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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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wissen und ließ sich von Master Moth einen Kelch mit Wein bringen. Corbett hielt inne, um seine Gedanken zu ordnen. »Master Appleston, Ihr doziert an den Colleges doch auch über die Existenz Gottes?«
    »Ja, meine Vorlesungen bauen auf Thomas von Aquins Summa theologica auf.«
    »Und Ihr kommentiert auch seine Gottesbeweise?«
    »Natürlich.«
    »In diesem Fall«, erwiderte Corbett, »stimmt Ihr mir doch zu, daß Gott, wenn ich beweisen könnte, daß er existiert, aufhören würde zu existieren?«
    Appleston legte die Stirn in Falten.
    »Ich meine«, fuhr Corbett fort, »kann ich, obwohl ich endlich und sterblich bin, zweifelsfrei beweisen, daß ein unendliches und unsterbliches Wesen existiert, dann bin ich entweder auch unendlich und unsterblich oder das, was ich beweise, kann gar nicht existieren. Mit anderen Worten, ein solcher Gottesbeweis ist zu einfach und deswegen unlogisch, etwa als würde ich behaupten, eine Gallone Wasser in einen Pintkrug füllen zu können. Wenn ich das könnte, dann handelt es sich entweder nicht um eine Gallone, oder der Krug faßt mehr als ein Pint.«
    »Concedo«, meinte Appleston widerstrebend. »Aber ich muß erst einmal darüber nachdenken, was Ihr da gesagt habt, Sir Hugh.«
    »Dasselbe gilt auch für Passerel«, fuhr Corbett eilig fort. »Wenn er der Bellman ist und der Mörder von Robert Ascham und John Copsale, einmal ganz zu schweigen von den alten Bettlern, dann würde ich sagen, daß diese Lösung zu einfach und zu sauber ist, und daher ist sie vollkommen unlogisch.«
    »Ich stimme zu«, erklärte Ranulf und schnitt eine Grimasse in Richtung von Maltote.
    »Wer hat also Ascham auf dem Gewissen?« fragte Tripham leise.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Corbett. »Deswegen bin ich hier.« Er wandte sich an Tripham. »Ich würde gerne heute abend die Bibliothek besuchen, vielleicht nach dem Abendessen?«
    »Natürlich«, entgegnete der Konrektor. »Wir können dort den Likör trinken. Die Bibliothek ist sehr bequem eingerichtet.«
    Master Moth gesellte sich zu ihnen. Er tippte Lady Mathilda auf die Schulter und gab ihr mit den Fingern ein Zeichen.
    »Das Dinner wird jetzt serviert«, erklärte sie, stand auf und nahm aus einer Ecke beim Kamin ihren Rohrstock. »Gentlemen, ich schließe mich später wieder an.« Sie humpelte mit einer Hand auf dem Stock, die andere auf ihren schweigenden Diener gestützt, aus dem Zimmer. Die Unterhaltung wurde etwas unzusammenhängend fortgesetzt. Appleston und Tripham fragten nach dem Hofleben und den Getreidepreisen in Leighton Manor. Andere Lehrer gesellten sich zu ihnen, so Aylric Churchley, der Naturwissenschaften unterrichtete und dünn wie eine Bohnenstange war und ein giftiges Gesicht und einen kahlen Schädel hatte, auf dem noch ein paar graue Haarbüschel aufragten. Er hatte eine solche Piepsstimme, daß Corbett Ranulf und Maltote unauffällig ein Zeichen gab, um Gottes willen nicht zu lachen. Peter Langton hatte ein schmales, zerfurchtes Gesicht mit Triefaugen und nahm allen gegenüber eine unterwürfige Haltung ein, besonders Churchley, den er als den besten Arzt von Oxford bezeichnete. Bernard Barnett mit einem Mopsgesicht und einer hohen Stirn kam als letzter. Er war eine Tonne von Mann und hatte stechende Augen und eine hängende Unterlippe. Er sah sehr streitsüchtig aus und so, als wollte er jeden Moment die Frage erörtern, wie viele Engel auf einem Stecknadelkopf Platz finden.
    Lady Mathilda kehrte zurück, und Tripham ging einen Gang entlang vor ihnen allen her und in den Speisesaal. In diesem luxuriös eingerichteten ovalen Raum war es gemütlich und warm. Der Tisch in der Mitte war mit weißem, golddurchwirktem Seidenstoff bedeckt, der im Licht der Bienenwachskerzen glänzte. Diese spiegelten sich auch in den Bechern und Krügen aus Silber und Zinn und im Besteck. Über der dunkelbraunen Wandtäfelung hingen wunderschöne Gobelins mit Szenen aus dem Leben König Arthurs. Kleine Teppiche lagen auf dem Fußboden. Die Kohlenbecken in den Ecken verbreiteten einen angenehmen Duft, und große Vasen mit Rosen standen neben den gepolsterten Bänken in den Fensternischen. Ihr süßlicher Duft mischte sich mit den schweren Gerüchen aus der Küche, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen konnte. Tripham setzte sich ans Ende der Tafel, Lady Mathilda zu seiner Rechten, Corbett zu seiner Linken. Ranulf und Maltote bekamen Plätze am entgegengesetzten Ende bei Richard Norreys zugewiesen, der die Köche in der Küche

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