Teufelsflut
Einer von ihnen, ein Mann namens Brad Braun, hat hier im Hotel eine Suite gemietet. Es würde weder mir noch Ihnen behagen, wenn Karnow diesen Goslar vor uns finden würde.«
»Das stimmt. Die Stelle, von der ich Ihnen heute früh berichtet habe – diejenige, an die das Video geschickt wurde –, würde das als höchst ärgerlich empfinden.«
Tweed wusste, dass Lasalle vom französischen Staatspräsidenten sprach.
»Wäre es nicht im Interesse Frankreichs, wenn Sie diesen Amerikanern das Leben schwer machen würden?«, fragte er wie nebenbei. »Vielleicht könnten Sie sie ja unter irgendeinem Vorwand festnehmen lassen. Das würde sie zumindest aus dem Konzept bringen.«
»Sie kennen mich, Tweed. Ich werde mir schon was einfallen lassen.
Aber jetzt mache ich mich lieber auf den Weg. Vielen Dank für die Information… «
»Was haben Sie jetzt vor, Tweed?«, fragte Paula, nachdem Marler wieder aus dem Badezimmer gekommen war.
»Bisher haben wir es für meinen Geschmack mit zu vielen Gegnern zu tun gehabt«, begann Tweed. »Da war zunächst einmal Goslar mit seiner weitgespannten Organisation, dann kamen die französischen Sicherheitsdienste, und jetzt sind zu allem Überfluss auch noch diese Amerikaner aufgetaucht. Nach unserem Gespräch mit René dürfte sich die Situation aber ein wenig vereinfachen. Die Franzosen werden sich jetzt erst einmal um die Amerikaner kümmern. Ich bin mir sicher, dass der Präsident, wenn er erst einmal erfährt, was Lasalle ihm zu sagen hat, alle Kräfte gegen sie mobilisieren wird. Damit sind Karnow und seine Leute kaltgestellt und wir haben für eine Weile Ruhe vor den Franzosen, die ja jetzt zunächst mal etwas anderes zu tun haben, als uns zu überwachen. Sehen wir also zu, dass wir uns auf unser eigentliches Ziel konzentrieren: Dr. Goslar ausfindig zu machen und zu vernichten.«
»Das war ein intelligenter Schachzug«, bemerkte Newman. »Eigentlich war es eher ein spontaner Einfall.«
»Trotzdem gebührt dem Plan die Note eins«, stimmte Paula ihrem Kollegen Newman zu. »Ich fand es übrigens selt sam, dass Lasalle uns nicht gesagt hat, was mit dem armen Vallade geschehen ist. Er hat nicht einmal erwähnt, dass er tot ist.«
»Lasalle versucht, die Geschichte so lange vor der Öffentlichkeit geheim zu halten wie nur irgend möglich. Stellen Sie sich doch nur die Panik vor, die hier in Paris ausbricht, wenn die Leute von der Sache erfahren.
Vallade war kein berühmter und mächtiger Politiker, sondern ein ganz normaler Durchschnittsmensch. Wenn einer wie er auf so grausame Weise ermordet wird, fühlen sich bestimmt viele Leute nicht mehr sicher in der Stadt. Ich frage mich übrigens, ob der Gelbe Mann wirklich gelblich-blond ist. Ich habe ihn im Brown’s ganz aus der Nähe gesehen, und da kam mir sein Haar ungewöhnlich dicht vor. Es hätte gut und gern ein Toupet sein können.«
»Hoffentlich nicht«, sagte Paula. »Dann werden wir ihn ohne die Tarnung nämlich nicht erkennen können. Mich beschäftigt übrigens eine ganz andere Frage: Wieso hat Goslar Vallade umbringen lassen?«
»Vermutlich weil Goslar das Buch über die Galapagos-Schildkröten unter seinem richtigen Namen bestellt hat. Damals im Kalten Krieg hat er so etwas auch ab und zu getan. Erinnern Sie sich noch, Bob? Er hat es aus einer Art Tollkühnheit heraus getan, es kurz darauf aber wieder bereut, was wiederum das Todesurteil für die Betroffenen war.«
»Aber wozu braucht jemand wie er ein Buch über Galapagos-Schildkröten?«
»Keine Ahnung«, sagte Tweed achselzuckend. »Aber erinnern Sie sich noch an das, was Dillon uns in London erzählt hat? Vielleicht war die Geschichte über den Fischer, der gesehen hat, wie zwei Schildkröten auf den Galapagosinseln in ein Flugboot gebracht wurden, doch kein Ammenmärchen. Es könnte gut sein, dass der Fischer deshalb hat sterben müssen – und der Informant der CIA dazu. Beide wurden enthauptet, was wiederum auf den Gelben Mann hinweist.«
»Wie gruselig«, sagte Paula. »Und wie geht’s jetzt weiter?«
»Wir beide gehen jetzt mit Bob hinunter in die Bar und schauen nach, ob die Amerikaner immer noch dort sind. Nur für den Fall, dass sie irgendwelchen Ärger machen.«
Die Amerikaner waren tatsächlich noch in der Bar. Vance Karnow saß aufrecht in einem Sessel mit dem Rücken zur Wand. Neben ihm hatte es sich eine attraktive rothaarige Frau bequem gemacht. Von dem gut aussehenden Mann, der an Karnows anderer Seite saß, vermutete Tweed, dass es Brad
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