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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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alten Damen ihre wohlverdiente Rente und verarbeite sie nicht zu Wurst, wenn du dir zwei neue kaufst!«
    Er legte seinen Arm um mich, als uns die beiden Pferde den Berg hinaufzogen. Dann konnte ich es sehen, das kleine Steinhaus mit dem vermoosten, zum Teil mit Schnee bedeckten Strohdach. Das Haus – daneben das Hühnerhaus, der Holzschuppen und die Werkstatt – war von einem Garten umgeben. Ich entdeckte den Kirschbaum, der mich so viele Jahre getragen hatte, und fühlte einen vertrauten Stich in der Brust. Dies war der Ort, an dem ich die schönste Zeit meines Lebens verbracht hatte. Ich fühlte mich ruhig und nervös zugleich. Wie eigenartig!
    Wir waren beide hungrig, also kochte ich uns etwas, und wir tranken den Brandy, den ich aus London mitgebracht hatte. Er saß in seinem Sessel und ich davor auf dem Fußboden, dicht genug am Kamin, damit die Hitze unsere Füße rösten konnte. Bald darauf schlief ich ein.

    ie Wintersonne weckte mich. Sie schien durch das Fenster meines alten Zimmers, das eher als Besenkammer zu bezeichnen war. Erstaunt stellte ich fest, dass mein Vater nichts verändert hatte, seit ich fortgegangen war.

    In dem kleinen Wohnzimmer mit seinem vertrauten Duft hießen mich die Möbel, auf die ich als Kind geklettert war, willkommen wie alte, längst vergessene Freunde. Leise begrüßte ich den abgenutzten Lehnstuhl und war froh, dass niemand hörte, wie ich mit ihm sprach und dabei seine ausgeblichene Rückenlehne streichelte.
    Da standen unsere beiden Holzstühle, die schon so lange ich denken konnte völlig zerkratzt waren, und der kleine Tisch, an dem wir immer gegessen hatten.
    Dann entdeckte ich das schön geklöppelte Spitzendeckchen. Das Zimmer war auch sauberer als zu seinen besten Zeiten. Dafür gab es nur eine Erklärung – weiblichen Einfluss.
    Kratzende Geräusche lockten mich hinaus, und ich fand meinen Vater in der Werkstatt, wo er feine Muster in eine Schranktür schnitzte. Gegen die Hauswand gelehnt, sah ich ihm zu. Sein Handwerksgeschick hatte mich schon immer fasziniert. Er hatte die Fähigkeit, einen Apparat oder ein Werkzeug anzusehen und direkt zu wissen, wie es funktionierte oder aufgebaut war. Er konnte Maschinen reparieren, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Dazu öffnete er sie vorsichtig, stocherte mit dem Schraubenzieher darin herum und wusste innerhalb von Minuten Bescheid. Das konnte er auch mit Menschen. Er brauchte einen Fremden nur kurz unter die Lupe zu nehmen und erkannte seinen Charakter. Oder er sah mich an und wusste, was ich fühlte. Das war recht lästig.
    Als er meine Anwesenheit bemerkte, lächelte er.
    »Wer ist die Frau? Kenne ich sie?« Ich griff an, bevor er es tat.
    »Katherina«, sagte er, ohne von der Arbeit aufzusehen.
    »Oh, wirklich? Ich mochte sie schon immer.« Sie wohntein unserer Straße und war wie eine Tante für mich gewesen. Ich fragte mich, wann sie sich verliebt hatten und ob er um ihre Hand anhalten würde. Was für ein blöder Gedanke. Natürlich würde er das tun!
    »Ich freue mich für dich«, sagte ich. Die Wangen meines Vaters erröteten fast unmerklich. Er antwortete mit einem Brummeln.
    »Frühstück?«, bot ich an. Mir war kalt und ich wollte wieder hineingehen.
    Er rieb sich den Bauch. »Ich habe schon vor zwei Stunden gegessen, aber etwas Platz ist da noch.« Er versuchte ein boshaftes Grinsen und spottete: »Ab in die Küche mit dir, Mädel!«
    »Zu deiner Information, ich kann boxen«, log ich und stemmte die Arme in die Hüften.
    »Soll ich das Hausmädchen bitten, Dr. Kronberg?«, konterte er.
    »Das könntest du dir mit all dem Geld, das du unter der Matratze versteckt hast, sicher leisten.« Ich klopfte ihm die Späne vom Ärmel.
    Wir traten den matschigen Schnee von den Schuhen und gingen in die Küche. An die Anrichte gelehnt tranken wir starken Kaffee und verbrannten uns die Zungen am heißen Haferbrei.
    »Bist du glücklich, Anna?«
    Diese Frage kam nicht unerwartet, aber ich war trotzdem dankbar für den heißen Brei in meinem Mund. Es gab mir etwas Zeit zum Nachdenken. »Meistens ja.«
    Er wollte noch etwas sagen, aber kratzte sich nur am Ohr.
    »Was hast du?«
    »Hmm … ich werde langsam alt«, murrte er.
    »Das werden wir alle. Aber was bedrückt dich?«

    »Wenn Eltern älter werden, denken sie irgendwann an Enkelkinder.«
    Ich sah ihn an, und das Herz rutschte mir in die Hose. Er wusste nicht, was vor acht Jahren passiert war, und ich würde es ihm nie erzählen. Er würde sich zu sehr

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