Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Der Dämon wollte so verhindern, daß man ihm zu nahe kam. Um sich zu vergewissern, machte Katschu die Probe aufs Exempel. Er fingerte die gnostische Gemme und den Drudenstein hervor und nahm in jede Hand einen der Talismane. Dann konzentrierte er sich. Sofort wurde die Umgebung milchig und begann zu flimmern. Aus dem Dunst schälten sich Felsformationen. Tatsächlich, Katschu hatte sich nicht geirrt. Er hatte den Talkessel in Wirklichkeit noch gar nicht erreicht. Er stand mitten auf dem Felspfad, der zu seinem Ziel führte, und drei Schritte vor ihm, wo sich die starke, magische Sperre befand, begann erst der echte Kessel, wo der Dämon zu finden war. Es hätte Katschu auch sehr gewundert, hätte das unbegreifliche Wesen keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
Daß der Dämon noch keinen Angriff versucht hatte, zeigte Katschu, daß er anderweitig beschäftigt war. Noch konnte der Schreckliche sich nicht um ihn kümmern. Noch also konnte Katschu handeln. Er hörte auf, gegen die Vision anzukämpfen. Alles wurde erneut milchig, und dann stand er wieder in dem Talkessel, diesmal mit Sicherheit wissend, daß es sich um ein Trugbild handelte. Entschlossen wandte sich Katschu an die magische Barriere. Die beiden Talismane fest in den Händen, trat er vor. Er hatte das Gefühl, gegen eine unsichtbare Mauer zu stoßen. Die Barriere war wesentlich stabiler als der Schutzschirm rings um die Insel. Katschu konzentrierte sich stark. Die harte, unsichtbare Masse wurde nachgiebiger. Katschu holte tief Luft und kämpfte sich vorwärts. Seine Gedanken schrieen Beschwörungen, um einen Gegenzauber zu bewirken. Plötzlich war der Widerstand weg. Katschu taumelte vorwärts, riß erschreckt die Augen auf und prallte im nächsten Augenblick zurück. Vor ihm öffnete sich ein unendlich erscheinender Abgrund.
Verständnislos schaute sich Katschu um. Auch hinter ihm war Abgrund. Er stand auf der Spitze eines riesigen Berges. Wind, eisiger Wind zerrte in seinen Haaren und in den Kleidern. Hohles Heulen klang auf. Katschu begriff nicht. Was war geschehen? Hatte er ein Tor durchschritten - ein Tor in eine andere Welt? Es schien so zu sein, so unbegreiflich es auch war. Katschu ging automatisch in die Hocke, damit der Wind nicht mehr so eine große Angriffsfläche hatte. Die Bergspitze war umgeben von Nebel. Es war kaum etwas erkennbar. Katschu zitterte schon nach Sekunden vor Kälte. Die Luft war feucht und erschwerte das Atmen. Katschus Augen begannen zu tränen. Sein Gesicht wurde naß und die Kleider klamm. Wenn ich noch länger hier bleibe, hole ich mir glatt den Tod, dachte er und konnte das Geschehene noch immer nicht fassen. Was sollte er denn tun? Wie sollte er dieser Umgebung entrinnen? Er blickte über die Schulter zurück. Dort war er hergekommen, aber schon nach einem halben Schritt war die kleine Plattform zu Ende. Stark zerklüftete Felsen fielen steil hinab. Noch während Katschu fieberhaft nach einem Ausweg suchte, begann der Felszapfen, auf dem er stand, zu wackeln. Er verlor fast das Gleichgewicht, setzte sich erschrocken auf den Boden und suchte nach einem Halt. Der Boden wankte stärker. Im gleichen Augenblick wurde ein gewaltiges Röhren hörbar. Es war ein Urlaut, der Katschu durch Mark und Bein ging. Katschu versuchte, mit den Blicken den Nebel zu durchbohren. Es gelang ihm zum Teil. War da nicht ein diffuser Lichtschein?
Ja, er hatte sich nicht getäuscht. Das Licht wurde strahlender, näherte sich scheinbar. Das Röhren wiederholte sich, daß Katschu kalte Schauer über den Rücken jagten. Er hatte auf einmal entsetzliche Angst. Der Berg erbebte stärker. Es war eine Frage der Zeit, da Katschu sich nicht mehr halten konnte und in den Abgrund hinunterrutschte.
Jetzt war das Licht deutlicher erkennbar. Nein, es war kein normales Leuchten, sondern erschien unruhig, wie züngelnde Flammen. Und dann schob sich ein gigantischer Kopf aus dem Dunst. Das furchtbare Maul hatte dolchspitzenartige Zähne. Meterlange Flammen züngelten unaufhörlich daraus hervor. Der Gestank von Pech und Schwefel drang zu Katschu herauf. Entsetzt stierte er auf das Monster. Er hatte so etwas noch nie zuvor gesehen - nicht einmal in einem seiner schlimmsten Alpträume... Alpträume? Das war das Stichwort! Katschu begann zu begreifen: Auch das hier war nur eine Vorspiegelung und Betrug. Er hatte die zweite magische Barriere der Dämoneninsel überwunden und war dabei in eine magische Falle geraten. Nicht einmal die starken Talismane, die er bei
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