Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Eingeborenenstamm hatte den Mann aufgelesen, der mehr tot als lebendig gewesen war. Das hatte man wohl mehr aus Neugierde getan. Von den Händen des Medizinmannes war Luis Alonso jedenfalls dem Tode entrissen worden.
Er gesundete rasch. Der Medizinmann erkannte, daß Luis Alonso mediale Fähigkeiten besaß, die allerdings im Verborgenen schlummerten. Luis Alonso lernte in der relativ kurzen Zeit, die er bei dem Stamm verbracht hatte, eine ganze Menge von dem Zauberer. Katschu hieß der Mann, und als Luis ein Jahr später wieder in der Heimat gewesen war und davon erzählt hatte, war er zu seinem Spitznamen gekommen. Mehrmals hatte er schon unter Beweis stellen können, daß das, was ihm der echte Katschu beigebracht hatte, keineswegs Unsinn war. So war Luis Alonso der Katschu seiner dörflichen Gemeinde geworden. Eine Stellung, die ihm wenig behagte, die er allerdings nicht mehr aufgeben konnte, so sehr er sich auch bemühte. Oft genug hatte es Luis bereut, daß er von der Episode überhaupt erzählt hatte. Jetzt war es nicht mehr rückgängig zu machen.
Katschu ließ seinen Blick schweifen. Die ärmlichen Hütten befanden sich nur hundert Schritte vom Strand entfernt. Hier gab es eine kleine Bucht, in die sich das Dorf duckte. Am Ende des Dorfes stieg der felsige Boden an und bildete einen Talkessel, der zum Meer hin offen blieb.
Tief sog Katschu, alias Luis Alonso, die würzige Luft in seine Lunge. Er setzte sich in Bewegung. Es war nicht weit bis zum Strand. Ahnungsvoll blickte er über das Wasser. In dieser Richtung wußte er die Nachbarinsel. Und es war ihm, als könnte er tanzende Irrlichter am Horizont sehen - dort, wo sich der furchtbare Geist befand, der aus dem fernen Großbritannien herübergekommen war.
Katschu setzte sich auf einen Stein. Er lauschte in sich hinein. Etwas wisperte. Das Geräusch drang nicht über seine Ohren in sein Inneres, sondern schien direkt in seinem Gehirn zu entstehen. Er dachte an den alten Zauberer im afrikanischen Dschungel, der ihn in die Geheimnisse der Magie eingeführt hatte. Auch dem Alten war es gelungen, ihm telepathische Botschaften zukommen zu lassen. Das hier allerdings war anders. Ganz anders: Etwas tastete in seinem Gehirn herum.
Bevor es sich zurückziehen konnte, packte Katschus Geist zu. Das Ding wand sich verzweifelt, allein mit wenig Kraft. Eine Minute lang dauerte der lautlose Kampf. Dann ergab sich das Fremde scheinbar. Katschu spürte die Anwesenheit des Bösen, des abgrundtief Bösen! Und er hatte sich damit in seiner Unvorsichtigkeit offensichtlich untrennbar vereinigt...
*
„Wer bist du?“ fragte Katschu. Keine Antwort. „Bist du ein Fühler des mächtigen Geistes, den ich vorhin im Traum gesehen habe?“
Erschrecken. Dann: „Du hast es - gesehen?“
Katschu zögerte. Er hielt seine Gedanken wohlweislich im Zaum. Unbewußt erkannte er, daß es ein Fehler sein konnte, den anderen zu viel wissen zu lassen. „Nicht richtig gesehen“, berichtigte er, „sondern eben nur - davon geträumt.“
„Aha. Ich hause auf der Nachbarinsel, wie du sicher weißt. Ich bin schon lange dort. Ich glaube, Wochen sind inzwischen vergangen, doch vermag ich nicht, es genau zu bestimmen, da ich keinen Zeitbegriff habe.“
„Sage mir, was du hier machst.“
Hämisches Lachen, das im Innern von Katschu widerklang. „Das würde dir so passen, was? Ich bin hier - und das genügt dir als Information. Was du geträumt hast, ist längst Vergangenheit. Ich war sehr schwach. Beinahe wäre es gelungen, mich zu vernichten. Mein ärgster Feind heißt Mark Tate! Man nennt ihn einen Teufelsjäger. Aber er weiß nicht, daß ich es überstanden habe. Ja, beinahe wäre ihm der endgültige Sieg gelungen. Ich konnte rechtzeitig ausweichen. Und jetzt warte ich auf die Gelegenheit, mich an meinem Feind zu rächen. Die Zeit ist nicht sinnlos verstrichen. Meine Kräfte haben sich erneuert.“
„Du - du bist ein Dämon!“ stellte Katschu fest.
„Ja, das bin ich allerdings. Ich bestand aus vielen Geistern. Auf Schloß Pannymoore spukten wir. Es gab einen alten Fluch, durch den Verstorbene aus dem Adelsgeschlecht über viele Generationen hinaus zu Verdammten wurden. Ein Teufelsjäger bekämpfte den Fluch: Mark Tate! Erfolgreich. Hätten wir uns nicht im letzten Augenblick zu einer Einheit zusammengeschlossen, wäre die Sache unser Ende gewesen...“
Katschus Gedanken wirbelten, ohne daß er es verhindern konnte. Der Dämon konnte ihnen nicht richtig folgen. Er wurde
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