Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
gedehnt. „Was ist mit dem Scheck, den ich Ihnen gegeben habe? Glauben Sie, ich hätte Geld zu verschenken?“
Nein, das glaubte ich wirklich nicht. Deshalb blieb ich die Antwort schuldig. Ich wartete, daß Don Cooper fortfuhr. Obwohl ich es nicht zugeben wollte: Ich zweifelte in Wirklichkeit überhaupt nicht an seinem Bericht. - Nun, es blieb natürlich durchaus die Wahrscheinlichkeit, daß ich es hier mit einem Irren zu tun hatte. Es wird sich alles zeigen, beruhigte ich mich und konzentrierte mich auf den Mann. Es war mir inzwischen längst aufgegangen, daß Cooper noch einen konkreten Auftrag für mich haben würde. Und dieser Auftrag mußte zwangsläufig alles zutage fördern. Dessen war ich mir gewiß. Und Don Cooper fuhr endlich fort...
Noch eine Nacht war er auf Schloß Pannymoore gewesen, und in dieser Nacht war er endgültig zu diesem Nervenbündel geworden, als das er mir jetzt erschien...
*
Wie schon erwähnt, Mr. Mark Tate, schlief ich bis zum Nachmittag. Es mochte zwei Uhr gewesen sein, als ich endlich die Decke beiseite warf und das Bett verließ. Ich fühlte mich benommen und alles andere als ausgeschlafen. Die Ereignisse der letzten Nacht hatten ihre Spuren hinterlassen. Am liebsten hätte ich mich wieder hingelegt, und ich brauchte Überwindung, mich vom Bett abzuwenden.
Nebenan gab es ein kleines Bad mit einer Dusche. Als ich dort in den Spiegel schaute, erschrak ich: Mein Gesicht war verschwollen. In meinen Augen loderte ein seltsames, undefinierbares Feuer. Die Tränensäcke hingen schwer herab. Ich schien um Jahre gealtert zu sein. Kein Wunder, daß sich der gute, alte Frank in einem so schlimmen Zustand befindet! dachte ich unwillkürlich. Wenn man überlegt, daß ich erst eine einzige Nacht hier... und er dagegen... Ja, das dachte ich - und rasierte mich erst einmal.
Danach absolvierte ich mein allmorgendliches Trainingspensum. Heute mußte ich mich regelrecht dazu zwingen. Aber es lohnte sich: Meine Lebensgeister erwachten neu, und die Dusche direkt hinterher tat ihr übriges.
Ich beschloß die verspätete Morgentoilette, indem ich abwechselnd die Dusche auf heiß und kalt schaltete.
Wenig später, es ging schon auf halb drei zu, verließ ich einigermaßen wiederhergestellt das Fremdenzimmer. Bevor ich die Treppe betrat, die von der Empore in die Halle hinunter führte, hörte ich Stimmen. Unwillkürlich blieb ich stehen. Ich gehöre gewiß nicht zu der Sorte Menschen, die gern andere belauschen. Diesmal tat ich das trotzdem. Der alte Butler sprach gerade. Es klang ein wenig unterwürfig:
„Ich weiß es nicht, Mylady!“
Eine weibliche Stimme, die mir eiskalte Schauer über den Rücken jagte: „Warum nicht? Warum bist du nicht informiert über die Gäste des Hauses?“
Es war nämlich die Stimme von Lady Ann, die etwa ein Vierteljahr schon tot war! Ganz offensichtlich!
„Ich bitte um Vergebung, Mylady, aber ich habe nur mitbekommen, daß es sich um einen alten Freund von Mylord handelt.“
„Was heißt das - alter Freund?“
„Er - er kennt ihn von seinen Reisen, glaube ich. Haben Sie ihn denn nie kennengelernt, Mylady?“
„Werden Sie nicht anzüglich, James!“
Ich wagte einen vorsichtigen Blick über die Brüstung des Geländers. Der Butler stand inmitten der Halle. Niemand war bei ihm. Er zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb: „Ich bin untröstlich, Mylady, Ihnen nicht helfen zu können!“
Eine Stimme aus dem Nichts: „Ich glaube, ich habe ihn doch schon einmal gesehen. Ich habe einen Teil seiner Gedanken belauschen können. Heute nacht. Es - es muß in New York gewesen sein. Ja, gewiß, jetzt erinnere ich mich deutlicher: Frank stellte ihn mir vor: Don Cooper! Hieß er nicht so?“
James nickte eifrig. „Ja, ich erinnere mich auch, Mylady. Er - ich meine natürlich Mylord - schrieb einen Brief, nachdem Sie - äh - nachdem...“
„Nachdem ich gestorben war?“ tönte es aus dem Nichts.
„Ja, gewiß, Mylady, mit Verlaub gesagt, ja, so war das. Ich meine, es ist das, was ich eigentlich sagen wollte. Äh, ja, also, er schrieb einen Brief und gab ihn mir, damit ich dafür sorgte, daß er abgesendet wurde. Mehrmals in letzter Zeit fragte mich Mylord, ob schon eine Nachricht von seinem alten Freund gekommen sei. Er bedauerte es, daß es hier im Schloß kein Telefon gibt. Dann hätte sein Freund doch anrufen können. Am Ende wollte er allerdings gar nicht mehr, daß dieser Freund überhaupt kommt! Als dann das Telegramm kam, erschien er mir ganz
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