schaffte. Trotzdem hatte er große Mühe, mit den beiden Frauen Schritt zu halten. Irgendwie kam es ihm so vor, als wäre die Felsspitze noch kilometerweit entfernt. Neben sich sah er Marler, Butler, Newman und Nield, die ebenfalls nach oben stapften.
Tweed vermutete, dass sie absichtlich langsam stiegen, um ihm im Falle eines Falles zu Hilfe eilen zu können. Er verkniff es sich, stehen zu bleiben und nach dem Geräusch einer weiteren Lawine zu lauschen, sondern konzentrierte sich einzig und allein auf den Anstieg zur Höhle.
Eins… zwei…drei. Er zählte unablässig seine Schritte.
»Wir sind fast da!«, rief Trudy »Ja wirklich?«
Tweed blickte nach oben und sah, dass die überhängende Felsspitze nur noch wenige Meter von ihm entfernt war. Er sah aber auch, dass der Hang darüber sich plötzlich in Bewegung setzte. Was er beim Abstieg als verschneite Hecken angesehen hatte, waren in Wirklichkeit Schneewehen gewesen, die jetzt alle wie eine gigantische Woge aus weißen Kristallen talwärts zu rutschen begannen.
Schließlich hatten er und seine Leute die Felsspitze erreicht, wo sie sofort in die große Höhle hineinrannten. Tweed, der völ ig außer Atem war, hockte sich schwer keuchend auf einen großen
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