Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Pentagramm schloß sich! Eine plötzliche, fünfeckige Feuersäule schoß gegen die Decke, berührte diese und fraß sich fest. Don Cooper war mittendrin. Er schrie gellend. Ich konnte ihn nicht mehr sehen.
*
Die Feuersäule, die Don Cooper in ihrer Mitte gehabt hatte, fiel wieder in sich zusammen. An der Decke blieben die verbrannten Umrisse eines fünfzackigen Sternes: der Trutenvuoz, also der Fußabdruck einer Drude. Sein Äquivalent befand sich am Boden. Nachdem der Zauber seine Wirksamkeit verloren haben würde, würden auch diese Zeichen spurlos verschwinden, als hätte es sie nie gegeben.
Don Cooper war wieder sichtbar. Bleich starrte er mich an. Er wollte was sagen, doch ich schüttelte nur den Kopf. Noch war ich nicht fertig. Jetzt war ich erst soweit, daß Don Cooper gefangen war. Aber der Zweck der Sache war schließlich, ihn immun zu machen gegen die Angriffe der Geister. Diese Angriffe würden letztlich aus ihm selbst kommen. Es mußte mir also gelingen, innerhalb des Zeichens jegliches Wirken dämonischer Kräfte möglichst unwirksam zu machen. Ein schwieriges, wenn nicht sogar unmögliches Unterfangen. Wesentlich leichter wäre es gewesen, wäre der Angriff von außen, von meinem Standpunkt aus, zu erwarten gewesen...
Ich hob die Arme und sah zur Decke. „Kaballa!“ rief ich. Das war eigentlich ein Schimpfwort der alten Goriten. Dieses Wort wurde von den Juden viel später wieder aufgenommen und diente als Bezeichnung einer jüdischen Geheimsekte, welche die berühmte Kaballa, eine magische Schrift, entwickelte. „Kaballa, sythonemsig!“ Das genügte. Ich konzentrierte mich auf das Folgende: Im Geiste nahm ich die Ereignisse vorweg, wissend, daß sie sich in Wirklichkeit ebenso begeben würden.
Jetzt begann der eigentliche magische Kreis zu glühen. Er schien zu „atmen“, erweiterte sich um zwei Zoll, zog sich wieder zusammen. Dabei wurde das Gluten immer intensiver. Zum zweitenmal schoß eine Feuersäule empor. Sie war diesmal nach außen hin rund. Ich wußte, daß sich das Feuer im Innern ausbreitete und den Zwischenraum zwischen Drudenfuß und Kreis auszufüllen begann. Erst wenn die Innenseite fünfseitig war, war es geschafft.
Die Flammenwand fiel in sich zusammen. Die Luft flimmerte noch. Der Zwischenraum war schwarz verkohlt. An der Decke ebenso wie am Boden. Don Cooper war auf die Knie gesunken. Er begann zu begreifen, was ich tat, und verhielt sich abwartend. Und noch immer war ich nicht am Ende angelangt. Ich ließ den farbigen Nebel zu einem einheitlichen Grauton werden. Dazu genügten ein paar einfache Beschwörungen. Er kroch papierdünn über den Boden, machte aber am magischen Kreis halt.
Jetzt schien es, als sei der Raum der Wirklichkeit entrissen und als befände er sich in einem anderen Universum. Ich begann, die lange Litanei der aufsteigenden Kräfte zu singen. Schon nach den ersten Versen zeigte sich eine Wirkung. Don Cooper schreckte zusammen, als er sich plötzlich von einer unsichtbaren Gewalt gepackt fühlte. Er schwebte in die Mitte des Raumes. Hier wurden die bestehenden Naturgesetze nicht auf den Kopf gestellt, sondern durch andere, durch magische, die im Grunde ebenfalls zu der Kategorie der Naturgesetze gehörten, ersetzt. Auch für die Schwarze Magie und die Weiße Magie gab es Grenzen, doch war ich hier noch weit davon entfernt, sie auch nur zu berühren.
Als ich die Litanei abbrach, war es vollendet. Ich fühlte mich total ausgepumpt. Gottlob waren es noch ein paar Stunden bis Mitternacht, also bis zum Beginn des eigentlichen Kampfes. Ich würde also Zeit haben, mich zu erholen.
„Können Sie mich gut verstehen?“ rief ich Cooper zu.
Er nickte. „Was, um alles in der Welt, soll das hier eigentlich bedeuten?“
„Es ist Ihre und meine Lebensversicherung“, klärte ich ihn auf. „Der Angriff der Geister wird aus Ihnen selbst erfolgen. Die werden es jetzt schwer haben, Ihnen Schaden zuzufügen, Mr. Cooper. Auch an mich selbst kommen sie nicht heran, weil ich durch die magische Barriere geschützt bin.“
„Ist es denn möglich, mich wieder in eine normale Lage zu bringen? Ich fühle mich schwerelos. Mann, ich bin doch kein Astronaut!“
Ich lachte humorlos. „Daran müssen Sie sich gewöhnen, Mr. Cooper.“
„Wieso? Wie lange soll das denn dauern?“
„Mindestens bis Mitternacht. Erst dann wird sich erweisen, ob meine Vorbereitungen ausreichend sind.“
„Sie haben eine umwerfende Art, einem Mut zu machen. Warum haben Sie mich mit
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