Teufelsflut
Buchhalter und hat für einen Sicherheitsdienst in Washington gearbeitet. Es war eine gute Ehe, die bestimmt lange gedauert hätte. Als wir achtzehn Monate verheiratet waren, hat Walt eines Abends auf einmal eine Menge getrunken, was ungewöhnlich für ihn war. Er sagte, er habe Sorgen in der Arbeit. Dann nannte er nur den Namen seiner Firma und erzählte mir von seinem Verdacht, dass man dort große Summen Schwarzgeld wasche. Er dachte daran, sich ans FBI zu wenden.«
»Und, hat er das getan?«
»Bitte warten Sie.« Trudy presste ihre Hände, die sie über der Handtasche auf dem Schoß gefaltet hatte, so fest zusammen, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Am nächsten Abend…«, sie schluckte, »am nächsten Abend nach Einbruch der Dunkelheit ist ein Wagen vor unserem Haus vorgefahren. Wir wohnten außerhalb einer kleinen Stadt in Virginia und hatten nur einen Nachbarn. Walt hat aus dem Fenster geschaut und mir befohlen, mich nicht blicken zu lassen. Ich bin in die Küche gegangen und habe durch die Durchreiche gespäht. Und da habe ich gesehen, dass ein dicker Mann hereingekommen ist, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Er hat Walt gesagt, dass er sich hinsetzen soll. Walt hat das gemacht. Und dann hat der Dicke mit ihm geredet.«
»Wissen Sie noch, was er gesagt hat?«
»Jedes einzelne Wort«, antwortete Trudy angespannt. »Er hat gesagt: ›Walt, Sie haben Kontoauszüge eingesehen, die vertraulich waren. Öffnen Sie den Mund. Sie haben doch eine Kapsel mit Zyankali auf der Zunge.‹ Walt hat ihm geantwortet, dass das wohl das Lächerlichste sei, was er jemals gehört habe. Daraufhin hat ihm der Dicke die Mündung seines Revolvers in den Mund gesteckt und abgedrückt. Es war grauenhaft.«
»Möchten Sie etwas trinken? Kaffee? Oder Wasser?«
»Wasser, bitte.«
Tweed goss ihr aus einer Karaffe ein Glas ein, das Trudy mit wenigen Zügen leerte. Sie dankte ihm und fuhr mit ihrer Erzählung fort: »Der Dicke hat dann Walt die Waffe in die Hand gedrückt und sie so hingelegt, als ob er sich damit selbst erschossen hätte. Er trug dabei Handschuhe. Ich hatte entsetzliche Angst, aber ich wusste genau, dass ich verschwinden musste. Also habe ich mich leise aus der Hintertür geschlichen und bin hinüber zum Haus unserer Nachbarn gerannt. Sie waren verreist, aber die Frau hatte mir zuvor einen Schlüssel gegeben.
Ich bin ins Haus, habe aber kein Licht angeknipst. Ein paar Minuten später habe ich den Dicken an der Eingangstür rütteln gehört. Es war wie in einem Albtraum. Aber dann ist er Gott sei Dank weggefahren.«
»Können Sie den Dicken beschreiben?«, fragte Tweed.
»Warten Sie«, sagte Trudy und sah auf die Uhr. »Ich werde Ihnen den Rest ein anderes Mal erzählen. Ich habe Karnow – er leitet das Team, für das ich arbeite – gesagt, dass ich ins Hotel fahre, um zu duschen. Ich muss dort sein, bevor er selber ankommt. Könnte ich zwischen sieben und acht Uhr heute Abend noch einmal zu Ihnen kommen? Dann sitzen die anderen im Crillon, das ist das Hotel, wo wir wohnen, beim Abendessen.«
»Ja, das ließe sich machen.«
»Jetzt muss ich aber wirklich gehen.« Sie stand auf und ging zur Tür. Als Tweed gerade die Kette wegnehmen wollte, legte sie eine Hand auf die seine. »Die sind hinter Ihnen her, Tweed. Karnow wollte Sie schon umbringen lassen, aber dann hat er es sich noch einmal anders überlegt.
Vorerst zumindest. Der Mann, der meinen Mann ermordet hat, heißt Bancroft. Ich werde ihn töten, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt.
Und jetzt lassen Sie mich bitte hinaus…«
16
»Was halten Sie von ihr?«, fragte Tweed, nachdem Paula aus dem Schrank geklettert war.
»Zuerst war ich misstrauisch. Ich dachte, dass Karnow sie vielleicht in unser Team einschleusen will. Aber dann habe ich meine Meinung geändert. Und wie steht es mit Ihnen?«
»Am Anfang ist es mir genauso gegangen wie Ihnen. Was mich von Trudys Aufrichtigkeit überzeugt hat, war die Tatsache, dass sie mir Bancrofts Namen nannte.«
»Ich finde, sie klang zu allem entschlossen.«
»Das finde ich auch. Sie haben nicht ihr Gesicht gesehen, als sie sich von mir verabschiedet hat. Ihre Augen waren ganz klein und funkelten vor Hass.«
»Dann sind wir also beide der Meinung, dass die Dame echt ist?«
»Nur nicht so schnell«, sagte Tweed. »Wir wollen erst einmal hören, was sie mir später zu erzählen hat.«
»Ich wollte heute Abend eigentlich mit Chance Burgoyne zum Essen gehen. Er hat mich vorhin dazu eingeladen. Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher