Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
aber. Es war besser, wenn er übervorsichtig blieb. An der Stelle, an der er sich im Moment befand, drohte ihm anscheinend keine akute Gefahr mehr. Also wollte er hier auch vorerst bleiben.
Aufmerksam betrachtete er aus gebührendem Abstand den Boden inmitten des Kessels. Ja, er war anders als vorher. Es flimmerte darüber, als wäre die Luft stark erhitzt. Aber Hitze konnte nicht der Grund sein. Katschu murmelte ein paar Beschwörungen, weil er annahm, wieder einmal einem Trugbild zum Opfer zu fallen. Das Flimmern verstärkte sich prompt. Es durchdrang das lockere Gestein. Auch hier hatten die Wissenschaftler gegraben, waren aber bald auf eisenharten Fels gestoßen. Sie hatten die Meinung vertreten, daß hier nichts mehr zu finden sein konnte. Darin mußten sie sich gewaltig geirrt haben. Katschu war ganz sicher, daß sich gerade hier etwas befinden mußte, was in der Lage war, die gewaltige magische Energie, das unvorstellbare Potential, das von Stunde zu Stunde noch anwuchs, zu binden.
Jetzt wagte es Katschu doch, näherzugehen. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Mit der Schuhspitze prüfte er den Boden vor sich, ehe er es wagte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Fünf Schritte vor der Talmitte blieb er stehen. Jetzt war das Flimmern überdeutlich. Katschu glaubte, durch die Poren des Gesteins Glut zu sehen. Doch war es hier nicht warm, wie anzunehmen wäre, sondern eiskalt, als würde etwas die Wärmeenergie absorbieren. In Katschu krampfte sich alles zusammen. Er versuchte es schon gar nicht, sich vorzustellen, was geschah, wenn der Dämon endlich merkte, wie weit er schon vorgedrungen war. Noch schien das furchtbare Wesen seine Anwesenheit nicht zu spüren, noch war es anderweitig beschäftigt und konnte sich nicht um das kümmern, was auf seiner Insel vorging. Wahrscheinlich fühlte es sich aber auch in Sicherheit und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß es einem Sterblichen wie Katschu überhaupt gelingen könnte, so weit vorzudringen.
Katschu wollte nicht mehr länger zögern. Er wog blitzschnell seine Chancen ab und kam zu dem Schluß, daß rasches Handeln geboten war. Er wußte jetzt, wo der Dämon zu finden war. Definitiv. Natürlich hatten die Wissenschaftler außer dem harten Felsen nichts gefunden, denn ohne Zweifel war es gerade der Felsen, der in der Lage war, die magische Energie zu binden. Offenbar bestand der gesamte Talkessel als Ganzes aus einem künstlichen Relikt aus einer unbekannten, fernen Vergangenheit. Und noch etwas war Katschu klar: Der Dämon, der sich hier eingenistet hatte, schöpfte aus der magischen Anordnung nicht nur ständig neue und anwachsende Kraft, sondern er war gleichzeitig auch ihr Gefangener. Er konnte den Talkessel also niemals mehr verlassen
Katschu war gerade dabei, das Bündel zu öffnen, das er unter dem Arm trug, als er an diesem Punkt seiner Überlegungen anlangte. Jetzt zögerte er doch. Er sinnierte, ob es wirklich richtig war, was er da tat. Wenn er jetzt solo versuchte, den Dämon zu vernichten, und das mißlang, war alles vorbei. Dann würde es keine Gelegenheit mehr geben. Doch warum sollte er warten? Hatte er denn eine andere Möglichkeit als zu handeln? Ja, er mußte es jetzt sofort versuchen. Vielleicht ergab sich nie mehr eine zweite so günstige Konstellation. Entschlossen riß Katschu das Bündel ganz auf.
Ein seltsames Etwas war darin eingewickelt. Es sah aus wie ein uralter, verschimmelter, steinharter Kuchen. Tatsächlich handelte es sich um etwas ähnliches - mit dem Unterschied, daß diese Substanz ganz und gar niemals eßbar gewesen war. Der wahre Katschu, der Medizinmann, dessen Namen er, Luis Alonso, nun als Spitznamen trug, hatte dieses Ding damals für ihn gebacken. Er hatte einen geheimen Sud angerührt, mit Zutaten, über die auch Luis Alonso Bescheid wußte. Die Substanz war nach vielen Tagen der intensiven Behandlung teigartig geworden. Katschu hatte sie gebacken, in einem speziellen Verfahren, und je älter das Zeug war, desto wirksamer wurde es. Der Medizinmann hatte behauptet, daß es sich allmählich in eine edelsteinartige Substanz verwandeln würde. Es würde dabei irgendwann in viele kleinere Stücke auseinanderbrechen. So lange konnte Katschu allerdings jetzt nicht mehr warten. Er brach einen Teil ab. Fest umschloß seine Hand die Substanz. Würde es ihm gelingen, damit den Dämon auszulöschen und die Gefahr zu beseitigen? Er mußte es versuchen, koste es, was es wolle...
*
Katschu holte aus
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