Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
riß er die Arme hoch und überkreuzte sie. Im Gesicht des Schweden begann es zu arbeiten. „Fluch über den Dämon!“ brüllte der Alte. „Fluch über ihn! Der Allmächtige soll ihn strafen! Gott soll ihn dorthin schicken, wohin er gehört: in die Hölle!“ Die Worte hatten auf den Schweden wie Peitschenhiebe gewirkt. „Katschu wird der Richter sein - Richter und Henker zugleich!“
Das Gesicht des Schweden verzerrte sich zur unmenschlichen Grimasse. Ein Grollen entrang sich seiner Kehle. „Ich verdamme euch, Sterbliche! Eine winzige Chance hättet ihr gehabt, hättet ihr euch freiwillig auf meine Seite geschlagen. Diese Chance ist jetzt ein für allemal vertan. Meine Kräfte wachsen - und Katschu erwarte ich bereits.“
Jetzt, dachte Berry verzweifelt, jetzt! Der Dämon mußte sich überzeugen, wie weit dieser Katschu war... Und er überzeugte sich! Plötzlich war ein Flackern in den Augen von Niels. Er kam ins Wanken, verlor fast den Halt. An der Reling mußte er sich krampfhaft festhalten. Mit einem einzigen Satz hatte Berry den Bedauernswerten erreicht. Für den Bruchteil einer Sekunde zögerte er noch. Er mußte daran denken, daß er seinen besten Freund vor sich hatte. Aber er wußte auch, daß er keine Wahl hatte. Seine Hände krallten sich ineinander. Er hob sie hoch über den Kopf und schlug dann zu. Mit dem furchtbaren Schlag traf er Niels im Genick. Allerdings hatte der wankende Freund im gleichen Moment eine leichte Bewegung nach links gemacht, wodurch der Schlag nicht genau im Ziel gelandet war. Er genügte jedoch, um Niels vollends den Halt zu rauben. Er kippte vornüber und fiel direkt auf den alten Mann zu, der sich mit einem schnellen Sprung in Sicherheit brachte. Mit einem dumpfen Geräusch traf Niels Orsted auf dem Sand auf.
„Schnell!“ rief Berry Redliff, der ebenfalls ein paar Brocken Portugiesisch sprach. „Er hat einen Revolver. Er ist besessen. Haltet ihn fest! Entwaffnet ihn!“
Die Fischer erwachten aus ihrer Erstarrung und rannten herbei. Schon begann sich der Schwede wieder zu regen, doch der Dämon, der ihn bestimmt wieder in der Gewalt hatte, konnte den angeschlagenen Körper nicht richtig steuern. Berry flankte über die Reling und sprang dabei dem Alten beinahe unbeabsichtigt auf den Kopf. Rasch bückte er sich nach Niels. Er wußte, wo sich der Revolver befand und griff zielsicher danach. Aber da war überhaupt keine Waffe mehr!
Jetzt hatte der Dämon wieder völlig Gewalt über sein Opfer. Berry blieb nichts anderes mehr übrig, als die sofortige Flucht anzutreten. Er rannte an der Jacht vorbei.
„Du wirst mir nicht entkommen!“ fauchte Niels mit völlig veränderter Stimme und griff nach dem Revolver, den er an eine andere Stelle getan hatte, ohne daß es Berry aufgefallen war. Es klickte, als er den Hahn spannte. Berry Redliff rannte um sein nackte Leben. Er hatte zu hoch gepokert, und der Dämon wollte ihn für das verlorene Spiel mit dem Leben bezahlen lassen...
*
Katschu hatte gerade die Insel erreicht und schaute sich aufmerksam um, als ihn eine Welle des Hasses regelrecht überrannte. Der Angriff kam so unerwartet, daß Katschu Mühe hatte, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Für den Bruchteil einer Sekunde, wie eine Momentaufnahme, sah er vor sich einen Teil des Hafens. Da waren Fischer, die herumstanden und herüberstarrten. Und da war auch Alfonso Canalejas, der alte Bürgermeister des Dorfes. Die weiteren Geschehnisse rollten im Zeitraffertempo vor Katschus Augen ab. Er bekam gar nicht alles mit, da er sich auf die Gegenwehr konzentrieren mußte: Deutlich war die Anwesenheit des Dämons zu spüren. Jetzt wußte das furchtbare Wesen, das sich aus vielen Geistern zusammensetzte, die sich auf magische Weise untrennbar vereint hatten... Jetzt wußte es, wo sein Gegner zu finden war, daß er schon die Insel erreicht hatte. Es baute eine Art Schutzschirm auf.
Katschu fühlte es, denn die dämonischen Strahlen befanden sich nur wenige Schritte vor ihm. Er wunderte sich, daß der Dämon so schnell hatte reagieren können. Das war ein Hinweis darauf, daß er sich entsprechend vorbereitet hatte. Er hatte den Schirm erst jetzt aufgestellt, um vorher nicht unnötig Kräfte zu verlieren. Im nächsten Moment ließ der Dämon wieder von Katschu ab. Er hatte dem Mann nichts anhaben können und mußte sich nun wieder auf die Ereignisse im Fischerdorf konzentrieren.
Katschu seufzte erleichtert. Ihm war das nur recht, denn dann konnte er sich
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