Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
- meine Insel. Soll er nur kommen. Ich fürchte, ich kann ihn nicht mehr aufhalten.“
„Wer - wer bist du - eigentlich?“ Berry hielt unwillkürlich den Atem an, nachdem er diese Frage gestellt hatte.
Niels sah ihn von der Seite an. Ein meckerndes Lachen stieg aus seiner Kehle. „Bist du verrückt, Berry? Was stellst du denn für Fragen?“
Fehlschlag! konstatierte Redliff enttäuscht. Noch immer suchte er fieberhaft nach einem Ausweg. Vergeblich!
Die Insel näherte sich rasch. Am Ufer erschienen ein paar Gestalten. Durch das Fernglas erkannte Berry armselig gekleidete Fischer. Regungslos standen sie da, der Luxusjacht entgegenblickend. Touristen schienen hier eine rechte Ausnahme zu sein.
„Ja, ich glaube, ich bin zu spät gekommen. Katschu ist schon weg“, murmelte Niels.
Da fiel bei Berry Redliff der Groschen. Es wurde ihm klar, daß dieser Katschu ein Feind des Dämons sein mußte. Und daß der Dämon nichts gegen den Mann ausrichten konnte - wenigstens nicht auf direktem Wege. Also mußte er sich eines anderen bedienen: Niels Orsted! Der Schwede hatte bestimmt latent vorhandene mediale Fähigkeiten. Dadurch wäre zu erklären gewesen, daß ausgerechnet er in die Gewalt des Schrecklichen gelangt war und daß das Wesen die anderen nicht so beeinflussen konnte. Es war kaum denkbar, daß der Dämon nicht wußte, wo sich Katschu, sein Gegner, aufhielt. Außer - ja, außer, die Beeinflussung des Schweden nahm ihn so in Anspruch, daß er sich nicht ausreichend auf Katschu konzentrieren konnte. Darin lag die Chance, auf die Berry Redliff die ganze Zeit über gehofft hatte. Er erinnerte sich, daß Niels Orsted nicht ununterbrochen in diesem Zustand gewesen war. Der Dämon hatte mehrere Male von ihm abgelassen. Nur als Marlen Heart unvorsichtigerweise mit dem Kreuz experimentiert hatte, war der Dämon alarmiert worden und hatte sofort eingreifen müssen.
Noch immer wußte Berry Redliff zu wenig, um sich alles richtig zusammenreimen zu können. Aber es genügte ihm für einen Hoffnungsschimmer. Er beschloß, Niels Orsted nicht mehr aus den Augen zu lassen, wollte er nicht den richtigen Moment verpassen. Dieser Moment mußte bald kommen, denn der Dämon, erst einmal überzeugt, daß sich Katschu schon unterwegs befand, würde sich umgehend über die Lage informieren wollen. Dabei mußte er Niels vorübergehend freigeben. Und Berry Redliff war jetzt sehr wachsam.
Die Jacht lief in den kleinen, natürlich entstandenen Hafen ein. Noch immer standen die Fischer da und rührten sich nicht vom Fleck. Sie hatten wettergegerbte Gesichter. Niels Orsted ließ die Jacht leicht auf den Sandstrand auflaufen und warf das Anlegeseil aus. Keiner der Fischer machte Anstalten, ihm zu helfen.
„He, ihr da!“ rief Niels auf Portugiesisch. „Ich muß euren Katschu sprechen. Es ist sehr wichtig!“
Einer der Männer löste sich von der Gruppe und kam ein paar Schritte näher. Er erschien uralt, aber Berry wußte, daß diese Menschen meist viel älter aussahen, als sie in Wirklichkeit waren. Da die Haut der ständigen Witterung ausgesetzt war, alterte sie vorzeitig. „Was wollen Sie von Katschu?“ rief der Alte zurück. „Woher kennen sie ihn?“
„Von Afrika!“ log Orsted. „Hat er denn niemals von mir erzählt? Ich bin sein Freund Niels Orsted.“
Das Mißtrauen blieb. „Nein, von einem Niels Orsted wissen wir nichts.“ Der Alte kam noch etwas näher.
Niels verließ seinen Platz am Ruderhaus und trat an den Bug, um näher an den Alten heran zu kommen. Als er sich an Berry vorbeischob, erkannte dieser das dämonische Feuer in den Augen des besessenen Freundes. Er beschloß, auch jetzt seine Wachsamkeit nicht zu verlieren.
„Ich bin hier, weil ich euch warnen will.“
„Warnen?“ Der Alte tat erstaunt. „Vor was und vor wem?“
Niels blickte zu den im Hintergrund abwartend Stehenden hinüber. „Kann ich offen sprechen?“
„Ich bitte darum!“
„Es geht um den Dämon!“
Ein paar Sekunden schienen alle den Atem anzuhalten. Berry wunderte sich, daß es unter Deck so totenstill war. Offenbar lauschten sie gebannt und hatten Angst, sich zu melden. Schließlich wußten sie nicht, was hier oben gespielt wurde. Womöglich nahmen sie an, Berry Redliff hätte sich tatsächlich auf die Seite des Schweden geschlagen - oder sei gar ebenfalls inzwischen besessen?
Der Alte kam noch näher. Sein Blick war starr und ausdruckslos auf Niels gerichtet. Unterhalb der Reling blieb er stehen und schaute herauf. Plötzlich
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