Teufelsherz (German Edition)
gehütet.«
Rache oder Liebe. Emily blickte zurück zu Damian, der sie immer noch nicht ansehen wollte. Und da begriff sie endlich, welchen Fehler sie begangen hatte. »Wenn er mich zurückbringt, kann er Sie nicht mehr vernichten«, sagte sie tonlos.
»Furchtbar, nicht wahr?« Luzifer grinste schadenfroh und ging zurück zu seinem Thron. »Und was das Lustigste daran ist«, fügte er lachend hinzu, als er sich auf den Thron fallen ließ und lässig ein Bein über die Lehne legte. »Wenn er dich erst einmal zurückgebracht hat, kleine Emily, dann ist er machtlos. Hat nichts mehr gegen mich in der Hand, der arme Junge. Dann war alles umsonst. Er ist zurück in der Unterwelt, aus der er geflohen ist, und ich werde ihn wohl in den Tartaros werfen müssen. Da bist du ihm wohl ordentlich in die Quere gekommen.«
Mit einem Mal verschwanden die Speere, die sie von Damian trennten, und doch war da immer noch eine unsichtbare Mauer, die es ihr unmöglich machte, zu ihm zu gelangen. Seine angespannte Haltung und die kalten Augen, mit denen er sie plötzlich ansah, ließen sie reglos an Ort und Stelle verharren.
»Nein, das bin ich nicht«, sagte sie schließlich entschlossen und erhob sich. »Ich bin ihm nicht in die Quere gekommen. Indem er Sie verschont, Luzifer, rettet er sich selbst. Deshalb bin ich hergekommen, und es ist mir egal, ob Damian deswegen wütend auf mich ist. Er wird niemals so werden wie Sie.«
»Oh, da täuschst du dich aber.« Er richtete sich auf und lehnte sich etwas zu ihr vor. »Was glaubst du wohl, was der Tartaros mit einer Seele anstellt? Damian wird sich verlieren – nur auf eine viel langsamere und qualvollere Weise, als wenn er mich vernichtet hätte.«
»Das können Sie nicht machen.« Emily sah ihn fassungslos an und blickte dann zurück zu Damian. »Er ist Ihr Sohn.«
»Kaum zu glauben, ich weiß. Aber ein paar Jahre im Tartaros werden ihn zur Vernunft bringen, es sei denn …« Ein bösartiges Lächeln schlich sich in das Gesicht des Teufels.
»Es sei denn was?«, fragte Emily und wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen. Wäre sie doch nur größer, stärker und mächtiger.
»Nichts, Emily«, hörte sie da auf einmal Damian sagen, der, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, vornübergebeugt dastand. »Hör nicht auf ihn. Ich werde dich zurückbringen.«
»Nein.« Sie überwand die Zweifel, die sie daran gehindert hatten, zu ihm zu gehen, und half ihm, sich vollständig aufzurichten. Er musste sich an ihr festhalten und lehnte sich mit seinem gesamten Gewicht an ihre Schulter, doch allein diese Berührung und die Nähe zu ihm waren diesen Höllentrip wert. »Ich werde nicht zulassen, dass du in den Tartaros gehst«, sagte sie und nahm sein Gesicht in beide Hände, damit er gezwungen war, sie anzusehen. Sie hatte beinahe vergessen, wie wunderschön diese tiefen, dunklen Augen waren und wie leicht es ihr fiel, darin zu versinken. »Niemals. Das werde ich nicht zulassen.«
»Dir bleibt nichts anderes übrig, Emily«, antwortete er mit heiserer Stimme, als er seine Stirn an ihre lehnte und tief einatmete, sodass sie vergaß, dass sie nicht alleine waren. »Sorge dich nicht um mich«, flüsterte er und ließ sie endlich wieder seinen Atem auf ihren Lippen spüren. »Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört.«
»Oh doch, das ist es«, kam es nun wieder von Luzifers Seite. »So schlimm, dass man es mit Worten nicht beschreiben kann. Früher oder später wird es ihn brechen, Emily. Du wirst alleine in deiner Welt sein, glücklich darüber, dass er dich zurückgebracht hat, aber dein lieber Damian …« Er schüttelte bedauernd den Kopf, ehe er die Lippen zu einem widerwärtigen Grinsen verzog. »Aber so muss es nicht sein, du hast die Wahl.«
Damian schob sie etwas von sich und drehte sich zu seinem Vater um. »Du wirst sie nicht bekommen«, sagte er mit solchem Hass in der Stimme, dass es Emily kalt den Rücken herunterlief. »Du kannst nichts tun, Luzifer. Ich werde sie zurückbringen, ob sie will oder nicht, und dann wirf mich meinetwegen in den Tartaros – mir ist es gleich.«
»Nein!« Emily drängte sich vor ihn und sah zu Luzifer auf. »Welche Möglichkeit habe ich? Was muss ich tun, damit Sie ihn verschonen?«
»Hör auf, Emily.« Damian packte sie am Arm und drehte sie zu sich herum, doch sie riss sich sofort los und lief auf Luzifer zu.
»Was wollen Sie?«, fuhr sie ihn an, obwohl sie insgeheim bereits ahnte, was der Preis für Damians Freiheit sein
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