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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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wie ein gerodeter Wald. Der schwarze Faden, mit dem Watson meine Kopfhaut genäht hatte, ragte aus der zerschrammten Haut hervor. Es sah aus wie Stacheldraht auf einem Schlachtfeld.
    Ich nahm eine Schere und schnitt die zotteligen Fransen ab, merkte aber schnell, dass das allein nicht reichte. Also schnippelte ich meine schwarzen Locken komplett ab und ähnelte hinterher eher einem Kind mit Kopfläusen als einem anständigen Erwachsenen. Ich fühlte mich müde, hässlich und unweiblich und ließ die Schere in die Waschschüssel fallen.
    Schwere Schritte kündigten Garret an, der kurz darauf an die Tür klopfte.
    »Himmel noch mal, Garret, kommst du wohl herein! Das ist doch dein Zimmer!«
    Er polterte durch die Tür, schlug sie hinter sich zu und blieb mit offenem Mund stehen.
    »Ich weiß«, sagte ich und wandte mich ab.
    Er trat dichter an mich heran und wickelte seine großen Arme um meinen Brustkorb. »Anna«, flüsterte er mit einer Innigkeit, die mir eine Gänsehaut über den Rücken trieb.
    Mit hängendem Kopf stand ich da und versuchte den Klumpen der Verzweiflung herunterzuwürgen. Garret drehte mich herum, presste sein Gesicht in das Gestrubbel auf meinem Kopf und sagte mir, wie schön ich sei.

    Eingehüllt in diesen Bär von einem Mann, der immer ehrlich zu mir war – dem ich jedoch nie gesagt hatte, wer ich wirklich war –, begann ich mich selbst zu hassen, mit aller Macht.
    Er hielt mich lange fest, löste sich dann von mir, streichelte mein Gesicht mit seinen rauen Händen und legte seinen Mund auf meine zerschundenen Lippen.

Kapitel Dreizehn

    ch ging noch am selben Tag zurück in meine Wohnung. Als ich die Tür hinter mir zuzog, wurde mir klar, wie sehr ich meine eigene Zukunft gefährdet hatte.
    Drei Tage hatte ich krank im Bett gelegen – Garrets Bett, um genau zu sein. Kollegen hatten mich womöglich kontaktieren wollen, um mir gute Genesung zu wünschen oder nachzufragen, wann ich ins Guy’s zurückkehrte. Um die Sache noch schlimmer zu machen, war ich jetzt eine Berühmtheit, oder zumindest beinahe. Ich hatte den großen Fehler begangen, mich bei der Stadtverwaltung unter der Adresse 24 Bow Street zu melden. Wenn jemand versucht hatte, mich zu besuchen, hätte er das winzige Umkleidezimmer über dem Schuster vorgefunden.
    Ich legte mich aufs Bett und ruhte mich einige Minuten aus. Dann wusste ich, was ich zu tun hatte: eine neue Wohnung finden und zum Barbier gehen. Eine neue Bleibe für mein Leben als krimineller Bakteriologe Dr. Anton Kronberg würde sowieso irgendwann notwendig werden.
    Ich ging in die Bow Street und musste mich dort einen Augenblick ausruhen, bevor ich mich in Anton verwandelte. Um die Ecke war ein Barbier, und es fühlte sich seltsam an, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Mit so kurzen Haaren sah ich wirklich aus wie ein Mann, egal, was ich anhatte. Es hatte etwas Abenteuerliches. Andererseits gabich in meinen Augen zu viel von meiner Weiblichkeit auf, und das tat weh.
    Nachdem ich einen guten Teil des Tages damit zugebracht hatte, die Anzeigen in den Zeitungen zu studieren und in halb London herumzufahren, fand ich schließlich eine kleine Wohnung in der Tottenham Court Road. Meine Kleiderkammer war von dort fußläufig erreichbar. Das könnte sich als nützlich erweisen, sollte ich schnell ein Versteck brauchen. Am Abend schickte ich ein Telegramm ins Guy’s und kündigte meine Rückkehr für den folgenden Tag an. Was meine Kopfverletzungen anging, war es wahrscheinlich zu früh, aber wenn ich nicht auffliegen wollte, war es dringend angeraten.
    Die Aussicht auf einen Impfstoff gegen Tetanus hatte sich dank verschiedener Zeitungen, die mit unterschiedlicher Dosierung von Wahrheit und Unsinn über meine Arbeit berichteten, wie ein Lauffeuer verbreitet. Immerhin, die Neuigkeit hatte sich herumgesprochen, und ich würde wahrscheinlich ziemlich bald Besuch bekommen – von jemandem, der tödliche Bakterien von mir beziehen wollte, um sie an Menschen zu testen.

    ur zwei Tage später traf genau dieser Besucher im Guy’s ein.
    »Dr. Kronberg?«, sagte er und begrüßte mich mit ausgestreckter Hand. Beim Anblick meines blauen Auges wich er zwei Schritte zurück, »Meine Güte! Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    »Eine Gruppe junger Männer hat mich überfallen. Ist nicht der Rede wert«, winkte ich ab.

    »Ungeheuerlich! Diese Gauner werden mit jedem Tag dreister. Aber, oh, Verzeihung. Mein Name ist Dr. Gregory Stark, Cambridge Medical School.« Er ergriff mit beiden Händen

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