Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
nichts dafür, wirklich. Der - der Dämon - hatte - hatte mich in seiner Gewalt. Mein - mein Wille - war - ausgeschaltet...“
Juliano nickte mitfühlend. „Ich weiß. Jeder von uns weiß es, und niemand macht dir einen Vorwurf!“
Der Sterbende lächelte darüber fast überirdisch. „Danke!“ hauchte er und schloß die Augen - für immer.
Juliano richtete sich auf. Zu seinen Füßen vollzog sich das Ende des Dramas, dessen Mittelpunkt Niels Orsted gewesen war. Der Körper trocknete aus. Unaufhörlich stieg Rauch empor. Das Fleisch des Unglücklichen wurde bröselig. Schließlich lag nur noch ein Häufchen Asche vor Juliano Jaqueras, genau die Konturen des Verstorbenen nachzeichnend. Der Qualm war verebbt. Juliano entdeckte in der Asche das Amulett. Sein Gluten hatte ebenfalls aufgehört. Der stilisierte Kopf wirkte ganz normal - zwar unglaublich kunstvoll, aber darüber hinaus völlig harmlos. Juliano Jaqueras zögerte, danach zu greifen. Dann überwand er sich. Es geschah auch nichts, als er das Ding diesmal in die Hand nahm. Er ging zu Maria hinüber. Katschus Frau war noch immer ohne Bewußtsein. Für sie war es besser so. Sie bekam das ganze Geschehen nicht mehr mit. Juliano würde ihr später sagen können, sie wäre einer Täuschung erlegen gewesen und alles habe sich in Wahrheit ganz harmlos abgespielt... Hauptsache, der Besessene war erlöst!
Er hängte Maria die Kette wieder um den Hals und schob den Anhänger unter das Brusttuch. Erst jetzt wandte er sich der Feuersäule zu, die über dem Horizont stand. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits wieder zum größten Teil in sich zusammengefallen...
*
Das Schiff auf hoher See. Quirlender Schaum am Heck und eine weißkronige Bugwelle. Katschu sah es deutlich, als wäre er direkt davor. Plötzlich geschah es: Am Horizont regte sich etwas. Katschu schaute genauer hin. Auf einmal wirkten Schiff und Meer winzig klein - wie ein Spielzeugmodell in einer Wasserschüssel. Am Horizont richtete sich ein Schemen auf. Katschu erkannte es sofort. Es war der Dämon, der böse nach dem Schiff Ausschau hielt. Deutlich war der wallende Bart zu erkennen. Katschu fiel ein Name ein: Lord Burgess! Gleichzeitig wußte er, daß der Dämon einmal ein Mensch gewesen war - ein böser Mensch, der über seine Zeitgenossen viel Unheil gebracht hatte. Noch etwas sickerte in Katschus Bewußtsein: Da war ein Fluch gewesen! Und jetzt war ihm auch klar, daß in diesem einsamen Schiff - halb Frachter, halb Passagierschiff - tatsächlich der Todfeind des Dämons steckte.
Der Schreckliche wurde rasch größer. Er wuchs hoch über den Horizont hinaus, um nach dem Schiff zu greifen, das nur so groß war wie seine Faust. Das Schemen schimmerte grau-grün.
Katschu sah nicht mehr, was danach geschah: Die Szene begann zu flimmern und verblaßte schließlich. Eine Nebelwand entstand stattdessen. Als sie wieder aufriß, erkannte er zwei Männer. Auch deren Namen wußte er sofort: Mark Tate und Don Cooper. Sie waren es, an denen sich der schreckliche Dämon rächen wollte. Und Katschu war klar, daß es hier noch ein Geheimnis gab, das es zu ergründen galt. Er dachte daran, wie mächtig diese Männer sein mußten, wenn sie in der Lage gewesen waren, dem Dämon die Stirn zu bieten, denn wenn sich der Schreckliche an ihnen rächen wollte, dann hatte er dafür sicher einen Grund.
Die Szenerie wechselte. Katschu sah wieder das Bild einer großen Eingangshalle in einem alten Schloß. Da standen die beiden Männer - Mark Tate und Don Cooper. Er hatte dies hier zwar schon einmal in seiner ersten Vision gesehen. Jetzt aber konzentrierte er sich stärker darauf. Die attackierenden Geister wurden von einem Etwas aufgehalten, das um den Hals von Mark Tate hing. Das seltsame Ding erschien wie ein glühendes Auge. Der Schavall! durchzuckte es Katschu sogleich, obwohl er sicher war, diesen Namen noch nie zuvor gehört zu haben. Mark Tate hat seinen Schavall um den Hals hängen! Das Ding hat unglaubliche magische Kraft. Katschus Blick wanderte die Empore hinauf, die die Halle halb umspannte. Dort schwebte der durchsichtige Geist einer Frau. Eine Stimme flüsterte in seinem Innern. Er lauschte der Stimme, konnte sie aber nicht verstehen. War es die Stimme von Mark Tate, dem Teufelsjäger?
Immer mehr Informationen gelangten zu seinem Bewußtsein. Mark Tate, ein Privatdetektiv, der vor Jahren mit okkulten Kräften konfrontiert worden war. Da war in ihm die Erinnerung erwacht - an frühere Leben. Er wußte
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