Teufelsherz (German Edition)
leicht ist. Und du weißt, dass die Ebene des Unterbewusstseins verboten ist. Du darfst einzig und allein durch das Zwielicht handeln, indem du Gefühle verstärkst. Jedes andere Eingreifen ist …«
»Verboten?«
»Du sendest Freude, Liebe, aber auch Mut und Sicherheit. Deine Berührung wird diese Gefühle verstärken, und dein Flüstern im Zwielicht wird deiner Schutzbefohlenen die Sicherheit zur richtigen Entscheidung geben. Hast du gehört? Dein Flüstern aus dem Zwielicht . Alles andere kann …«
»… verheerende Auswirkungen haben. Verstanden.« Er deutete mit dem Kopf zur Wasserschale. »Was ist jetzt?«
»Im Paldriun«, Jophiel ging auf die Mitte des Raumes zu, »wirst du deine Schutzbefohlene zum ersten Mal sehen. Du wirst deine Hand nach ihr ausstrecken und auf diese Weise für ihren Schutz verantwortlich werden.«
»Muss ich sie dann ständig beobachten? Das scheint mir ziemlich anstrengend zu sein.«
Ein erneuter wütender Blick. »Dass es anstrengend wird, hat Gott versucht dir zu erklären. Aber nein, du musst sie nicht ständig beobachten. Von dem Moment dieser Berührung an wirst du spüren, wenn sie in Gefahr ist oder wenn sie dich braucht. Aber ich rate dir, dich anfangs nicht zu weit zu entfernen.«
»Damit sie nicht draufgeht, während ich mich mit Engeln vergnüge?«
Jophiel fuhr zu ihm herum. »Nimmst du das auch nur in geringster Weise ernst? Hast du auch nur ein Wort von dem, was ich dir gesagt habe, verstanden?«
Damian konnte in Anbetracht dieses Ausbruchs nicht anders, als zu lachen. »Beruhigen Sie sich. Sie sollten echt ein bisschen lockerer werden. Schon mal etwas von Humor gehört?«
»Für Humor haben Schutzengel keine Zeit. Wir sind damit beschäftigt, das Gleichgewicht der Dimensionen zu halten.«
»Und jetzt habt ihr Verstärkung bekommen.« Er klopfte dem Riesen auf die Schulter. »Durch mich. Ist das nicht schön?«
Jophiel schüttelte Damians Hand ab und wandte sich wieder der Wasserschale zu, die er »Paldriun« genannt hatte. »Ich vertraue auf Gott«, sagte er leise, »und darauf, dass er weiß, was er tut, indem er dir eine solche Aufgabe anvertraut.«
»Wieso nennen Sie ihn immer nur ›Gott‹? Sie tun ja so, als gäbe es keine anderen Götter.«
»Gibt es denn andere?«, fragte der Engel und blickte wieder zu ihm hoch, wobei das schwache Licht des Wassers unheimliche Schatten auf sein Gesicht warf. »Die alten Götter sind fort – viel zu weit weg, als dass wir uns noch Gedanken um sie machen müssten.«
»Meinen Vater.«
Jophiel schnaubte verächtlich. »Dein Vater, Junge, ist kein Gott. Zumindest nicht mehr.«
»Dann bin ich in Ihren Augen auch kein Halbgott?«, fragte er mit leicht bedrohlichem Unterton, den Jophiel jedoch ignorierte.
»Die Unterwelt hat Luzifer vergiftet. An ihm ist nichts Göttliches übrig. Er ist ein Dämon.«
»Also bin ich ein Halbdämon?«
Jophiel überging die Frage. »Du wolltest deine Schutzbefohlene sehen. Hier ist sie.«
Damian ließ seinen vernichtenden Blick noch einen Moment auf Jophiel ruhen, ehe er sich schließlich über das Paldriun beugte und in das klare Wasser blickte. »Ich sehe nichts«, sagte er, doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, erschien ein unscharfes Bild an der Oberfläche. Es zitterte und verschwamm immer wieder, bis er schließlich eine junge Frau erkannte – eine kleine, zierliche Gestalt. »Das ist sie?«, fragte er und versuchte Genaueres zu erkennen.
»Ja, das ist sie. Emily Norvell. Du musst dich konzentrieren, dich öffnen, dann wirst du sie auch deutlicher sehen.«
Damian beugte sich noch etwas tiefer über die Schale und kniff seine Augen etwas zusammen. Ein leichtes Licht ging von dem Wasser aus, es war jedoch nicht so stark, als dass es ihn hätte blenden können. Das Mädchen saß in einem Raum, vermutlich ihrem Zimmer, auf einem Bett. Es war dunkel, lediglich eine kleine Nachttischlampe spendete ihr etwas Licht. Etwas Weißes lag auf ihren Knien, ein Schreibblock? Mit schnellen Handbewegungen kritzelte sie darüber, doch Damian konnte nicht erkennen, was es war. Das pechschwarze Haar hatte sie am Hinterkopf provisorisch hochgesteckt. Selbst in dem unscharfen Bild glänzte es wie schwarze Seide und bildete einen extremen Kontrast zu ihrer weißen Haut. Das Mädchen saß in kurzen Shorts und Tanktop auf ihrem Bett und beugte sich über den Block.
»Sie ist süß«, sagte er, um Jophiel zu ärgern, konnte seinen Blick jedoch tatsächlich nicht von ihr abwenden. Sie schien so
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