Teufelsflut
zugesagt.«
»Dann bestehe ich drauf, dass Sie auch hingehen. Das gibt Ihnen die Gelegenheit, Chance besser kennen zu lernen und ihm zu helfen, sich noch besser in unser Team einzugliedern. Unter einer Bedingung allerdings: Ich werde Nield anweisen, im selben Lokal zu essen wie Sie.
Er wird allein sein und deshalb aufmerksamer als Sie beide, wenn Sie sich in eine Unterhaltung vertiefen. Essen Sie im Hotel?«
»Nein. Chance hat das Maxim vorgeschlagen.«
»Auch nicht schlecht. Ich werde Nield sagen, er soll sich dort einen Tisch bestellen. Wahrscheinlich werden Sie ihn nicht erkennen.«
»Aber sollte ich mich nicht wieder im Schrank verstecken, um mir Ihr zweites Gespräch mit Trudy anzuhören, solange wir uns über sie nicht im Klaren sind?«
»Das wird Newman für Sie übernehmen.«
Der Gelbe Mann saß auf einem Drehstuhl in seiner Mansardenwohnung mit Blick auf die Bastille. Er mochte dieses Versteck in dem alten Haus, das nicht gerade in der vornehmsten Gegend von Paris stand. Vor ein paar Stunden hatte er per Telefon eine Botschaft von Dr. Goslar erhalten.
»Spreche ich mit Monsieur Danton?«, hatte eine kultiviert klingende Stimme gefragt.
»Nein«, hatte der Gelbe Mann geantwortet. »Hier spricht Marat.«
»Dann seien Sie bitte so gut und hören Sie aufmerksam zu.«
Er hatte eine Weile warten müssen, bis ihm der unbekannte Anrufer ein Tonband mit der üblichen elektronisch verzerrten Stimme vorgespielt hatte:
»Ihr nächster Auftrag lautet: Eliminieren Sie Tweeds Assistentin Paula Grey. Locken Sie sie an einen stillen Ort und töten Sie sie. Das wird Tweed einen vernichtenden Schlag versetzen und ihn völlig aus der Bahn werfen. Wann Sie zuschlagen, überlasse ich Ihnen. Ich habe die Hälfte Ihres üblichen Honorars bereits auf Ihre Schweizer Bank überwiesen. Das können Sie gern überprüfen. Den Rest erhalten Sie nach Erledigung des Auftrags.«
»Tweed rückt ihm wohl zu nahe auf den Pelz«, murmelte der Gelbe Mann jetzt, mehrere Stunden später. Er sprach häufig mit sich selbst.
»Diese hübsche kleine Erfindung müsste das Problem eigentlich lösen«, fuhr er fort und grinste böse vor sich hin. »Alle Frauen lieben Schmuck.«
Nach dem Anruf von Dr. Goslar war er in die Rue St-Honore gefahren und hatte bei einem Juwelier eine Perlenkette gekauft. Zurück in seiner Mansardenwohnung, hatte er die Perlen von der Schnur gezogen und vorsichtig auf ein langes Stück rasiermesserscharfen Draht gefädelt, dessen Enden mit einer Spiralfeder verbunden waren.
Der Gelbe Mann hielt die Perlenkette ins Licht der Schreibtischlampe und stellte befriedigt fest, dass sie genauso aussah wie zuvor. Dann ergriff er mit beiden Händen die große, von ihm selbst konstruierte Schließe und zog ihre beiden Teile auseinander. In der Mitte der Kette erschien ein Stück des gefährlichen Drahtes, das lange genug war, um es jemanden um den Hals zu schlingen und dann fest zu ziehen.
Fester und immer fester, bis schließlich ein vom Rumpf abgetrennter Kopf hinab auf die Straße fiel.
Der Gelbe Mann betrachtete sich in dem Spiegel, den er auf den Schreibtisch gestellt hatte, und zupfte noch einmal das schwarze Toupet zurecht, unter dem er das Haar versteckt hatte. Obwohl es gerade erst Mittag war, trug der Gelbe Mann bereits einen Smoking mit schwarzer Fliege. Er stand auf und vergewisserte sich in einem mannshohen Drehspiegel, dass er wie ein eleganter Herr aussah, der auf dem Weg zu seiner Abendunterhaltung war.
Der Gelbe Mann steckte die Perlenkette in eine Tasche seines Smokings.
Jetzt musste er nur noch eine Gelegenheit finden, um sie Paula Grey um den Hals zu legen. Er zog einen dunklen Wintermantel an und verbarg die schwarze Fliege unter einem Wollschal. Obwohl er jetzt wie ein ganz normaler Mann von der Straße aussah, konnte er sich binnen weniger Sekunden in einen perfekt gekleideten Gentleman verwandeln. Er war sich sicher, dass Tweed und Paula heute Abend außerhalb des Ritz dinieren würden.
Der Gelbe Mann verließ seine Wohnung und ging einen kurzen Gang entlang zu einer Tür, die hinaus auf die oberste Plattform einer alten Feuertreppe führte. Rasch stieg er die Metallstufen hinunter und trat hinaus auf die Straße. Er winkte ein leeres Taxi herbei, was in dieser Gegend eine Seltenheit darstellte, aber dem Gelben Mann schien das Glück immer hold zu sein. Er stieg ein und sagte dem Fahrer, er solle ihn in die Rue de Rivoli bringen, die nicht weit vom Hotel Ritz entfernt war.
Nachdem Tweed Paula
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