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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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zu verschmelzen.
    Ich hörte das Kreischen einer gequälten Dampfmaschine und sah ein vertrautes Gesicht – ein Bär von einemMann mit flammenfarbenen Haaren warf die Burschen zur Seite.
    Dann flog ich. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass er mich hochgehoben hatte. Garret.

    eine Lippen bewegten sich, sein Gesicht war rot. Ich verstand nicht, was er sagte. Mein Sehvermögen war eingeschränkt; es war, als blickte ich durch einen engen Tunnel. Ich versuchte zu sprechen, konnte aber nicht hören, ob ich überhaupt einen Ton von mir gab.
    Garret brachte mich an einen Ort, den ich nicht kannte. Er legte mich hin. Langsam kam ich wieder zu mir. Ich spürte einen kalten, nassen Lappen, der über mein Gesicht wischte. Der Hinterkopf schmerzte am meisten. Ich schaffte es, meine rechte Hand an diese Stelle zu bewegen, doch dabei schoss mir ein Schmerz durch die Brust. Ich befühlte die wunde Stelle kurz über dem Nacken. Meine Finger drückten vorsichtig um die Wunde herum, aber kein Knochen schien sich zu bewegen. Eine Fraktur der Schädeldecke schien unwahrscheinlich. Ich war erleichtert. Dann sah ich, wie blutig meine Hand war.
    »Garret«, nuschelte ich. »Mein Kopf? Nur gucken. Nicht anfassen.«
    Er drehte mich sanft auf die Seite. Ich hörte ihn atmen, und es dauerte lange, bis er mich wieder zurückdrehte. Sein Gesicht glich einer Maske.
    »Du brauchst einen Arzt«, sagte er steif.
    »Kenne keinen.«
    »Red’ nicht solchen Scheiß, Anna, oder ich werd’ sauer!«, blaffte er mich an, und ich zuckte zusammen. Dunkel erinnerte ich mich, dass Garret immer wütend wurde, wenn er sich hilflos fühlte. »Du bist ’ne Krankenschwester. Du hast Kollegen«, sagte er entschuldigend.
    Ich konnte keinen vernünftigen Gedanken fassen, und mir fiel auch keine gescheite Antwort ein.
    »Ich mach’s selber. Lass mich erst mal schlafen«, murrte ich.
    Mein Körper fühlte sich so schwer an, dass ich mich fragte, warum das Bett nicht zusammenbrach. Gab es überhaupt ein Bettgestell? Garret redete immer weiter auf mich ein, aber ich hörte kaum etwas davon. Doch dann fiel mir etwas ein.
    »Watson! Dr. John Watson, Garret, hol John Watson, 221B Baker Street.«
    Garret verschwand aus meinem Blickfeld.
    Schlaf trug mich davon.

    emand berührte die wunde Stelle an meinem Hinterkopf. Der Schmerz weckte mich vollends auf. Es fühlte sich an, als würden mir Teile des Gehirns entfernt.
    »Sie haben eine ernste Gehirnerschütterung und mindestens zwei gebrochene Rippen. Ich bin nicht sicher, was weitere innere Verletzungen betrifft, aber Ihre Kopfwunde benötigt ein paar Stiche.«
    Das hörte sich an wie Watson. Ich zwang mich aufzuschauen und erblickte drei Männer, die auf mich herabsahen: Garret, Watson und Holmes.
    »Geht weg«, murmelte ich. Müdigkeit zog meine Augenlider herunter. Ich wollte meine Ruhe.
    Jemand drehte mich wieder zur Seite und befingertemeinen Kopf. Ich hoffte inständig, dass Watson wusste, was er tat. Eine Hand, die eine Tasse mit einer milchig weißen Flüssigkeit hielt, tauchte vor meinem Gesicht auf – Opium.
    »Nein!«, presste ich aus meinem trockenen Mund hervor und schob sie fort. Es gab nur wenig, vor dem ich so viel Angst hatte, Angst, die Kontrolle zu verlieren. Ich konnte die schwarzen Haare auf Watsons Hand erkennen, während er zögerte. Jemand sagte etwas Unverständliches, und die Hand verschwand.
    Kurz darauf hörte ich das Geschnippel einer Schere – mein Haar wurde rund um die Wunde entfernt. Dann das gluckernde Geräusch einer Flüssigkeit, die aus einer kleinen Flasche geschüttet wurde, gefolgt von einem schmerzhaften Brennen. Watson desinfizierte meinen Hinterkopf.
    Danach hatte ich den Eindruck, ich würde skalpiert, während Watson die losen Hautlappen zusammennähte. Um vor Verzweiflung nicht aufzuschreien, ergriff ich die Hand, die am nächsten war, drückte sie mit aller Kraft und presste sie gegen meine Stirn.
    Nach schier endlosem Nähen bandagierte Watson mir den Kopf.
    »Ich komme morgen wieder«, sagte er.
    »Hmm …«, antwortete ich und bemerkte eine schlanke Hand, die aus meiner glitt.

    wei Tage später stand ich vor dem kleinen Spiegel, der in Garrets Zimmer an der Wand hing. Ich hatte den größten Teil des gestrigen Tages gebraucht, um mich daran zu erinnern, dass ich schon viele Male hier gewesen war. Ich war aufgewühlt; was, wenn mein Gehirn doch verletzt war?
    Mit einer Spiegelscherbe in der Hand betrachtete ich meinen Hinterkopf. Die kahle Stelle war hässlich

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