Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Frau. Aber sie war nicht hier. Wahrscheinlich hatte der Bürgermeister dafür gesorgt, daß sie weggebracht worden war. Katschu bedauerte, daß er sich nicht von ihr verabschieden konnte, aber dann richtete er seinen Blick nach vorn.
Er stapfte zum Strand. Kein Mensch war dort zu sehen - doch, einer: Alfonso Canalejas, der Bürgermeister. Er stand bei seinem Boot. Katschu schnaufte unwillig. Was wollte der Alte noch? War nicht alles abgesprochen? Canalejas winkte ihn näher. Katschu ging hin. „Was ist noch los, Alfonso?“
„Katschu, es gibt im Dorf nur ein einziges Boot mit einem Motor: meines! Ich wünsche, daß du es nimmst!“ Katschu zögerte. „Bedenke, daß du mit dem Motor unabhängig bist. Willst du dich mit deinen Segeln auf den Wind verlassen? Willst du rudern? Du würdest ohne Kräfte ankommen und verloren haben, ehe du den Kampf gegen den mächtigen Dämon begonnen hast, der sich auf der Nachbarinsel niedergelassen hat!“ gab der Alte zu bedenken.
„Aber das Motorengeräusch ist weithin hörbar!“ widersprach Katschu. „Der Dämon wird mich vor der Zeit erwarten können. Es gibt dann keinen Überraschungseffekt mehr.
„Glaubst du denn wirklich, daß dieses Wesen auf seine Ohren angewiesen ist?“ Das gab den Ausschlag. Die beiden ungleichen Männer reichten sich die Hände und drückten sie fest. Dann stieg Katschu ein.
Der Alte zeigte ihm, wie das Boot bedient wurde. Er hatte bereits Netze und alles, was Katschu unterwegs nur behindern würde, ausgeräumt. Bald tuckerte der kräftige Motor. Alfonso Canalejas deutete auf die vollen Kanister. „Hier hast du Spritreserven. Damit schaffst du den Weg bequem viermal, wenn es sein muß.“ Er half, das Boot freizubekommen. Dann winkte er Katschu zu. „Mach es gut, mein Junge!“ Es klang bewegt, und der Alte wandte sich schnell ab. Wahrscheinlich, damit Katschu nicht seine Tränen sehen konnte.
Katschu blickte kein einziges Mal zurück. Hinter dem Boot gab es eine schaumige Spur. Vorn, am Horizont, zeigte sich ein Dunstschleier. Katschu wußte, daß das die Insel war, auf der sich der Dämon eingenistet hatte. Ein unruhiges Gefühl ergriff von ihm Besitz. Er witterte die drohende Gefahr, wußte aber, daß es keine Rückkehr mehr für ihn geben würde - nicht bevor er sich dem Dämon gestellt hatte.
Und trotzdem würde alles ganz anders kommen, als er es sich jetzt vorstellte...
19. Kapitel
Die Insel! Ja, das war es. Damit könnte er den Besessenen ablenken! Berry Redliff schluckte schwer. „Niels, was ist jetzt?“ rief er und wunderte sich, wie unbeteiligt seine Stimme klingen konnte - in einer solchen Situation. „Ich dachte, du hättest es eilig?“
Niels Orsteds verzerrtes Gesicht wandte sich ihm zu. Die Augen wirkten wie glühende Kohlen. Ein Fauchen entrang sich seinem Mund. Berry konnte seinen Blick nicht von dem Revolver lösen. Da, der Zeigefinger streckte sich wieder! Niels Orsted richtete sich auf und fuhr sich über die Stirn. „Du hast recht, Berry. Wir haben viel zu viel Zeit verloren.“
Berry Redliff konnte sich nicht erinnern, daß ihn jemals etwas so erleichtert hätte. Der Besessene steckte den Revolver weg und kam zurück. Mehr unterbewußt nahm Berry Redliff den Lärm unter Deck wahr. Die Französin kreischte hysterisch. Die Ereignisse waren für ihre Nerven offensichtlich zuviel gewesen. Niels Orsted übernahm wieder persönlich das Ruder. Berry tat, als müßte er sich mit den Navigationsinstrumenten beschäftigen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Schweden. Berry überlegte von neuem, wie groß seine Chance gewesen wäre, hätte er sich plötzlich, ganz überraschend, auf den anderen gestürzt. Körperlich war er Niels Orsted normalerweise überlegen. Aber genügte das? Hieß es nicht, daß Wahnsinnige und Besessene übermenschliche Kräfte besaßen? Einleuchtend, daß der Dämon etwas gegen Berrys Eingreifen gehabt hätte... Berry Redliff beschloß, noch immer abzuwarten. Seine Gelegenheit würde schon noch kommen - so hoffte er wenigstens.
Mit hoher Fahrt schipperte die Jacht in Richtung Azoren. Schon zeigte sich am Horizont das erste Atoll. Es folgte eine kleine, felsige, wenn auch bewohnte Insel. Deutlich konnte man sie mit dem Fernglas ausmachen.
„Ist er schon unterwegs?“ fragte Niels halblaut. Er hatte sich die Frage selber gestellt.
Berry mischte sich ein. „Wen meinst du denn, Niels? Diesen - Katschu?“
Niels gönnte ihm keinen Blick. „Ja, den meine ich. Er will auf
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