Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Schweden erreicht. Niels Orsted blieb stehen und erwartete ruhig den Angriff. Seine Pupillen waren unnatürlich groß. Sie wirkten wie schwarz glänzende Knöpfe. Feuer loderte in ihrer Tiefe. Es war unheimlich anzusehen. Der Angreifer war heran. Der Dämon griff ein. Er zwang den Besessenen zu blitzschnellen Bewegungen. Mit zwei Händen griff er nach dem Handgelenk des anderen, der im gleichen Moment von oben herab zustieß. Den dadurch entstehenden Schwung nutzte der Dämon aus. Er verdrehte den Arm des anderen. Statt in den Körper des Besessenen, bohrte sich das Messer in die Brust des Angreifers. Es schien, als sei der Fischer gegen eine Wand gelaufen. Seine weit aufgerissenen Augen brachen. Er glotzte vor sich hin. Dann kippte er majestätisch langsam um. Sekunden später war der Boden von seinem Blut getränkt.
Der Besessene machte Freudensprünge. „Das war mein zweites Opfer, ihr verdammten Narren!“ kreischte er. „Einen nach dem anderen werde ich richten. Bis ihr mir vor den Knien liegt und um Gnade bettelt. Sklaven werdet ihr sein - m e i n e Sklaven!“
Noch waren die Fischer nicht eingeschüchtert genug. Voller Haß griffen sie nach dem Schweden, doch dieser war schneller als sie. Juliano Jaqueras war erschüttert. Er schwor sich furchtbare Rache, doch wurde ihm bewußt, daß er seinen Haß nicht gegen den Mann wenden durfte, denn der Schwede konnte schließlich selber nichts dafür. Er war ebenfalls Opfer. Der Dämon hatte sein Innerstes ausgehöhlt. Niels Orsted war nur noch eine Hülle - eine Hülle für die dämonische Macht, die in ihm hockte.
Einer der Fischer brach erschöpft zusammen. Die anderen kümmerten sich nicht um ihn. Sie waren von dem Gedanken beseelt, sich zu rächen, obwohl sie alle nur noch taumelten. Es war eine Frage der Zeit, bis der Dämon sie soweit hatte, wie er wollte. In diesem Augenblick trat das ein, womit keiner mehr gerechnet hätte. Der Besessene blieb plötzlich stehen und wandte sich seinen Verfolgern zu. Sein Blick war verständnislos auf sie gerichtet. Gleichzeitig ging ein Zittern durch den Boden. Ein Erdbeben schien auszubrechen. Drei Fischer erreichten den Schweden, griffen nach ihm. Diesmal wehrte er sich nicht. In seinem Gesicht stand nackte Furcht. Sein Körper wurde schlaff. Einer zückte das Messer und holte mit verzerrten Zügen aus.
„Halt!“ schrie Juliano, der als einziger erkannt hatte, was passiert war. Der andere hörte nicht auf ihn. Seine Messerhand zuckte auf Niels Orsted herab. Da hatte Juliano Jaqueras ihn erreicht. Er schlug die Hand des anderen beiseite. Sie ging ins Leere. Wütend wandte sich der Mann nun gegen Juliano, der ihn einfach von sich stieß. Der andere war so erschöpft, daß er dabei zu Boden stürzte und nicht mehr so schnell hoch kam.
„Haltet ein!“ rief Juliano. „Seht ihr nicht, daß der Dämon den Unglücklichen verlassen hat?“ Die Fischer blickten erst ihn und dann den Schweden an. In ihren Gesichtern war Verwirrung zu lesen. Ein erneuter Erdstoß. Erschrocken ließen die Fischer den Schweden fallen. „Da!“ brüllte einer und deutete mit dem ausgestreckten Arm in Richtung Meer. Eine gigantische Feuersäule hatte sich dort erhoben. Donnern und Brausen drang zu ihnen hin. Die Hölle schien ihre Pforten geöffnet zu haben. Die Fischer konnten ihren Blick nicht von dem gewaltigen Schauspiel lösen. Sie fielen in Angst und Schrecken. Es war ihnen, als würde der Satan selbst erscheinen, um seine Schreckensherrschaft anzutreten. Nur Juliano Jaqueras behielt die Nerven. Er wandte seine Aufmerksamkeit Niels Orsted zu. Schaum trat vor den Mund des Schweden. Man konnte nur noch das Weiße seiner Augäpfel erkennen. Sein Körper zuckte konvulsivisch. Juliano beugte sich über ihn und tastete nach seinem Puls. Er raste. Mindestens zweihundertfünfzig. „Er stirbt!“ ächzte Juliano. „Und dann kommt der Dämon und belebt ihn wieder, denn noch ist die Verbindung nicht abgerissen. Nicht einmal der Tod kann diesen Mann erlösen!“ Er drehte sich herum und fixierte Maria, die mit hängenden Schultern dastand, verzweifelt nach Atem ringend. Der schnelle Lauf hatte ihr das Letzte abverlangt. Juliano ging zu ihr hin und zog sie am Arm näher. „Komm, Maria, wir müssen dem Unglücklichen helfen. Er wird es nicht überleben können, dazu ist sein Körper zu sehr ausgelaugt. Gleichwohl soll er wenigstens aus den Klauen des Dämons befreit werden.“
Indessen war das Donnern und Brüllen, das von der Nachbarinsel kam, noch
Weitere Kostenlose Bücher