Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
sich trug, hatten ihm dabei helfen können.
Jetzt war der Kopf des Drachens so nahe, daß die Flammen bis fast zu Katschu reichten. Es wurde merklich wärmer. Katschu hörte auf, vor Kälte zu schnattern. Er mußte unwillkürlich lachen und rief, wie um sich selber Mut zu machen: „Komm nur, liebes Tierchen. Schön, daß du den Aufenthalt hier oben etwas gemütlicher gestalten wirst mit deinem Feuer.“ Dann schloß er die Augen und erhob sich langsam, sich dabei erneut stark konzentrierend. Er mußte die magische Falle verlassen, wollte er nicht ihr Opfer werden. Das imaginäre Wesen vor ihm würde ihn sonst verschlingen. Das würde seinen Tod bedeuten. Er mußte also die Gegenwehr wagen. Alle Furcht fiel dabei von ihm ab. Ja, er hatte von dem Medizinmann damals in Afrika eine ganze Menge gelernt, auch sich selbst zu beherrschen. Das war wie eine Art autogenes Training zur Beherrschung dieser Kunst. Katschus Geist wurde der Gegenwart entrückt. Er ignorierte die Umgebung. Das Röhren des gigantischen Ungeheuers drang nicht mehr bis zu ihm durch. Auch war das Wanken des Berges, auf dem er zu stehen glaubte, nicht mehr spürbar. Katschu hatte den Eindruck, frei zu schweben. Er vergaß, daß sich vor ihm scheinbar ein Abgrund befand, und trat einen Schritt vor. Er merkte nichts, tat den zweiten, den dritten, den vierten Schritt. Auch wenn er jetzt wirklich in den Abgrund hinabsauste, konnte er das nicht wahrnehmen. Mechanisch machte er die Bewegung zu einem fünften Schritt.
Und da trat schlagartig die Veränderung ein. Es war, als habe eine tonnenschwere Last auf ihm gelegen, die jetzt plötzlich entfernt worden war. Katschu fühlte sich befreit. Sein Geist erwachte aus der Trance, und die Augen öffneten sich. Er blickte sich um. Er stand mitten im Talkessel - wie zuvor - aber diesmal im echten. Er unterschied sich in nichts vom Trugbild, mit dem der Alptraum begonnen hatte. Katschu machte eine Probe, um sicherzugehen, daß er nicht betrogen wurde. Eine rasche Folge von Beschwörungsformeln genügte. Es geschah nichts. Die Umgebung veränderte sich dabei nicht mehr. Hier lauerte das Böse. Deutlich konnte Katschu das spüren. Und das Böse hatte ihn beinahe bezwungen.
Eine Gänsehaut bildete sich unwillkürlich auf seinem Rücken, als er langsam seinen Blick in die Runde gehen ließ. Die Ausstrahlungen des Dämons, des Beherrschers der Dämoneninsel, waren so stark, daß sie einen normalen, mit den Dingen der Magie nicht so vertrauten Menschen auf der Stelle getötet hätten. Katschu jedoch gelang es, die Wirkung auf sich selbst so stark zu reduzieren, daß nur noch die nackte Furcht übrigblieb. Schon als er festgestellt hatte, daß das erste Tal einer magischen Vision entsprach, hatte er Panik in sich aufkeimen gespürt. Diese Panik kehrte jetzt wieder zurück. Es wurde ihm bewußt, daß er den Dämon völlig falsch eingeschätzt hatte. Er hatte dem unbegreiflichen Wesen viel Macht zugebilligt, aber bei weitem nicht so viel, wie es wirklich besaß. Katschu erkannte in aller Deutlichkeit, daß sich hier eine Gefahr anbahnte, die der gesamten Menschheit drohte und nicht nur dem ärgsten Feind dieses Dämons, nämlich Teufelsjäger Mark Tate! Denn der Dämon war aus einem mächtigen Fluch entstanden, den Mark Tate gebrochen hatte. Aber Mark Tate hatte sich leider zu früh zurückgezogen. Er hatte gar nicht gemerkt, daß es ihm nicht gelungen war, die Geister, die der Fluch gebannt hatte, vollends zu vernichten. So hatten die Geister sich zu diesem Dämon zusammenschließen können.
Aber noch war der Dämon nicht auf dem Höhepunkt seiner Macht. Das gab Katschu eine winzige Chance, die er mit viel List nutzen wollte. Obwohl der Dämon eine solch massive Kraft bereits bei Tageslicht entfalten konnte - denn bis zum Abend war es noch genügend weit...
22. Kapitel
Katschu schaute unwillkürlich auf seine Taschenuhr, die er bei sich trug. Sie war irgendwann stehengeblieben. Wieviel Zeit war inzwischen eigentlich vergangen, seit er die Dämoneninsel betreten hatte? Katschu schüttelte die Uhr und zog sie auf. Ohne Erfolg. War hier, in dieser unwirklichen Umgebung, die Zeit nicht mehr meßbar? Katschu steckte die Uhr wieder weg. Er widmete sich der näheren Umgebung. Da waren die Spuren der Ausgrabungsarbeiten. Alles mutete an, als hätte sich seit der Arbeiten hier nur wenig verändert. Und doch war da etwas, was Katschus Aufmerksamkeit erregte. Er wollte näher der Mitte zu gehen, unterließ es
Weitere Kostenlose Bücher