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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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wäre stolz darauf gewesen, obwohl«, meinte sie düster, »seine Verdienste um das College und um seine Gründung nie richtig gewürdigt worden sind.«
    »Lady Mathilda«, sagte Tripham seufzend, »das haben wir jetzt wirklich oft genug erörtert. Unsere Mittel sind beschränkt.«
    »Ich glaube trotzdem«, entgegnete Lady Mathilda von oben herab, »daß das College das Geld beschaffen könnte, um der Universität einen Lehrstuhl mit dem Namen meines Bruders zu stiften.« Sie griff sich an die lose Haut ihres Halses. »Bald sind alle tot, die meinen Bruder kannten, und damit sind seine großen Errungenschaften vergessen.« Nun sah sie Corbett an. »Der König ist ebenfalls undankbar: Er könnte die Mittel bereitstellen...«
    »Seine Hoheit können nicht bereitstellen«, entgegnete Corbett, »was sie nicht haben.«
    »Ah, natürlich«, stimmte ihm Lady Mathilda zu. »Der Krieg in Schottland. Jammerschade.« Sie nahm ihren Kelch und starrte ins Feuer. »Es ist wirklich eine Schande, daß Edward meinen Bruder mit dem Tag vergessen hat, an dem er die königliche Standarte in Evesham verteidigt hat, damals als de Montfort fiel.«
    »Niemand vergißt das«, unterbrach sie Tripham taktvoll. »Nein, und ich auch nicht«, erwiderte Lady Mathilda. »Vielleicht sollte man die Kassenbücher des College genauer prüfen.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« Tripham reckte seinen dünnen Hals, und sein Adamsapfel tanzte wie ein Korken auf einer unruhigen Wasserfläche.
    Ranulf und Maltote verwirrte die Bosheit ihrer Gastgeber. Corbett schaute verlegen auf das Relief eines Spatzen über dem Motto auf dem Kaminsims. Er übersetzte den lateinischen Vers aus dem Neuen Testament: Wieviel mehr seid ihr als die Vögel? Lady Mathilda bemerkte, daß Corbett abgelenkt war, und gab Tripham ein Zeichen, daß diese Dinge würden warten müssen.
    »Sir Hugh, ergibt für Euch Passerels Tod irgendeinen Sinn? Ist es möglich, daß er der Bellman gewesen ist?« fragte Tripham. »Ich meine, der Angriff der Studenten war natürlich unverzeihlich, aber...«, er verzog das Gesicht, »Ascham war ein von allen geliebter Lehrer, voll kindlicher Unschuld. Ehe er starb, hat er fast den ganzen Namen Passerels auf ein Stück Pergament gekritzelt.«
    »Es wäre verlockend«, erwiderte Corbett, »Passerel als den Bellman zu identifizieren, zu denken, daß er Ascham ermordet hat, weil der Bibliothekar seiner geheimen Identität auf die Spur gekommen ist, und daß Passerel später in die St. Michael’s Church geflohen ist, wo er, um Aschams Tod zu rächen, ermordet wurde.« Corbett stellte seinen Becher auf den Fußboden. »Wenn das die Wahrheit ist, und wenn ich diese auch noch beweisen könnte, dann würde der König den Tod Passerels einfach abtun. Er würde erklären, daß der Bellman zum Schweigen gebracht worden sei und damit Recht und Ordnung wiederhergestellt seien. Und ich könnte Oxford dann verlassen.« Corbett zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wären wir sogar in der Lage zu beweisen, daß Passerel hinter den Morden an diesen alten Bettlern steckt, die in den Wäldern vor der Stadt gefunden worden sind.«
    »Aber das würdet Ihr mit Eurer Logik doch kaum vereinbaren können?« ließ sich eine Stimme hinter ihm vernehmen.
    Corbett drehte sich um. Master Leonard Appleston nahm sich einen Hocker und gesellte sich zu ihnen. Er stellte sich vor und schüttelte Corbett und seinen Gefährten energisch die Hand.
    »Kennt Ihr Euch in der Logik aus?« fragte Corbett. Applestons eckiges, sonnengebräuntes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Er wirkte auf einmal schüchtern. Dann kratzte er sich an einer wunden Stelle am Mundwinkel, ein nervöser Tick, wie ein Schuljunge, der nicht wußte, ob er sich loben lassen sollte oder nicht.
    »Leonard unterrichtet Logik«, meinte Lady Mathilda. »Seine Vorlesungen sind an den Colleges sehr beliebt.«
    »Ich habe gehört, was Ihr gesagt habt«, erklärte Appleston. »Es wäre eine saubere Lösung, den armen Passerel als den Mörder hinzustellen, als fons et origo aller unserer Schwierigkeiten.«
    »Glaubt Ihr daran?« fragte Corbett.
    »Wenn ein Problem existiert«, sagte Appleston, lächelte Ranulf zu und breitete die Arme aus, »dann muß es auch eine Lösung geben.«
    »Richtig, und das ist das Problem«, entgegnete Corbett. »Doch was passiert, wenn das Problem komplex ist, die Lösung aber so einfach, daß man sich fragt, ob es überhaupt ein Problem gegeben hat?«
    »Was meint Ihr damit?« wollte Appleston

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