Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
konstatierte, daß es nicht mehr weit bis zur Ausgrabungsstelle war. Sein Herz schlug unwillkürlich ein paar Takte schneller. Er hatte den Eindruck, sich beeilen zu müssen. Noch würde der Dämon mit den Ereignissen auf der Nachbarinsel beschäftigt sein und konnte sich nicht zur Wehr setzen, weil er seine Anwesenheit gar nicht bemerkte...
*
Der Mann beschleunigte seine Schritte. Er lief einen Hang hinunter und gelangte so in einen kleinen Talkessel. Von hier aus konnte er das Meer nicht mehr sehen. Immer schneller lief er, bis sein Atem keuchend ging. Bald war der Kessel verlassen. Katschu bog nach links, einen aus dem Gestein gewaschenen Pfad entlang, dem Innern der Insel entgegen. Es ging leicht bergauf. Hernach wieder nach rechts. Katschu lief und lief. Er hatte keinen Zeitbegriff mehr. Und dann stand er unvermittelt dicht vor dem Ziel. Er war sicher, daß hier die Arbeiten stattgefunden hatten. Im Innern der Insel machte der Felsen lockerer Erde Platz. Größtenteils Geröll war von den Grabungsarbeiten übriggeblieben. Hier hatten sie gewühlt, um die Dinge zu finden, die für die Wissenschaft so wichtig erschienen waren.
Katschu schaute sich um. Er hatte gegenüber den Wissenschaftlern einen erheblichen Vorsprung: Er wußte mit absoluter Bestimmtheit, daß es sich hier um eine Kultstätte handelte! Warum anders wäre der Dämon ausgerechnet hier gelandet? Gab es Hinweise auf eine solche Stätte - Hinweise, die von den Wissenschaftlern nicht gefunden worden waren? Immerhin waren sie ziemlich enttäuscht am Ende wieder abgezogen...
Katschu suchte nun seinerseits und - fand! Er erkannte, daß er sich auf einem freien, völlig ebenen Platz befand. Die Spuren der Grabungsarbeiten waren deutlich, doch störten sie das Bild wenig. Ringsum Felsgestein. Keine Menschenseele hatte auf die Anordnung des Gesteins geachtet. Nur Katschu tat dies jetzt. Die Hinweise waren wirklich nicht zu übersehen, hatte man erst einmal ein Auge dafür. Es gab genau sechs Felskanten. Dachte man sich eine Linie, die sie miteinander verband, entstand ein Sechseck.
Unwillkürlich mußte Katschu an ein sogenanntes Hexagramm denken. Ein solches bestand aus zwei gleichschenkligen Dreiecken, die so übereinandergelegt waren, daß sie einen sechseckigen Stern bildeten. Dieses Hexagramm hier hatte allerdings eine Besonderheit: Die Zacken gingen nach - innen! Tatsächlich. Immer wieder ließ Katschu die Blicke über die sechs Kanten gehen. Ein eigenartiges Hexagramm. War es natürlich entstanden? Nein, das war jetzt bestimmt nicht mehr feststellbar, sonst wäre es den Archäologen schon aufgefallen. Sie hatten sorgfältig nach Spuren gesucht, aber leider keine gefunden. Katschu wußte, wo die Männer am meisten gegraben hatten. Es war dies nicht in der Mitte des verkehrten Hexagramms gewesen, sondern am anderen Ende des kleinen Kessels, den Katschu von der Meeresseite her betreten hatte. Auch der Mitte hatte man sich selbstverständlich zugewendet, dabei jedoch nicht geahnt, daß das Wesentliche nicht unter der Erde, sondern über der Erde, direkt vor den Augen der Forscher, zu finden war. In einem Anflug von Galgenhumor dachte Katschu bei sich: Die Wissenschaft müßte mehr an das Übersinnliche glauben, vielleicht würde sie dann häufiger auch die Zeichen richtig deuten, die ihnen gesetzt sind! Wo aber befand sich nun der Dämon?
Katschu kehrte zu seiner eigentlichen Aufgabe zurück. Er suchte den Boden ab. Es hätte keinen Sinn gehabt, die gesamte Insel zu durchforschen. Der Dämon konnte nur hier zu finden sein. Katschus Gedächtnis funktionierte einwandfrei, wenn es um die Vision ging, die er in der Nacht gehabt hatte. Es war ihm inzwischen klar, wie sie zustandegekommen war. Der Dämon hatte probeweise seine Fühler ausgestreckt und dabei Kontakt mit Katschu bekommen. Durch die Gedanken des Unirdischen angeregt, waren dann diese Visionen entstanden - und erst später war Katschu klar geworden, daß die Ereignisse um den Fluch und sein Ende schon Wochen zurücklagen und inzwischen der Dämon sich fast gänzlich davon erholt hatte...
Katschu hatte die Mitte des Talkessels erreicht, der in sich einen sogenannten umgekehrten Hexaeder bildete, dessen Grundfläche das verkehrte Hexagramm darstellte. Auch hier keinerlei Spuren, außer den von der Witterung inzwischen teilweise verwischten, die die Forscher und ihre Helfer hinterlassen hatten. Ein wenig verzweifelt blickte sich Katschu um. Er war extra hergekommen, um den Dämon zu
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