Teufelsflut
eine Frauenstimme. »Am Apparat.«
»Hier spricht Trudy Warner. Ich finde, wir haben uns in der Bar lange genug angesehen. Könnten wir uns nicht treffen und miteinander plaudern? Die Nummer Ihrer Suite weiß ich bereits.«
»Dann kommen Sie doch gleich zu mir herauf. Äh, werden Sie allein kommen?«
»Versprochen. Und wie steht es mit Ihnen? Werden Sie auch allein sein? Ich möchte nämlich unter vier Augen mit Ihnen sprechen.«
»Geht in Ordnung. Ich bin ohnehin gerade allein im Zimmer.« Tweed sagte sogar die Wahrheit, weil Paula zwischenzeitlich auf die Toilette gegangen war.
»Darf ich dann gleich die Gelegenheit beim Schopf packen und heraufkommen?«
»Ja, kommen Sie nur…«
Als Paula aus dem Badezimmer zurückkehrte, erzählte ihr Tweed, dass Trudy Warner, die Amerikanerin aus der Bar, in die Suite kommen wolle, um ihn allein zu sprechen. Paula machte ein besorgtes Gesicht.
»Das gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte sie spontan. »Denken Sie doch an Sam Sneed, mein Erlebnis in La Defense und wie Coral Langley vor Marlers Augen ermordet wurde. Und jetzt noch diese schreckliche Geschichte mit Vallade. Ich verstecke mich am besten im Badezimmer.
Aber halt, das geht nicht. Vielleicht muss sie ja mal aufs Klo.« Paula ging zu einem hohen Schrank und öffnete beide Türflügel. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gern hier drin verstecken. Neben Ihren Klamotten ist noch jede Menge Platz.«
»Dann beeilen Sie sich. Trudy Warner kann jeden Augenblick hier sein.«
Paula nahm den Schlüssel aus der Schranktür und kletterte mitsamt Schultertasche in den Schrank. Nachdem sie die Türen von innen zugezogen hatte, schaute sie durch das Schlüsselloch. Sie konnte Tweed auf dem Sofa ganz deutlich sehen. Draufhin öffnete sie die Tür noch einmal.
»Achten Sie darauf, dass sie neben Ihnen sitzt«, flüsterte sie Tweed zu.
»Dann habe ich Sie beide im Blickfeld.«
Weniger als eine halbe Minute später klopfte es leise an der Tür der Suite. Tweed sprang auf und stellte sich an die Wand neben den Türstock für den Fall, dass jemand durch die geschlossene Tür auf ihn schoss. Erst dann öffnete er diese einen Spalt weit, wobei er aber die Kette vorgelegt ließ.
»Wer ist da?«
»Ich bin’s. Trudy.«
Vorsichtig trat Tweed an den Spalt und blickte hindurch. Draußen stand tatsächlich Trudy Warner. Sie war allein und wirkte nervös. Während Tweed die Kette löste, schaute sie sich auf dem Korridor um. Nachdem sie in die Suite geschlüpft war, sperrte Tweed die Tür ab und legte die Kette wieder vor.
»Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir aufs Sofa«, sagte er. »Und dann erzählen Sie mir, weshalb Sie mich sprechen wollen.«
Tweed tat, was Paula ihm vorgeschlagen hatte, und setzte sich wieder auf denselben Platz wie zuvor. Trudy ließ sich dicht neben ihm nieder.
Auch aus der Nähe betrachtet, kam sie ihm sehr attraktiv vor. Ihr langes rotes Haar reichte bis knapp über die Schultern, und die Gesichtshaut war glatt und rein. Wie bereits unten in der Bar blickte sie mit ihren graublauen Augen unter strichdünnen Augenbrauen direkt in die seinen.
Tweed hatte das Gefühl, als wüsste sie nicht so recht, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Er wartete.
»Ich weiß einiges über Sie, Mr. Tweed«, sagte Trudy Warner schließlich.
»Tatsächlich? Wie kommt das?«
Tweed war auf der Hut; in seiner langen Laufbahn hatte er es bereits mit nicht wenigen professionellen Killerinnen zu tun gehabt. Es schien, als wäre diese Gattung noch nicht ausgestorben.
»Ich habe an einer Telefonnebenstelle ein Gespräch zwischen Vance Karnow und Cord Dillon mitgehört, dem stellvertretenden Direktor der CIA. Karnow wollte wissen, wer der beste Mann in den englischen Geheimdiensten sei. Dillon hat mit seiner Antwort keine Sekunde gezögert. Ich erinnere mich noch wortwörtlich an das, was er gesagt hat: ‹Ein Mann namens Tweed. Er ist der Beste von allen. Und, Karnow, der Mann ist durch und durch ehrlich. Ehrlicher als er kann man nicht sein. Also versuchen Sie erst gar nicht Ihre linken Tricks mit ihm.‹ Dann hat Dillon aufgelegt und ich auch, damit Karnow nicht das Klicken in der Leitung hört.«
»Darf ich fragen, weshalb Karnow hier in Europa ist? Und warum sind Sie bei ihm?«
»Lassen Sie mich die Geschichte bitte auf meine Weise erzählen. Ich habe fünf Jahre in den Staaten gelebt…«
»Sind Sie nicht Engländerin?«
»Ja. Aber ich habe einen Amerikaner namens Walt Jules Baron geheiratet.
Er war
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