Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
bestürzt darüber!“
„Welches Telegramm?“
„Cooper heißt der Fremde, den Mylord als seinen Freund bezeichnet. Ich bin jetzt ganz sicher: Don Cooper! Von ihm kam das Telegramm, worin er sein Kommen ankündigte. Es war zu spät für Mylord, den Besuch abzulehnen, also ebenfalls ein Telegramm zu schicken, in dem er dann hätte mitteilen können, es sei ihm im Moment nicht möglich, Cooper auf seinem Schloß zu empfangen. Das hat er ganz deutlich gesagt - zu mir.“
„In New York war es!“ tönte es sinnierend. „Obwohl ich mich nur undeutlich an ihn erinnere. Ich hielt es damals wohl nicht für wichtig. Aber, was will er hier?“
James zuckte die Achseln. „Er ist halt ein Freund, Mylady, mit Verlaub gesagt, ein Freund, der annimmt, daß sich Mylord in Gefahr befinden und seiner Hilfe bedürfen.“
„Dieser verdammte Narr. Weiß er denn nicht, daß er die ganzen bösen Kräfte auf sich lenkt?“
„Ich habe heute nacht seine Schreie gehört, Mylady, ganz deutlich. Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen?!“
„Sie haben nicht nachgesehen?“
„Nein, Mylady! Ich - äh - wagte es nicht...“ Er wandte sich der Treppe zu, nachdenklich, zögernd.
Die Stimme hielt ihn auf: „Nein, bleiben Sie hier! Nicht hinaufgehen! Wahrscheinlich hat Frank schon nach ihm gesehen... Aber Sie sollten Frank dazu bringen, ihn abreisen zu lassen! Bevor es für diesen - Don Cooper zu spät ist!“
„Mylady?“ erstaunte sich der Butler, „Sie sorgen sich - um den Fremden?“
„Ja! Das tu ich tatsächlich. Du hast vollkommen recht, wenn du das annimmst. Wieso auch nicht? Ich will nicht, daß ein Unschuldiger in die Sache hineingezogen wird, ist doch nur zu verständlich!“ Die Stimme wurde vertraulicher. „Du gehörst sozusagen zum Inventar dieses Schlosses, James. Dich verschonen die jenseitigen Kräfte, die Seelen der Verdammten. Deshalb weißt du nicht wirklich, was hier vorgeht. Du kriegst alles nur am Rande mit und hältst dich aus allem raus. Das ist sehr gescheit von dir. Aber ich will dir dennoch etwas anvertrauen. Du weißt, daß ich aus Port-au-Prince stamme, der Hauptstadt von Haiti, dem Zentrum des Voodoo-Glaubens. Weißt du eigentlich, was Voodoo bedeutet? Ich meine, was es WIRKLICH bedeutet? Dann weißt du vielleicht gar nicht, was es heißt, eine Dienerin des Voodoo zu sein? Ich entfloh diesen Dingen. Ich liebte Frank, nicht nur deshalb, weil er mir die Chance gab, ein besseres Leben zu beginnen. Ich weiß viel über die Mächte des Jenseitigen. Frank erzählte mir leider nichts von dem Fluch, und als wir hier einzogen, war ich schwanger. Es war zu spät zur Umkehr. Der Fluch mußte sich erfüllen. Ich war gewissermaßen vom Regen in die Traufe gekommen.“ Ein abgrundtiefer Seufzer.
Ich war erschrocken, denn mir war etwas eingefallen: Ich hatte in der Nacht ganz vergessen, Frank nach dem Verbleib des gemeinsamen Kindes zu fragen. Frank hatte mir zwar von der Geburt und dem anschließenden Tod seiner Frau erzählt... Es wäre naheliegend gewesen, nach dem Neugeborenen zu fragen... War Frank deshalb so plötzlich verschwunden? Hatte er diese Frage - befürchtet? Ich konzentrierte mich wieder auf das Geschehen unten in der Halle.
„Ich sage dir alles dies, damit du meine Motive verstehst, damit du begreifen lernst, warum ich nicht haben will, daß irgend jemand mit in die Sache verwickelt wird. Ich habe viele schlimme Dinge in meinem Leben mitmachen müssen. Ja, ich habe sogar gewisse magische Praktiken vom Voodoo gelernt. Wäre das nicht so, könnte ich jetzt nicht so zu dir sprechen - am hellichten Tag zumal - obwohl ich schon seit Monaten tot bin! Mir gelingt es, einen Teil der bösen Mächte, die hier hausen, dafür einzusetzen. Dennoch kann ich mich dieser Kräfte nicht entziehen. Sie beherrschen mich, und wenn Mitternacht ist, bin ich ihnen gar willenlos ausgeliefert. Glaubst du mir, daß mir vor jeder Mitternachtsstunde graut? Mir, der ich selber ein Geist bin? Daß für mich das alles genauso schlimm ist wie - für einen Lebenden? Ja, auch Geister gruseln sich mitunter! Deshalb habe ich Mitleid mit jedem, der diesen Kräften ausgesetzt wird - und deshalb habe ich Mitleid auch mit Frank. Ich liebe ihn noch immer. Ich ersehne seinen Tod, ebenso wie er. Für uns beide wäre es eine Erlösung - wahrscheinlich! Bitte, sorge dafür, daß der Fremde geht, James. Tust du das für mich?“
„Mylady, leider habe ich darüber wenig zu befinden. Aber ich versichere Ihnen, daß ich mein Bestes tun
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