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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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davonflattern und spürte den Schavall auf meiner Brust: Ohne den aktiven Schutz durch den Schavall wären wir jetzt beide verloren gewesen. Das führte allerdings dazu, daß er sich nicht mehr um den Hexengeist kümmern konnte.
    Ich dachte als nächstes an Lady Ann. Hatte sie mein Vertrauen wirklich verdient? Ich sah mich um. Wir standen wieder in der Halle des Schlosses, wenn auch diesmal in der Gegenwart. Der Schavall hatte uns kurz in die Vergangenheit entführt, in jene Zeit, da die Kräuterhexe ihren Fluch ausgesprochen hatte.
    Es ist mir heute unmöglich, den ganzen Vorgang im nachhinein schlüssig und logisch zu erklären. Dafür ist mir der Schavall selbst zu rätselhaft geblieben. Auf jeden Fall glaubte ich, oben auf der Galerie den Schatten von Lady Ann zu sehen. Der hilflos flatternde Geist der Kräuterhexe - es mochte sich nur um ein entliehenes Fragment ohne eigenen Willen handeln - wurde von Lady Ann eingefangen. Ein eigenartiges Fluoreszieren entstand, das ich nicht zu deuten wußte. Was Lady Ann tat, entzog sich meinen Blicken. Die Geister versuchten noch immer vergeblich, auf uns einzudringen. Ein Schutzwall umgab uns, der für sie unüberwindlich war.
    Lord Frank Burgess trat ein. Mit geweiteten Augen sah er sich um.
    „Frank!“ rief Don Cooper. „Frank, sieh her! Alles wird wieder gut.“
    „Es ist vollbracht!“ schrie jetzt auch Lady Ann. Ich sah sie wieder: Sie schwebte von der Galerie auf den Lord zu, berührte ihn, ehe es jemand verhindern konnte, und verschwand, als habe er sie einfach absorbiert.
    Er zeigte keinerlei Reaktion darauf.
    „Lady Ann?“ rief Don Cooper erschrocken.
    Keine Antwort mehr. Der Lord schien überhaupt nichts bemerkt zu haben. Jedenfalls, die Geisterfrau schien nicht mehr zu existieren. Lord Frank Burgess schien sowieso überhaupt nichts zu begreifen. Er würde wohl erst allmählich dahintersteigen, daß er alles überstanden hatte, daß es den Fluch nicht mehr gab...
    Und es war tatsächlich so, denn ich wußte die Zeichen richtig zu deuten: Die Geister formierten sich, schlossen sich zusammen zu einer schwarzen Wolke, die heulend gegen die Decke der großen Halle ging. Der furchtbare Laut verlor sich unter dem Dach. Das ganze Gebäude erbebte in den Grundfesten. Sturm kam auf. Dann verblaßte das Bild der Halle. Don Cooper und ich sahen uns um. Wir standen in meiner Kabine auf dem Schiff. Zu unseren Füßen war das gleichmäßige Stampfen der Turbinen. Von meiner Beschwörung war keine Spur mehr geblieben: Die Kabine machte einen ordentlichen, aufgeräumten Eindruck - wie sonst.
    „Ich habe einen großen Fehler gemacht!“ sagte ich verschmitzt.
    „Wie?“ fragte Cooper verdattert.
    „Nun“, erläuterte ich, „der Fluch ist überstanden, Ihr Freund gerettet, Lady Ann vielleicht im Nirgendwo, im Reich der Geister, entfernt aus dem Diesseits - und vor allem: Sie leben noch! - Also, wenn das kein Fehler ist!“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Na, schließlich kann ich Sie jetzt nicht mehr beerben!“
    Seine Kinnlade klappte herab. Er stierte mich an, als habe er mich noch nie zuvor gesehen. Dann verstand er endlich, daß es ein Scherz sein sollte.
    Wir lachten beide. Es klang befreit, und das waren wir ja auch.
    Spontan kam Don Cooper auf mich zu und nahm mich in die Arme, wie einen alten Kamerad, den man nach vielen Jahren endlich noch einmal sah. Bewegt drückte er mich an sich. Und als er mich endlich wieder frei ließ, sah ich Tränen in seinen Augen. Aber ansonsten war er längst nicht mehr jenes Nervenbündel. Ich sah, daß sein altes Selbstbewußtsein wiedererwacht war. Er würde bald wieder der Draufgänger und Abenteurer sein, der er vor seinem Besuch von Schloß Pannymoore gewesen war.
    Ich schüttelte den Kopf, als ich ihn so betrachtete. Irgendwie war mir dieser Don Cooper zutiefst sympathisch, und ich begann schon zu ahnen, daß zwar das Schlimmste für uns beide vorläufig überwunden war, aber daß ich ihn womöglich nicht so schnell wieder los wurde. Aber das wollte ich eigentlich ja auch gar nicht mehr!
    „Willkommen auf meiner Reise nach Indien!“ sagte ich. „Es freut mich, Sie kennengelernt zu haben.“
    „Schätze, wir haben den gleichen Weg?“ fragte er lächelnd.
    „Das glaube ich auch. Schließlich befinden wir uns an Bord eines Schiffes, das nur dieses eine Ziel hat, nicht wahr?“
    Er zuckte mit den Achseln. „Eigentlich habe ich das ganz anders gemeint, Mr. Tate. Sehen Sie, ich finde, Sie sind eine äußerst interessante

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