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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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ähnlich verfuhr. Jetzt erst schien er meiner gewahr zu werden. Er wandte sich mir zu. Das Glühen in den leeren Augenhöhlen wurde stärker. Ein einziger Schritt, und schon stand er am Bett.
    „Elender!“ grollte er. „Elender Sterblicher! Du wagst es, in diesem Hause zu nächtigen? Habe ich dich denn eingeladen? Dies hier ist m e i n Haus. Ich erschlage dich wie einen räudigen Hund und werfe deinen Kadaver den Schlangen zum Fraße vor.“ Das Schwert wirbelte, zischte dicht an meinem linken Ohr vorbei. Ich vermochte es nicht, auszuweichen. Der zweite Streich kam von oben. Schnell näherte sich das Schwert - schnell und unaufhaltsam.
     
    *
     
    Es berührte meine Nasenwurzel, zuckte durch mich hindurch. Rasender, unbeschreiblicher Schmerz. Ich fühlte mich regelrecht zerteilt. Doch starb ich nicht. Das Geister-Schwert blieb in Bauchhöhe stecken. Zu glühen schien es und mich von innen heraus zu verbrennen. Der Riese zog es zu sich heran. Ich stierte darauf, stierte auf die Schneide, die meinen Bauch verließ. Kein Blutstropfen. Die Schneide funkelte wie zuvor. Und der Schmerz verebbte wieder, verlor seine höllische Intensivität.
    Ein klagender Laut. Er drang aus der nichtmenschlichen Kehle des Riesen. Und noch etwas hörte ich: Eine ferne Kirchturmuhr schlug das Ende der Mitternachtsstunde! Der Riese wurde deutlich kleiner. Er schien in sich zusammenzuschrumpfen. Das Glühen in seinen Augenhöhlen wurde zu einem lodernden Feuer. Ein letztes Mal flackerte es auf, um zu erlöschen. Der Riese fiel in sich zusammen und wurde zu einem leuchtenden Häufchen, das immer winziger wurde, bis es mit einem ekelhaft schlürfenden Geräusch verschwand, wie vom Fußboden weggesaugt. Das Licht an der Decke brannte wieder. Alles war wie vordem. Die ferne Kirchturmuhr hörte auf zu schlagen. Ich sank auf mein Bett zurück.
    Sofort kam ich wieder zu mir und schaute mich verständnislos um. Frank stand über mir, bleichen Antlitzes. Wie war er so plötzlich hergekommen? Oder hatte ich geschlafen, ohne mich erinnern zu können?
    „Mein Gott!“ stammelte ich, „was war d a s denn gewesen?“
    „Meine lieben Verwandten!“ antwortete Frank trocken, und ich sah ihn dabei wahrscheinlich an wie den Leibhaftigen.
     
    *
     
    „W i e war das?“
    „Die Verwandten, sagte ich!“ Frank setzte sich unaufgefordert auf den Bettrand.
    „Weißt du jetzt, warum mir nur der alte Diener geblieben ist? Warum mich alle anderen Bediensteten verlassen haben?“
    „Ja“, antwortete ich schwach. „Aber ich werde dich dennoch nicht im Stich lassen.“
    Er lachte. Es klang fast geringschätzig. „Tu, was du nicht lassen kannst, mein Freund. Helfen kannst du mir doch nicht. Niemand kann mir mehr helfen.“
    „Warum gehst du nicht einfach von hier fort?“
    „Wenn das so einfach wäre... Nein, sie würden mich überall finden, überall!“
    „Ich verstehe das alles nicht. Was sind das für Verwandte? Vorfahren, Verstorbene, Verdammte, die keine Ruhe finden können?“
    Frank nickte. „Sie erschienen, als ich mit meiner jungen Frau hier einzog. Ich habe alle Warnungen diesbezüglich in den Wind geschlagen. Ich dachte, wir leben schließlich im Aufbruch zum einundzwanzigsten Jahrhundert, in einer Zeit, in der Dinge wie Geisterglauben längst als Unsinn entlarvt worden sind. - Ich irrte mich. Hätte ich nur auf die Warnungen meiner Eltern gehört... Unser Geschlecht hat einst die gesamte Gegend beherrscht. Aber da war etwas in der Vergangenheit... Es gibt einen Fluch auf unserer Familie. Unser Einfluß ging zurück. Nur das Vermögen blieb. Es gibt einige Fabriken, im ganzen Land verteilt, die mir noch gehören. Ich brauche mich um nichts zu kümmern. Es gibt Treuhänder, die alles für mich verwalten. Das einzige, was mir bleibt, ist zu kassieren. Ein angenehmes Leben, möchte man wohl meinen, aber mit einem Fluch belastet: Mit dem Fluch, daß nur eine sogenannte WÜRDIGE Frau die Mutter meiner Kinder werden darf.
    Ich aber erwählte Lady Ann, und diese erschien meinen verdammten Vorfahren nicht als würdig genug. Als wir hier einzogen, war sie bereits schwanger. Sie hat Furchtbares durchgemacht, und ich stand ihr nicht bei. Weil ich ihr nicht glauben konnte - und wollte. Meine lieben Anverwandten, die noch immer in diesen Mauern herumgeistern, nahmen sich ihrer an. Sie trieben sie praktisch in den Wahnsinn. Und dann kam der Tag der Geburt und gleichzeitig der Tag ihrer Erlösung - dachte ich wenigstens: Sie starb im Kindbett. Herzschlag,

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