Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
und warf. Der kleine Brocken traf genau an der richtigen Stelle auf dem Boden auf. Brüllend öffnete sich dort die Erde. Feurige Glut wurde sichtbar, als würde ein Vulkan ausbrechen. Entsetzliche Hitze entstand. Die Öffnung wurde größer, verschlang Katschu fast, der sich nicht von der Stelle rühren konnte. Er sah das Zeug, das er abgebrochen hatte. Es schwebte inmitten über dem Gluten, gewann plötzlich an Höhe, drehte sich rasend schnell um sich selber, überwand die Talsohle, stieg immer weiter.
Und dann raste etwas brennend aus der Erde hervor: Ein feuriges Mahnmal errichtete sich inmitten der Sohle. Das Gleißen war unbeschreiblich und erreichte Katschus Augen, obwohl der Mann verzweifelt die Arme gegen das Gesicht drückte. Er taumelte rückwärts. Der Boden bewegte sich unter seinen Füßen. Gewaltige Kräfte walkten ihn durch. Katschu stieß mit dem Rücken gegen ein Hindernis. Nackter Fels, der ungeheure Hitze ausstrahlte. Bevor sich Katschu verbrennen konnte, wich er aus. Ursprünglich hatte er die ganze magische Substanz einsetzen wollen. Jetzt sah er selbst ein, daß dies sein Ende bedeutet hätte. Wenn er alles erwartet hätte - eine solche Reaktion nicht.
Noch immer beruhigten sich die entfesselten magischen Gewalten nicht. Katschu hatte den Eindruck, inmitten eines tätigen Vulkans zu stehen. Er konnte nicht die Augen gebrauchen, um sich zu orientieren, sondern mußte sich nach Instinkt bewegen. Es wurde Zeit, daß er den Kessel verließ, wollte er nicht hier sein Ende finden.
Unbewußt spürte er, daß er sich auf dem richtigen Weg befand. Er schritt blind aus. Eine feurige Lohe raste hinter ihm in den Himmel. Die entstehende Druckwelle warf Katschu um. Er überschlug sich mehrmals, bis er endlich zu liegen kam. Jetzt konnte er es wieder wagen, die Augen zu öffnen. Die Helligkeit war hier nicht mehr so stark. Er schaute sich um. Es war ihm, als befände er sich noch immer im Talkessel, doch fiel ihm rechtzeitig ein, daß es sich hier nur um das Trugbild handelte. Er blickte zurück. Eine gigantische Feuersäule erhob sich in den Himmel. Sie änderte ständig ihre äußere Struktur. Dann bildete sie am oberen Ende eine Art Pilzdach. Damit war der Vorgang jedoch längst nicht abgeschlossen. Aus dem Pilzdach schob sich oben eine Verdickung. Dann entstanden dicke, speckige Arme. Katschu erkannte erschrocken, was hier geschah: Die Feuersäule wurde zu der Inkarnation des Dämons. Er nahm die Gestalt an, die Katschu in seiner ersten Vision gesehen hatte. Die mächtigen Hände ballten sich zu Fäusten, die er drohend schüttelte. Sie hatten einen Durchmesser von vielen Metern. Die monströse Erscheinung war gewiß bis zweihundert Kilometer und mehr zu sehen. Und Katschu lag da am Boden und wurde sich bewußter denn je, wie kläglich sein Versuch gewesen war, gegen ein solch mächtiges Wesen anzukämpfen.
Der Dämon schaute mit glühenden Augen um sich. Sein Gesicht war verzerrt. Gewaltiger Zorn beherrschte ihn. Erst jetzt konnte Katschu das Wesen genauer betrachten. Es hatte den Kopf eines alten Mannes, mit einem langen, wallenden Bart, aber straffen Gesichtszügen. Zu Lebzeiten mochte der Mann schon ein Riese gewesen sein. Die Proportionen seiner Arme verrieten gewaltige Körperkraft. Der Dämon begann wieder zu schrumpfen. „Wer wagte den Versuch, mich zu vernichten?“ grollte er schaurig. Schwarze Wolken zogen am Himmel auf und verdunkelten die Sonne. Es mutete an, als würde das Jüngste Gericht hereinbrechen. „Wer wagte es?“ Die glühenden Augen, die so groß wie Häuser waren, suchten. „Ich werde ihn zerschmettern!“
Da fiel es Katschu wie Schuppen von den Augen: Der Dämon ahnte noch immer nichts von seiner unmittelbaren Anwesenheit! Das zeigte, daß er nicht allwissend war. Keineswegs. Auch seine Macht hatte also Grenzen. Katschu kroch langsam über den Boden, auf eine Deckung zu. Er durfte sich nicht zu schnell bewegen, um nicht von dem Dämon entdeckt zu werden. Noch ist nicht alles vergebens! redete sich Katschu dabei ein. Er mußte überleben, das war im Moment die Hauptsache. Und er überlebte auch. Der Dämon bemerkte ihn nicht. Aufatmend erreichte Katschu die anvisierte Deckung. Jetzt konnte er von oben nicht mehr gesehen werden - auch nicht mehr zufällig.
„Wo ist der Frevler?“ Allem Anschein nach wußte der Dämon gar nicht recht, wie ihm geschehen war...
*
Katschu spürte leise Euphorie in sich aufsteigen. Er hatte also doch richtig gehandelt! Die
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